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Abstimmung am 3. September
151 Millionen: Zürich entscheidet schon wieder über einen Mega-Schulhauskredit 

Die Schulanlage Triemli / In der Ey in Albisrieden soll erweitert werden.
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Worum geht es?

In Albisrieden steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler stark, der Schulraum wird knapp. Deshalb will die Stadt Zürich die beiden aneinander angrenzenden Schulanlagen Triemli und In der Ey an der Triemlistrasse grosszügig ausbauen. Kostenpunkt: 121 Millionen Franken, dazu kommen Reserven von 30 Millionen. Damit folgt bereits ein weiterer millionenschwerer Schulhauskredit, nachdem das Volk Mitte Juni mit 80 Prozent Ja-Stimmen 231 Millionen Franken (inklusive Reserven) für den Neubau des Schulhauses Saatlen in Schwamendingen bewilligt hat. Laut der kantonalen Bildungsdirektion ist der Schülerzuwachs in der Stadt Zürich besonders hoch. Hier sind in den letzten elf Jahren gut ein Drittel mehr Schulkinder hinzugekommen.

Was ist geplant?

Die Stadt will die bestehenden Schulhäuser Triemli B und C durch einen Neubau über einer unterirdischen Dreifachsporthalle ersetzen. Das Schulhaus Triemli A wird weiterhin von der Musikschule Konservatorium Zürich genutzt, das Schulhaus In der Ey erhält einen Neubau. Die neuen Schulen sollen künftig Platz für insgesamt 42 Klassen bieten, 13 mehr als heute. Die Stadt rechnet mit knapp 1000 Schülerinnen und Schülern, für die es auch mehrere Verpflegungs- und Betreuungsräume geben soll.

Die neuen Aussenanlagen umfassen gedeckte Pausenflächen, Spiel- und Allwetterplätze sowie eine Fussballwiese, die wie die Sporthalle ausserhalb der Schulzeiten auch Vereinen und dem Quartier zur Verfügung stehen. Wie üblich bei städtischen Neubauprojekten sollen die Gebäude im Minergie-P-Eco-Standard erstellt und mit Fotovoltaikanlagen ausgerüstet werden.

Wann ist das neue Schulhaus bezugsbereit?

Bei einem Ja am 3. September soll die neue Schulanlage 2028 bezugsbereit sein. Für den Unterricht während der Bauzeit werden Provisorien aufgestellt.

Wer ist dafür und warum?

Der Gemeinderat stimmte der Vorlage mit 106 zu 12 Stimmen zu. Grüne, SP, GLP, Mitte, FDP, EVP und AL waren dafür, einzig die SVP stimmte dagegen. Die Befürworterinnen und Befürworter halten den Neubau angesichts der wachsenden Bevölkerung in Albisrieden und der Einführung der Tagesschule für notwendig und sinnvoll. Zudem loben sie das Bauprojekt punkto Ökologie.

Wer ist dagegen und weshalb?

Die SVP kritisiert, dass ein historisch wertvolles Gebäude unnötigerweise abgerissen werde, obschon es für den Schulbetrieb noch brauchbar sei. Die Partei anerkennt zwar die Notwendigkeit eines zusätzlichen Neubaus, hält das vorliegende Projekt aber für unausgewogen, weil nur rund ein Drittel der neu verbauten Fläche für den Unterricht vorgesehen ist. «Wir wollen keine Mega-Stadt und somit auch keine Mega-Schule», erklärte SVP-Sprecher Stefan Urech im Gemeinderat. Zudem sei es bereits das zweite Schulhaus innerhalb kürzester Zeit, das einen dreistelligen Millionenbetrag koste. Vorbehalte wegen der Kosten meldete auch die FDP an, die im Gemeinderat nur zähneknirschend Ja sagte. Sie wirft der Stadt vor, zu den bereits aufwendigen kantonalen Vorgaben beim Schulhausbau immer noch etwas «draufzupacken». So kämen beim Raumprogramm weitere Begehrlichkeiten dazu, auch vom Gemeinderat.

Wie reagiert die Stadt auf die Kritik?

Im Gemeinderat wehrte sich Hochbauvorsteher André Odermatt (SP) gegen die Kritik. Vom Schulamt werde bestellt, was für einen guten Unterricht und eine Tagesschule notwendig sei. Man halte sich grundsätzlich an die kantonalen Vorgaben, sei sogar immer leicht unter ihnen. Dank der Mehrfachnutzungen müsse Zürich den Vergleich mit anderen Städten nicht scheuen und sei gar besser unterwegs als sie. Bezüglich der Kosten verwies Odermatt auf «klare Benchmarks», an denen sich sein Departement ausrichte. Bei den Gebäudekosten für das Projekt Triemli / In der Ey liege man 13 Prozent unter den Zielvorgaben, bei der Hauptnutzfläche, einem der grossen Kostentreiber, sogar 25 Prozent darunter, sagte Odermatt.

Wie viel Geld gab Zürich in den letzten Jahren für neue Schulhäuser aus?

Insgesamt hat die Stadt in den vergangenen fünfzehn Jahren im Schulbauten-Portfolio rund 340 Millionen Franken in Neubauten, 150 Millionen in Erweiterungsbauten und rund 210 Millionen in 66 «Züri-Modular»-Pavillons investiert. Noch nicht berücksichtigt sind dabei die 480 Millionen Franken in den laufenden, noch nicht abgerechneten Projekten sowie die 231 Millionen für das Schulhaus Saatlen und die jetzt zur Abstimmung gelangenden 151 Millionen Franken, inklusive der jeweiligen Reserven.

Die neue Schulanlage Saatlen in Schwamendingen soll 2027 bereitstehen.

Wie sinnvoll sind Grossschulhäuser aus pädagogischer Sicht?

Ergeben Grossschulhäuser auch aus pädagogischer Sicht Sinn, oder gehen die Schulkinder in einer solchen Anlage verloren? Dazu ist in der Schweiz wenig bekannt, weil es bisher kaum wirklich grosse Schulhäuser im Bereich der obligatorischen Schule gibt, wie der Bildungsforscher Stefan Wolter vor der Saatlen-Abstimmung sagte. Für ihn überwiegen insgesamt eher die Vorteile grösserer Schulen. Dort liessen sich gemeinsam genutzte Infrastrukturen besser nutzen, weshalb sie tendenziell auch besser ausgestattet seien, etwa mit Mehrzweckaula, Musikräumen, Sportanlagen oder Bibliotheken. In grossen Schulen liessen sich zudem besser Stellvertretungen organisieren, und sie seien dank professionellem Sekretariat und Vollzeitschulleitungen einfacher zu steuern, sagt der Professor für Bildungsökonomie. Allerdings sieht er auch Nachteile, etwa die grössere Anonymität, welche zu mehr disziplinarischen Problemen führen und «klimatisch» dem Schulerfolg weniger förderlich sein könne. Zudem seien die Schulwege tendenziell länger.