AboErinnerungen an den ersten Schultag«Unter Tränen habe ich mich meinem Schicksal gefügt»
Kratzende Strumpfhosen, fehlende Nächstenliebe und tote Tiere auf dem Rücken: In die Schule zu kommen, ist kein Kinderspiel. Redaktorinnen und Redaktoren erinnern sich.
Der erste Tag im Widerstand
Markus Tschannen, Papablogger, eingeschult 1988 in Bern
In Bern gibt es keinen Thek, und den Ranzen trägt man vorne. Hier sagen wir einfach Rucksack oder Rucki. Als mich unsere Gemeinde in die Schule einzog, war klar, aus welchen Materialien der Rucki zu bestehen hat: Leder und Kuhfell. Doch ich wollte kein totes Tier zur Schau tragen. Zum Unverständnis des ganzen Dorfes – das von der Rinderzucht lebte – bestand ich auf einem Modell aus Kunststoff. Diese Demonstration meiner Selbstbestimmung trug ich stolzbockig über den Laufsteg, den sie Schulweg nannten. Vorbei erst an Bauernhöfen, dann an Kuhweiden. Zwei Hofhunde schlossen sich mir an und begleiteten mich auf den drei Kilometern ins Nachbardorf. Vermutlich roch das Polyvinylchlorid auf meinem Rücken wie die Plastikverpackung eines Cervelats. So erschien ich doch noch mit Fell zur ersten Klasse und verstiess damit technisch gesehen gegen keine Regel. Das allerdings sollte sich schon bald ändern.