Wohnungsnot in ZürichUnternehmen wehrt sich mit Grossplakat gegen Kritiker
Wegen einer Einsprache gegen ein Neubauprojekt greift die Bauherrschaft zu aussergewöhnlichen Mitteln.
In Zürich-West wird derzeit ein Rechtsstreit auf die Strasse getragen. Das Schweizer Transportunternehmen Welti-Furrer will anstelle des heutigen Parkhauses Pfingstweid einen Neubau mit Wohnungen, Gastronomie- und Gewerberäumen sowie einem neuen Parkhaus samt Elektroparkplätzen errichten.
Im Juli rekurrierte die Stiftung Hamasil dagegen. Die beiden geplanten Gebäude seien überdimensioniert und städtebaulich wie architektonisch mangelhaft.
Pranger an Hauswand
Nun stellt Welti-Furrer die Stiftung auf einer riesigen Plakatwand an der Fassade des Parkhauses an den Pranger: Hamasil verhindere an dieser Stelle Wohnungen für 1000 Franken, ist dort zu lesen.
Mit dem Plakat wolle man darauf hinweisen, dass das Projekt durch die Einsprache «massiv verzögert» werde, sagt Thomas Knecht zu «20 Minuten». Der Firmeninhaber der Knecht-Gruppe, zu welcher auch Welti-Furrer gehört, bezeichnet die Vorwürfe der Stiftung als haltlos. «Um die Bevölkerung und die Anwohnenden korrekt zu informieren, haben wir auf einer Website jeden von Hamasil aufgebrachten Punkt angeschaut und widerlegt.»
Hamasil will nicht gegen das Plakat vorgehen
Michael Sorg, Kommunikationsberater der Hamasil-Stiftung, findet dieses Vorgehen «interessant». Es zeuge von Nervosität, wenn ein so grosser Konzern frontal und öffentlich eine Stiftung wie Hamasil angreife, sagt er zu «20 Minuten».
Hamasil verhindere keine Wohnung. Man wolle mit dem Widerstand gegen das Renditeprojekt den Bau von Wohnungen für Familien, ältere Menschen oder WGs ermöglichen, die es in Zürich-West dringend brauche.
«Es ist das Recht der Knecht-Gruppe, ihre Profite mit einem Grossplakat zu verteidigen.»
Für Sorg ist klar, dass der überwiegende Teil der Wohnungen als «Business Apartments» und Zweitwohnsitze genutzt würde. «Der Nutzen für das Quartier und seine Menschen ist damit gleich null», sagt er.
Die Stiftung will trotzdem nicht gegen das Plakat vorgehen. «Es ist das Recht der Knecht-Gruppe, ihre Profite mit einem Grossplakat zu verteidigen», sagt Sorg. Genauso stehe es Hamasil zu, gegen das Bauprojekt zu rekurrieren. Ob das Projekt rechtskonform sei, werde vor Gericht entschieden, nicht auf Plakatwänden.
tif
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