Kulinarische Weltreise in ZürichHier gibt es alles, was es für ein sri-lankisches Festmahl braucht
Kathirgamanathan Subramaniam führt den tamilischen Laden SK Trading seit über 30 Jahren im Zürcher Kreis 5. Seine Kundschaft reist sogar aus dem Ausland an.
Schwyz, Glarus, Aargau und sogar Italien: Wer wissen will, wie beliebt der SK Trading im Kreis 5 ist, braucht sich bloss eine Weile auf eine Bank vor dem sri-lankischen Laden zu setzen.
Die Autos, die an diesem Sommernachmittag beinahe im Minutentakt vorfahren, kommen von überall her. Die wenigen Parkplätze vor dem Eckhaus an der Quellenstrasse 1 sind immer besetzt. Kundinnen und Kunden gehen ein und aus, verstauen ihre vollgepackten Plastiktüten zufrieden in ihren Kofferräumen. Eine Frau rollt vier Kokosnüsse in eine sichere Ecke ihres Autos.
Drinnen im Laden summen die Kühltruhen. Es riecht nach Getreide, Meeresfrüchten und Seife. Bunt leuchten die Plastikpackungen der Gewürze in den Regalen: Currypulver, Fenchelsamen, Kreuzkümmel, Boxhornklee.
Im SK Trading gibt es alles, was es für ein sri-lankisches Festmahl braucht. Zum Beispiel Vollkornreis, der in Sri Lanka traditionell zu Currys und Varai serviert wird. Ein Varai ist eine Art Curry ohne Kokosmilch, also sozusagen die trockenere Variante. (Hier verrät Stammkundin Vathany Sriranjan ihr Rezept für ein Randen-Varai.)
Bekannt ist der kleine Supermarkt aber vor allem für seine frischen Produkte. Hier gibt es Gemüse wie Drumsticks, die wohl in keinem Zürcher Schrebergarten wachsen. Drumsticks nennt man die langen Schoten des Meerrettichbaums, die in der sri-lankischen Küche etwa so üblich sind wie bei uns Broccoli. (Hier gehts zum Drumstick-Curry von Vathany Sriranjan.)
Am Montag, Mittwoch und Freitag treffen an der Quellenstrasse jeweils neue Lieferungen ein, direkt aus Südasien. «Der Fisch ist so frisch, dass er nur gekühlt, nicht gefroren hier ankommt», sagt Ladenbesitzer Kathirgamanathan Subramaniam. Auf seine Fischtheke ist er besonders stolz. Sein Lieblingsessen: Jaffna Odiyal Kool, eine Fischsuppe. «Jede Familie hat ihr eigenes Rezept dafür.»
Subramaniam hat den Laden SK Trading 1992 gemeinsam mit seiner Frau Thanaluxmy Kathirgamanathan gegründet. Das erste Geschäftslokal befand sich an der Gasometerstrasse. In den 90ern habe es hier im Gegensatz zu heute noch nicht viele sri-lankische Lebensmittelläden gegeben, sagt er. Viele Tamilen seien extra nach Bern gefahren, um einzukaufen, wenn sie sri-lankisch kochen wollten. «Also eröffnete ich den Laden.»
Subramaniam ist auf der Insel Karainagar im Norden von Sri Lanka aufgewachsen. «Weisser Korallensand, türkisblaues Wasser», sagt er und lächelt. Als junger Mann habe er oft im Lebensmittelladen seiner Eltern mitgearbeitet – bis er 1986 vor dem Bürgerkrieg floh. Als 24-Jähriger kam er in die Schweiz, arbeitete zuerst in der Küche eines Spitals, dann als Lagerist in einem Kleiderladen und machte sich mit dem SK Trading schliesslich selbstständig.
Seit 24 Jahren betreibt Subramaniam den Laden nun im Eckhaus an der Quellenstrasse, seit 1995 auch einen zweiten an der Josefstrasse 137. Am zweiten Standort verkauft die Familie Goldschmuck und indische Kleidung. «Gold ist mega verbunden mit unserer Kultur, Eltern schenken ihren Kindern Goldschmuck, und wir tragen ihn an Festen», sagt Maathanghi Kathirgamanathan. Sie ist die einzige Tochter von Subramaniam, hat in London Mode und Business studiert und wird die beiden Läden bald übernehmen.
Maathanghi Kathirgamanathan sagt, sie freue sich darauf, die Läden weiterzuführen. «Früher war ich nach der Schule und in den Ferien immer hier. Es fühlte sich natürlich an, ins Geschäft einzusteigen.» Auch weil sie viele Stammkundinnen schon über drei Generationen kenne: «Manche Kunden haben bei uns Goldschmuck für die Hochzeit ihrer Kinder gekauft, und mittlerweile kaufen diese Kinder bei uns Schmuck für die Hochzeit ihrer eigenen Kinder.»
Und das Geschäft laufe gut – vor allem der Lebensmittelladen. Beliebt seien zum Beispiel die kleinen sri-lankischen Schalotten. Ihr Geschmack sei intensiver als der von herkömmlichen Zwiebeln. (Hier kocht Stammkundin Vathany Sriranjan mit den Schalotten ein Varai.)
Oder die asiatischen Auberginen. Ihre Haut ist viel weicher und weniger zäh als bei den Auberginen in den grossen Supermärkten. (Hier gehts zum Auberginen-Curry-Rezept.)
Maathanghi Kathirgamanathans Traum ist es, eine grosse Ladenfläche zu finden und die beiden Läden ihrer Eltern zusammenzulegen. Das sei aber gar nicht so leicht, denn die meisten Lokale für Lebensmittelläden gingen an Coop, Migros oder Aldi. «Aber wir suchen weiter.»
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