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Verkehr der Zukunft in Zürich
Eine Stadt voller Einbahnstrassen und Vortritt fürs Velo

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Für Velofahrer sind die Pläne eine Erlösung, für Autofahrer ein Schock. Neun ETH-Professorinnen und -Professoren haben mit ihren Teams das gesamte Stadtzürcher Strassennetz umgekrempelt, und zwar konsequent aus einer Velo-Perspektive. Bis 2025 wollen die Forscher aufzeigen, wie das Zürcher Verkehrsnetz der Zukunft aussehen könnte und welche Auswirkungen das auf die Umwelt, den Verkehr und die Menschen hätte.

Nun liegen die ersten Resultate des Projekts «E-Bike-City» vor. Studienleiter Kay Axhausen vom Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme der ETH sagt: «Wir sind jetzt bereit, uns beschimpfen zu lassen» – und meint damit vor allem Autofahrer. Das erklärte Ziel des Projekts ist es zwar, die Strassen für die Velofahrer sicherer zu machen. Dafür nehme man in Kauf, das Autofahren in der Stadt unattraktiver zu machen, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen.

Die ETH Zürich beginnt am Mittwoch ein visionäres Projekt für CO2-neutralen Verkehr in der Stadt Zürich. Es fokussiert auf Mikromobile wie Velos, E-Bikes und E-Scooter anstatt auf Autos.
Front Tagi vom 22. November 2022

Dazu haben die ETH-Experten eine Stadt entworfen, in der es von Einbahnstrassen wimmelt, in der kaum mehr Parkplätze gefunden würden und im Gegenzug die Fahrbahnen zur Hälfte für Velos, E-Bikes und E-Trottinette gestaltet werden. Der öffentliche Verkehr würde weiterhin die bisherigen Spuren nutzen. Zum Vergleich: Heute sind über 88 Prozent des Strassenraums für Autos und Parkplätze reserviert. Etwas über 11 Prozent ausschliesslich für Fahrräder und E-Bikes. 

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Eine Stadt voller Einbahnstrassen bedeutete für die Autofahrenden gemäss den Berechnungen der Forscher einen Umweg von 25 Prozent. Das sind bei einer Autofahrt von 20 Minuten 5 Minuten Umweg.

Drei Beispiele

Bislang haben die Verkehrsforscher drei Strassenabschnitte konkret geplant: die Birchstrasse, den Birchplatz in Oerlikon sowie die Kreuzung Winterthurer- und Letzistrasse im Kreis 6. Zudem ist eine interaktive Karte von Zürich entstanden, die sich erkunden lässt. 

Die Pläne nutzen jeweils die bisherige Fläche der Strasse. Das bedeutet, es würde keine Strasse verbreitert oder Häuser abgerissen. So liesse sich beispielsweise die Birchstrasse mit temporären Pfeilern und Strassenmarkierungen ohne aufwendige Bauarbeiten zügig umnutzen.

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Gemäss den ersten Ergebnissen der Studie liessen sich so 37 Prozent der heutigen Strassen in Zürich für die Mikromobilität, Gehwege und Grünflächen anders gestalten. Trotzdem soll jedes Gebäude weiterhin mit dem Auto erreichbar bleiben. Ein ausreichendes Angebot an Ladezonen und Kurzzeitparkplätzen sichere die Zufahrten für Notfall-​, Liefer-​ und Transportfahrzeuge.

Velos und ÖV haben Vortritt

Auf der Karte der ETH sind vorerst allerdings nur Fahrspuren eingezeichnet. Die Kreuzungen sind noch nicht alle vermerkt, weil man dafür erst die Simulationen abwarten will. Eine Beispielkreuzung gibt es aber bereits. Und der Birchplatz zeigt die Sprengkraft der ETH-Pläne.

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Bisher galt an Kreuzungen: Autos sollen möglichst flüssig fahren können. Geht es nach den Planern der ETH, haben künftig der öffentliche Verkehr und Velos Vortritt. Die Kurvenradien für die Autos werden enger, die Trottoirs für Fussgängerinnen und Fussgänger breiter. «Langsamerer Verkehr bedeutet für alle Verkehrsteilnehmer mehr Sicherheit», erklärt Axhausen die Überlegungen der Forscher.

«Der öffentliche Verkehr und insbesondere das Velo werden durch unsere Pläne gleichzeitig ein viel attraktiveres Verkehrsmittel», sagt Axhausen. Wenn sich immer mehr Menschen für ein autofreies Leben in der Stadt entscheiden würden, könnten zudem nach und nach Parkplätze durch Grünflächen und Veloabstellplätze ersetzt werden, was zusätzlich einen kühlenden Effekt für die Stadt hätte.

Das Tiefbauamt der Stadt Zürich schreibt auf Anfrage, dass der konkrete Vorschlag der Kreuzung Birchplatz interessant sei. «Er zeigt eine konsequente Lösung aus Sicht Veloverkehr auf, hat aber aus Sicht des Tiefbauamtes zu wenig Grün und Aufenthaltsflächen», schreiben die Fachleute. Zumal die Umgestaltung unter Ausblendung gewisser gesetzlicher Vorgaben erarbeitet worden sei.

Sieht so die Verkehrszukunft aus?

Mit drei Strassenabschnitten ist allerdings noch keine neue Stadt geplant, das ist auch Axhausen und seinem Team klar. Die Karte des Strassennetzes sei ein erstes Zwischenergebnis.  «Wir wollen vor allem das Bild der Velostadt in den Köpfen der Leute festsetzen», sagt Axhausen.

Dass die Stadt Zürich eine Velostadt sein soll, hat die Stimmbevölkerung in mehreren Volksabstimmungen bekräftigt. Und auch der Stadtrat wollte bis 2025 den CO2-Ausstoss im Verkehr deutlich reduzieren, wird diese Ziele aber voraussichtlich verfehlen. Bis 2040 soll zudem nur noch jede fünfte Fahrt in der Stadt Zürich mit dem Auto stattfinden. «Der Weg ist noch weit, aber wir sind in der richtigen Richtung unterwegs», sagt Stadträtin Simone Brander (SP). Immerhin sind noch nie so viele Menschen in der Stadt Velo gefahren wie 2022.

Die Stadt Zürich unterstützt das ETH-Projekt bisher vor allem indirekt auf fachlicher Ebene. Stadträtin Simone Brander (SP) betont, dass die Stadt es begrüsse, dass sich die ETH mit der Transformation von Stadtraum und Mobilität im urbanen Kontext wissenschaftlich auseinandersetze. Das Tiefbauamt wolle den Strassenraum auch umverteilen, aber nicht nur zugunsten des Veloverkehrs, sondern auch zugunsten von Aufenthalt, Grün, Fuss- und öffentlichem Verkehr. «Zudem haben wir Vorbehalte, das gesamte Stadtgebiet komplett in Einbahnstrassen umzuwandeln», sagt Brander.

Die Stadt sei aber gespannt auf das Endergebnis des Projekts bezüglich Gesamtleistungsfähigkeit des Verkehrssystems sowie auf die Umsteigeeffekte auf umweltfreundliche Verkehrsmittel aufgrund der Umverteilung des Strassenraums.

Bereits heute wäre es für die Planer der Stadt möglich, die Lösungsansätze der ETH-Forscher in ihre eigenen Planungen miteinzubeziehen. Denn diese stellen ihre Werkzeuge online zur Verfügung. Vom Tiefbauamt heisst es dazu: Man wolle die Optionen der Zusammenarbeit stadtintern diskutieren und prüfen, inwieweit die Überlegungen der ETH in die Planung des öffentlichen Raums miteinbezogen werden können.