Nachhaltiges Fliegen Zürcher Start-up baut Pilotanlage für grünen Flugzeugtreibstoff
Das Jungunternehmen Metafuels entwickelt zusammen mit dem Paul-Scherrer-Institut eine Testanlage für nachhaltiges Kerosin. Auch United Airlines hat angekündigt, 100 Millionen US-Dollar in grüne Treibstoffe investieren zu wollen.

Das Zürcher Start-up Metafuels und das Paul-Scherrer-Institut (PSI) haben ambitionierte Pläne: Sie wollen das Netto-null-Ziel auch in der Luftfahrtbranche möglichst rasch realisieren mittels eines neuen, grünen Flugzeugtreibstoffs. Die vom Start-up zusammen mit dem PSI entwickelte Methode verwendet Wasserstoff, Kohlendioxid und Strom aus erneuerbaren Quellen zur Herstellung eines grünen Methanols, das dann weiter zu synthetischem Kerosin verarbeitet wird. Das für das Verfahren benötigte CO₂ wird aus der Luft oder aus Holz- oder pflanzlichen Abfällen gewonnen. Der klimaneutrale Wasserstoff wird mithilfe von Wind- und Solarkraftwerken aus Wasser hergestellt. Die Entwickler sehen den Vorteil ihres Verfahrens gegenüber anderen nachhaltigen Luftfahrttreibstoffen in der effektiven Nutzung von erneuerbaren Energien und der hohen Ausbeute. Der Kohlenstoffausstoss könne im gesamten Lebenszyklus des Kraftstoffs je nach Produktionsstandort um 80 bis 95 Prozent gesenkt werden.
Die Pilotanlage für «Aerobrew», wie das Biokerosin genannt wird, soll in Form von zwei Containermodulen auf dem Campus des PSI realisiert werden. Nach einer umfangreichen Testung soll das Verfahren dann im Idealfall auf industriellem Massstab nachgebaut und genutzt werden.
ETH-Start-up stellt bereits Solarkraftstoff her
Synthetische Treibstoffe haben es in der kostenbewussten Luftfahrtindustrie schwierig. Die ETH Zürich hat bereits ein funktionierendes Verfahren zur Herstellung von synthetischem Kerosin aus Licht und Sauerstoff entwickelt, sogenanntem Solartreibstoff, aus dem dann das Start-up Synhelion hervorging. Wegen seiner im Vergleich zu fossilem Kerosin hohen Kosten und der fehlenden industriellen Infrastruktur steckt das Jungunternehmen aber immer noch im Stadium der Entwicklung einer kommerziellen Anlage, obwohl es mit dem Flughafen Zürich und der Swiss eine Zusammenarbeit vereinbart hat. Eine grössere Testanlage im deutschen Jülich soll dieses Jahr ihren Betrieb aufnehmen.
Paradigmenwechsel in der Luftfahrtindustrie
Die Schweizer Start-ups Metafuels und Synhelion sind nur zwei von vielen Jungunternehmen, die im wachsenden Markt der nachhaltigen Flugzeugkraftstoffe Fuss fassen wollen. United Airlines hat am Dienstag angekündigt, zusammen mit Partnern einen 100-Millionen-Dollar-Risikokapitalfonds zur Förderung von Start-ups im Bereich der klimaneutralen Flugzeugtreibstoffe zu schaffen. Boeing erklärte zudem letzte Woche, dass es seine Verwendung von nachhaltigem Treibstoff in diesem Jahr verdoppeln wolle, wie US-Medien berichteten.
Zurzeit gibt es nur zwei Unternehmen, die nachhaltigen Flugkraftstoff herstellen, der von grossen Fluggesellschaften verwendet wird: World Energy, eine US-amerikanische Firma, betreibt in Los Angeles eine Anlage, von der aus sie United und andere Airlines beliefert. Neste, ein finnisches Erdölunternehmen, stellt in Europa nachhaltiges Kerosin her, womit es unter anderem Lufthansa versorgt. Beide Firmen produzieren ihr nachhaltiges Kerosin aus biologischen Rohstoffen wie zum Beispiel altem Speiseöl und landwirtschaftlichen Reststoffen. Der so produzierte Treibstoff ist bis zu dreimal so teuer wie Kerosin aus fossilen Quellen, was seine Etablierung stark erschwert. Darum wird momentan weniger als ein Prozent nachhaltiger Kraftstoff auf kommerziellen Flügen verwendet.
Ausser zu klimaneutralem Kerosin forschen die grossen Flugzeughersteller Airbus und Boeing an Elektroflugzeugen für den Linienbetrieb. Das grosse Gewicht und der Platzbedarf der dafür nötigen Batterien stellen dabei nur eines von vielen Problemen dar. Nachhaltiger Düsenkraftstoff wird darum von vielen als realistischere Alternative für eine rasche Verringerung der Emissionen im Luftfahrtsektor angesehen. Momentan trägt die Luftfahrtbranche jedes Jahr rund 2 Prozent zu den weltweiten Treibhausgasausstössen bei. Die Europäische Kommission möchte, dass bis zum Jahr 2025 mindestens 2 Prozent des verwendeten Flugzeugtreibstoffs aus nachhaltigen Quellen hergestellt werden und bis 2050 rund 60 Prozent.
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