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Interview zum Drama im Wallis
Skitouren-Profi über die Gefahren am Berg

Werner Marti, Homme Elite, en action lors des championnats suisses de ski-alpinisme vertical ce dimanche 9 janvier 2022 a Morgins. (KEYSTONE/Maxime Schmid)
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Herr Marti, Sie haben die Patrouille des Glaciers vor zwei Jahren gewonnen und haben schon viele solcher Rennen bestritten. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie von der Tragödie der sechs Skitourengänger beim Training für die Patrouille gehört haben?

Für mich ist das zunächst vor allem ein tragischer Unfall in den Bergen, bei dem einem einmal mehr die Risiken des Alpinismus bewusst werden. Dass sich die sechs auf die Patrouille des Glaciers vorbereitet haben, war mir gar nicht bekannt.

Haben Sie selbst bei Ihren Trainings gefährliche Situationen erlebt, etwa einen unerwarteten Wetterumschwung?

Dazu muss man wissen: Alpiner Wettkampfsport hat mit herkömmlichem Alpinismus wenig zu tun. Leute wie ich, die als Profis oder ambitionierte Amateure unterwegs sind, trainieren praktisch täglich in den Bergen. Dabei wollen wir die Risiken, die das mit sich bringt, möglichst klein halten. Das bedeutet, dass wir auch einfach mal eine Skipiste hochlaufen, wenn das Wetter schlecht ist.

Ihnen sind die Gefahren also bewusst?

Ich bin in Grindelwald aufgewachsen, mein Vater ist Bergführer, und ich bin schon seit Kindesbeinen in den Bergen unterwegs. Mir ist klar, dass da Gefahren lauern. Beim Skitourentraining abseits der Pisten verhalte ich mich entsprechend.

Das Unglück ereignete sich auf der Originalstrecke der Patrouille des Glaciers. Trainieren Sie auch dort?

Erst in den letzten zwei Wochen vor dem Rennen. Dabei hat Zermatt den Vorteil, dass wir auch auf der Piste trainieren können, wenn das Wetter schlecht ist. Doch in den letzten zwei Tagen vor dem Rennen ist es zentral, dass sich meine zwei Mannschaftskollegen und ich mit den aktuellen Streckenverhältnissen vertraut machen.

Sind Sie beim Trainieren auch für Notfälle ausgerüstet?

Beim Training haben wir immer alles dabei, was normale Alpinisten an Sicherheitsausrüstung dabeihaben, also das LVS.

Was ist das?

Das Lawinenverschüttetensuchgerät. Dazu kommen eine Lawinensonde und eine Lawinenschaufel. Auch ziehen wir nicht nur den Renndress an, sondern kleiden uns den Verhältnissen entsprechend.

Und am Rennen?

Auch da ist eine vollständige Sicherheitsausrüstung vorgeschrieben – und das wird vor dem Start seriös kontrolliert. Es ist aber erlaubt, eine leichtere, weniger effiziente Lawinenschaufel mitzunehmen.

Die Organisatoren der Patrouille des Glaciers haben angekündigt, dass das Rennen trotz des Unfalls wie geplant stattfinden wird. Finden Sie das richtig?

Ich denke, das lässt sich gut vertreten. Am Rennen selbst ist die Strecke präpariert, für die Sicherheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird gesorgt. Es ist ja auch schon mehrfach vorgekommen, dass die Patrouille aus Sicherheitsgründen abgebrochen wurde.

Martin Anthamatten, left, Remi Bonnet, center, and Werner Marti, right, Patrol "Swiss Team 1, Garde-Frontiere" from Switzerland celebrate after the 2nd place of the race during the 21st Glacier Patrol race in the mountains between Zermatt and Verbier, in verbier, Switzerland, Saturday, April 21, 2018. The Glacier Patrol (Patrouille des Glaciers in French), organized by the Swiss Army, takes place from April 17 to 21. Highly-experienced hiker-skiers trek for over 53km (3994m ascent and 4090m descent) along the Haute Route along the Swiss-Italian border from Zermatt to Verbier. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)

Was fasziniert Sie – und Tausende anderer Menschen – an Skitourenrennen – trotz der Risiken, die Sie dabei eingehen?

Für mich ist es dieser einmalige Mix aus dem Athletischen und dem Erlebnis in der freien Natur, in den Bergen.

Auf einer präparierten Rennstrecke mit Hunderten anderen Teilnehmern unterwegs zu sein, hat doch mit dem Bergerlebnis wenig zu tun …

Wie gesagt, es ist die Mischung, die es ausmacht. Privat bin ich auch gern abseits vom Trubel am Berg unterwegs.

Ist die Teilnahme – und der Sieg – an Skitourenrennen das Risiko wert, das Sie dabei eingehen?

Ja, schon. Am Rennen selbst ist das Risiko ja minim. Die Strecke ist gut gesichert, und die Rennleitung überwacht die Verhältnisse auf der Strecke laufend. Gefahren gibt es vor allem noch bei den Abfahrten, wenn man stürzt und sich aus eigenem Verschulden verletzt. Aber das kann ja auch Pistenfahrern passieren.

Welches Ziel setzen Sie sich für die diesjährige Patrouille des Glaciers?

Schön wäre natürlich wieder ein Sieg. Ich denke, das Team mit Rémi Bonnet, Aurélien Gay und mir ist gut aufgestellt.