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Meinung

Kolumne Ombudsmann
Zeitungen als Verteil- und Diebesgut

Fotostrecke: So wacht Zürich auf.
Wir fangen die Zeit zwischen 6 und 8 Uhr morgens fotografisch ein. 
Zeitung steckt in der Türe im Niederdorf.
21.08.2024
(RAHEL ZUBER/TAGES-ANZEIGER)
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«Zum x-ten Male in kurzer Zeit erhalte ich meinen ‹Landboten› verspätet, nicht oder doppelt», moniert ein Leser aus Winterthur: «Es gibt nichts Ärgerliches als eine ‹alte› Tageszeitung.» Der Leser hat recht. Wiederholt, aber nicht häufig löst die Zustellung von Zeitungen Beschwerden aus – gern im Sommer, wenn Verträgerinnen und Verträger in den wohlverdienten Ferien und an ihrer Stelle Ersatzleute im Einsatz sind, welche die jeweiligen Routen nicht so gut kennen. Ein Ärgernis in seltenen Fällen ist auch die nasse Zeitung im Briefkasten.

Für die Zeitungszustellung ist hierzulande die Presto AG, eine Tochtergesellschaft der Post, mit ihren rund 5700 Teilzeitangestellten zuständig. «Unser Kerngeschäft ist die Frühzustellung von abonnierten, tagesaktuellen und druckfrischen Zeitungen», heisst es auf der Website der Firma mit Hauptsitz in Bern. Die Presto AG verteilt jede Woche 3,665 Millionen Zeitungsexemplare. Dass dabei mitunter etwas falsch läuft, ist nachvollziehbar; Pannen werden aber erfahrungsgemäss so rasch wie möglich behoben.

Derweil spürt auch die Presto AG ein sich veränderndes wirtschaftliches Medienumfeld. Die Auflagen von Zeitungen sinken, und entsprechend weniger Blätter sind zuzustellen. Was eine Folge der seit Jahren spürbaren Veränderung der Schweizer Medienlandschaft und des Werbemarktes ist, die zunehmend digitalisiert werden – weg vom Papier, hin ins Netz. 

Zeitungen als Köder für die Diebe

In Amerika waren noch bis Mitte der 1990er-Jahre «paperboys» und «papergirls» unterwegs, Jugendliche, die sich ein Taschengeld verdienten mit dem Zustellen von Zeitungen, die sie, in Plastik vor Regen geschützt, gern vom Fahrrad aus vor die Haustüren zu werfen pflegten. Einem behinderten elfjährigen Zeitungsverträger ist das Musical «Paperboy» gewidmet.

Noch nie ist der Diebstahl von Zeitungen beanstandet worden, auch wenn es Ärger gegeben hat im Fall von Individuen, die sich grosszügig aus «20 Minuten»-Zeitungsboxen bedienten, um sie etwa in einer Bäckerei oder in einem Café aufzulegen. Anders in New York, wo die lokale «Times» jüngst unter dem Titel «Halt! Zeitungsdieb!» über eine Reihe kurioser Diebstähle an der East 85th Street berichtet hat. Laut Aussagen von Augenzeugen, unter ihnen eine 90-jährige Frühaufsteherin, hatte es die Diebin, getarnt mit einer Baseballmütze, lediglich auf Exemplare der «New York Times» und der «New York Post» abgesehen. Das «Wallstreet Journal» strafte sie mit Missachtung.

In der Folge griffen Geschädigte zur Selbsthilfe. Ein Nachbar legte sich frühmorgens kurz vor sechs auf die Lauer, um die Verdächtige auf frischer Tat zu ertappen, und legte ein paar Zeitungen als Köder aus. Doch nichts tat sich. Nur ein weisser Pick-up erregte vorübergehend Verdacht, weil er längere Zeit mit laufendem Motor am Strassenrand stand. Doch dessen Lenker entpuppte sich bei genauem Hinsehen als Sanitärinstallateur, der im Auto vor Arbeitsbeginn eine Zigarre rauchte. «Du sollst nicht stehlen», liess die betroffene Verträgerin via «Times»-Reporter die unbekannte Diebin wissen: «Das gilt auch für Zeitungen.»