Zehntausende New Yorker jubeln Greta Thunberg zu
Die Klimaaktivisten rufen zum Protest – eine Woche lang. Auch in der Schweiz sind Aktionen geplant.
Rund um den Globus haben am Freitag mehrere hunderttausend Menschen für mehr Klimaschutz demonstriert. Einem Aufruf der Jugendbewegung Fridays for Future zum globalen Streik folgten allein in Australien rund 300'000 Menschen.
Für die internationale Streikwoche, die nun begonnen hat, hatten Aktivisten Proteste in mehr als 2900 Städten in über 160 Staaten angekündigt. Fridays for Future appellierte erstmals auch an alle Erwachsenen, sich anzuschliessen. Auch in der Schweiz fanden mehrere Aktionen statt, darunter Demonstrationen in Basel und St. Gallen.
In Berlin gingen nach Angaben der Aktivisten 80'000 Menschen auf Strasse, in Hamburg waren es laut Polizei 45'000, in Bremen gut 30'000. In München beteiligten sich 25'000 Menschen, und selbst in kleineren Städten wie Münster und Freiburg waren es rund 20'000.
Auf Plakaten waren Slogans zu lesen wie «Ihr habt verschlafen, wir sind aufgewacht», «Hört auf, uns zu verKOHLEn», «Es gibt keinen Planeten B» oder «Autos, Bye, bye». Vereinzelt wurden von Gruppen wie Extinction Rebellion Strassen blockiert, unter anderem in Frankfurt und Berlin.
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«Historischer Tag»
Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg äusserte sich aus New York per Livestream zufrieden über den Zuspruch zu den weltweiten Protesten. Übertragen wurde dieser vor Demonstranten in Stockholm. «Es ist unglaublich, was wir zusammen erreicht haben. Es ist ein historischer Tag», sagte sie, während die überwiegend jungen Schweden immer wieder jubelten und «Greta, Greta!» riefen.
Die von Greta Thunberg angestossene Klimabewegung wird von Schülern und Studenten getragen. Sie fordern von der Politik mehr Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderhitzung und die drohende Klimakatastrophe. Vor allem müsse gemäss dem Pariser Klimaabkommen die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit eingedämmt werden.
Die junge schwedische Aktivistin Thunberg feierte vor zehntausenden Menschen in New York die weltweiten Klima-Demonstrationen. «Wir sind nicht nur ein paar junge Leute, die die Schule schwänzen, oder ein paar Erwachsene, die nicht zur Arbeit gegangen sind - wir sind eine Welle der Veränderung. Zusammen sind wir nicht aufzuhalten», sagte die 16-Jährige am Freitagnachmittag unter Jubel und Applaus der Zuhörer im Battery Park an der Südspitze Manhattans.
«Jetzt, wo wir gezeigt haben, dass wir es können, müssen sie zeigen, was sie tun können», sagte Thunberg an die Teilnehmer des Uno-Klimagipfels gerichtet, der am Montag in New York beginnt. «Wenn Sie zu der kleinen Gruppe von Menschen gehören, die sich von uns bedroht fühlen, dann habe ich sehr schlechte Nachrichten für Sie, denn das hier ist nur der Anfang. Es wird Veränderungen geben, ob Sie es mögen oder nicht.»
Greta, die zurzeit in den USA ist, demonstriert seit vergangenem Sommer jeden Freitag – also meistens während der Schulzeit – für mehr Klimaschutz. Ihr Schulstreik hat weltweit Menschen zu Demonstrationen inspiriert. An diesem Samstag startet der Jugend-Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York, ihm folgt zwei Tage später der Uno-Klimagipfel mit Staats- und Regierungschefs vor der Uno-Generalversammlung.
«Wir sinken nicht, wir kämpfen»
Der Startschuss für den weltweiten Klimastreik fiel bei Tagesanbruch an der Datumsgrenze im Pazifik. Auf den vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Inseln Vanuatu, den Salomonen und Kiribati sangen Kinder «Wir sinken nicht, wir kämpfen». In Australien blieben zehntausende Schüler dem Unterricht fern. In der Stadt Alice Springs legten sich Hunderte Menschen auf den Boden und stellten sich tot.
In Thailands Hauptstadt Bangkok stürmten mehr als 200 junge Leute in das Umweltministerium. Dort liessen sie sich zu Boden fallen und stellten sich tot. «Das passiert, wenn wir jetzt nichts gegen den Klimawandel unternehmen», sagte eine der Organisatoren.
Vorwürfe, sie würden nur die Schule schwänzen, liessen die Demonstranten nicht gelten. In der Schule lerne man, was man später für die Arbeit wissen müsse. «Aber wenn wir das hier nicht tun, dann wird es für uns keine Zukunft geben, in der wir arbeiten können», sagte der elfjährige Peem Prasertsuntarasai.
2000 Demonstranten in der Schweiz
In der Schweiz haben gegen 2000 Klimaaktivisten unter anderem in Basel, St. Gallen und Lausanne die internationale Aktionswoche «Week for future» eingeläutet. Den Abschluss wird am Samstag, 28. September die zentrale Demo in Bern machen.
Weit über tausend Menschen mobilisierte die internationale Aktionswoche am Freitag in Basel. Nach der Besammlung auf dem Barfüsserplatz zogen die friedlich Demonstrierenden durch die Innenstadt zum Theodorskirchplatz am Kleinbasler Ende des Wettsteinplatzes. Der Klimastreikbewegung der Schülerinnen und Schüler schlossen sich viele ältere Männer und Frauen, aber auch junge Eltern mit Kindern an.
«Die Krise betrifft uns alle, uns Menschen», sagte eine Rednerin. Es gehe nicht um die Frage, ob man links oder rechts sei. Sie rief die Kundgebungsteilnehmer auf, Druck auf die Politik zu machen und mit den Leuten zu reden.
Weit radikaler war da eine andere junge Frau: «Revolution statt Reform» rief sie ins Megafon und plädierte für einen Systemwechsel. «Wir müssen dem Kapitalismus an den Kragen». Einen grünen Kapitalismus werde es nie geben. Deshalb müsse neben dem Umweltschutz auch das gesamte Gesellschaftssystem antikapitalistisch sein.
Kritik an untätigen Politikern
Mit Alarmsirene, weissen Schutzanzügen und Transparenten für Klimaschutz zogen am Freitag rund 500 Schülerinnen und Schüler in St. Gallen lautstark vom Multertor zum Hauptbahnhof. In Ansprachen kritisierten sie untätige Politiker, aber auch die Finanzindustrie und Grosskonzerne mit ihren rücksichtslosen Geschäftspraktiken.
Auch hier solidarisierten sich zahlreiche Erwachsene und ältere Personen mit den jungen Klimastreikenden und schlossen sich der friedlichen Demonstration an. In Lausanne blockierten etwa 200 Aktivisten der Bewegung «Extinction Rebellion» am Freitagmittag die Bessières-Brücke in der Nähe der Kathedrale. Die Polizei versuchte, die Demonstranten zu vertreiben. Gegen 15.30 Uhr befand sich rund die Hälfte von ihnen weiter auf der Brücke.
Die Aktivisten forderten den Bundesrat auf, der Bevölkerung die Wahrheit über das wahre Ausmass des Klimawandels zu sagen. Das Klima erwärme sich laut Wissenschaftlern nämlich viel schneller als erwartet. Bis zum Jahrhundertende werde es bis zu sieben Grad wärmer, wenn man jetzt nicht handle.
SDA/ij/chk
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