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Geldblog: Nachhaltigkeit
Worauf muss ich bei nachhaltigen Anlagen achten?

Immer mehr Banken behaupten, dass sie Wert auf Nachhaltigkeit legen, was in der Praxis allerdings noch zu beweisen ist.
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Ich habe rund 80’000 Franken gespart und möchte dieses Geld nachhaltig investieren. Aber natürlich will ich auch etwas verdienen. Worauf muss ich achten? Wie soll ich vorgehen? Leserfrage von V.G.

Nachhaltige Anlagen liegen im Trend und immer mehr Banken und Finanzfirmen nehmen sich diesem Thema an. Denn immer mehr Anlegerinnen und Anleger wollen – so wie Sie – ihren Sparbatzen nachhaltig investieren, weil es ihnen nicht egal ist, was mit ihrem Geld passiert und welche Wirkung ihr Kapital entfaltet. Das Problem dabei ist, dass Nachhaltigkeit ein ziemlich schwammiger Begriff ist. Heute ist marketingmässig fast alles nachhaltig, was allerdings keineswegs bedeutet, dass es auch sachlich wirklich nachhaltig ist. Jede Firma will sich nachhaltig geben und immer mehr Banken behaupten, dass sie Wert auf Nachhaltigkeit legen, was in der Praxis allerdings noch zu beweisen ist.

Hilfreich für Anleger sind meines Erachtens die sogenannten ESG-Kriterien. E steht für Environment, S für Social und G für Governance. Dabei wird im Umweltbereich darauf geachtet, ob Unternehmen mit Energie und Rohstoffen sinnvoll und effizient umgehen, inwieweit die Produktion umweltverträglich erfolgt, wie es um die Emissionen in die Luft und Wasser steht und ob sich eine Firma gegen den Klimawandel engagiert. Beim Sozial-Kriterium wird geprüft, ob Arbeitsrechte eingehalten werden und Kinderarbeit ausgeschlossen ist, faire Löhne bezahlt werden, Wert auf die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeitenden gelegt wird und diese Werte auch bei Zuliefererfirmen gepflegt werden. Beim Kriterium Unternehmensführung geht es unter anderem um die Trennung der Machtstrukturen bei der operativen Führung und der Aufsicht durch den Verwaltungsrat. Inwieweit findet wirklich eine Aufsicht statt, welche Anreize werden bei der Kaderentlöhnung gesetzt und wie wird verhindert, dass sich Mitarbeitende bestechen lassen? Das sind nur einige Beispiele.

Als Investor, der auf nachhaltige Anlagen setzt, sollte man darauf achten, dass man auf Anlagefonds oder andere Ablageinstrumente setzt, bei denen geprüft wird, ob die Firmen, in die von der Fondsleistung investiert wird, die ESG-Kriterien tatsächlich umsetzen. Interessant finde ich die Ansätze der Migros Bank, die bis im nächsten Jahr alle Fonds auf Nachhaltigkeit trimmen will sowie der Fondsfirma Swisscanto, die über die bekannten Nachhaltigkeitskriterien hinaus für alle ihre aktiven Fonds ein jährliches CO2-Reduktionsziel von vier Prozent gesetzt hat. Natürlich könnten Sie auch in Themenfonds anlegen, die sich auf einzelne Nachhaltigkeitsaspekte wie Umwelt fokussieren und ausschliesslich auf ökologische Firmen, etwa aus dem Bereich Wassertechnologie, Windenergie oder Sonnenenergie setzen.

«Für eine kleine lokale Sonnenergiefirma ist es einfacher, nachhaltig zu sein, als für einen global tätigen Zementkonzern.»

Das halte ich aber aus Gründen der Diversifikation und der Rendite für problematisch. Besser fahren Sie meines Erachtens, wenn Sie Fonds von Anbietern nutzen, die ganzheitlich das ganze Fondsuniversum auf mehr Nachhaltigkeit ausrichten und mit ihren Investments darauf hinwirken, dass Unternehmen nachhaltiger werden. Letzteres ist ein langer Prozess. Zwar werden meist von vorneweg problematische Branchen wie die Waffenindustrie, Pornografie oder Kohleförderer ausgeschlossen. Der reine Ausschluss-Ansatz allein greift für mich aber zu kurz. Für eine kleine lokale Sonnenergiefirma ist es einfacher, nachhaltig zu sein, als für einen global tätigen Zementkonzern. Indem ein weltweit aktiver Konzern dazu gebracht werden kann, mehr auf Nachhaltigkeit zu achten, erreicht man wohl mehr, als wenn man nur auf einige kleine Vorzeigefirmen setzt, die bereits alle Kriterien erfüllen. Darüber hinaus wollen Sie mit Ihrem Ersparten ja auch noch eine anständige Rendite erzielen. Das funktioniert meist nur, wenn man das Anlageuniversum in der fast vollen Breite nutzen kann und nicht nur ein paar wenige kleine Musterfirmen.

Vor diesem Hintergrund würde ich für Ihren Sparbatzen Fondsfirmen bevorzugen, welche sich in ihrer Gesamtstrategie ausdrücklich auf Nachhaltigkeit ausrichten und bei der Auswahl der Investments klare ESG-Kriterien anwenden und ihren Einfluss als Investoren gegenüber den investierten Firmen geltend machen. Und noch ein Aspekt: Achten Sie trotz Ihrem guten Willen, nachhaltig investieren zu wollen, immer auch auf das Preisschild. Bei Fonds ist dies die Total Expense Ratio (TER). Einige Nachhaltigkeitsfonds belasten aus meiner Sicht unerhört hohe Gebühren, was allerdings keineswegs bedeutet, dass sie sowohl inhaltlich als auch renditemässig besser abschneiden als günstigere Fonds.