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Kreuzfahrt ohne Landgang
Wochenlang nichts als Wasser

«Wir sind am schönsten Ort der Welt.»
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Die Situation auf dem Schiff der italienischen Reederei Costa Crociere ist vergleichsweise gut: Es gebe keine Corona-Infektionen an Bord, sagt Andrea Rainer am Telefon, und die 17 Passagiere ihrer Reisegruppe, die einen dreitägigen Landausflug von Albany in New South Wales nach Perth in Western Australia mitgemacht hätten, seien am Montag wieder aus der in Perth verhängten Quarantäne entlassen worden. «Der Kapitän hat vor gerade erst einer Stunde eine Ansprache gehalten. An Bord gebe es keine Infektionen oder Covid-19-Patienten. Die Flagge weht auf halbmast wegen der Situation in Italien, und wir haben auch eine Schweigeminute abgehalten, um der vielen Opfer zu gedenken. Das hat viele Leute sehr berührt.»

Natürlich wisse man über Medien und Kontakte mit Angehörigen zu Hause von den vielen Einschränkungen, die das Coronavirus nötig gemacht habe, aber so richtig vorstellen könne man sich das nicht. «Social Distancing ist ein Wort, das vor etwa vier Tagen auf dem Schiff erstmals kursierte», sagt Rainer, «aber was es wirklich bedeutet, wissen wir nicht. Auf dem Schiff wurden Massnahmen getroffen, damit nicht zu viele Menschen gleichzeitig auf zu kleinem Raum sind. Der Tresen an der Bar wurde abgesperrt, der Töggelikasten darf nicht mehr benützt werden, Tanzkurse wurden abgesagt, und die täglichen Shows finden zweimal statt, jeweils für eine Hälfte der Passagiere. Aber wir dürfen noch ins Fitness, an Deck spazieren, zum Coiffeur.»

Flugbuchung funktionierte nicht

Dementsprechend sei auch die Stimmung mindestens in ihrer Gruppe mehrheitlich gut. «Die Leute sagen, sie seien doch am schönsten Ort der Welt, und ich solle ja schauen, dass das Schiff nicht früher in Venedig einlaufe als geplant.» Geplant ist der 26. April, und das sei laut Kapitän auch weiterhin das Ziel. Am 2. und 3. April werde man in Muscat Vorräte laden und tanken, danach durch den Suezkanal ins Mittelmeer fahren. «Das ist, was heute gilt. Aber was heute gilt, ist morgen vielleicht völlig anders.»

In Perth hätten Passagiere aussteigen, aber nicht wieder an Bord kommen dürfen. Diese Information kam sehr kurzfristig, und Rainer versuchte, einem älteren Passagier einen Flug zu buchen. «Aber beim Onlinebezahlen bin ich jedesmal aus dem Buchungstool rausgeflogen. Jetzt ist er immer noch an Bord.»

Ein Glück sei, dass niemand in ihrer Gruppe Angehörige mit Corona-Infektionen oder Krankheiten habe. Vereinzelte Passagiere hätten Mühe mit der Situation, könnten sich nicht damit abfinden, keine Landgänge mehr machen zu können. «Aber wir lachen auch viel in der Gruppe, es ist auf keinen Fall trostlos. Wir haben Sonne, warmes Wetter, die meisten beschäftigen sich irgendwie. Die Crew ist grossartig, alle geben sich grosse Mühe.»

Crews sitzen ebenso fest

Dabei sind einige der Angestellten schon viel länger im Einsatz als geplant, weil ab Mitte Februar niemand mehr an Bord kommen durfte. Denen, die ihren Dienst deshalb nicht antreten konnten, habe man dies rechtzeitig mitteilen können. «Es hängt also niemand irgendwo fest und weiss nicht, wie es weitergeht», sagt Rainer, die selbst sieben Jahre zur See fuhr.

Denn das ist ein weiteres Problem der Kreuzfahrtindustrie in Zeiten von Corona: Laut einem Bericht des «Guardian» dümpelten Ende letzte Woche mindestens zehn Kreuzfahrtschiffe auf den Weltmeeren und suchten verzweifelt einen Hafen, der sie andocken und Crew und Passagiere aussteigen lässt. Und der «Sydney Morning Herald» vermutet, dass noch etwa 2000 Crew-Mitglieder auf Schiffen vor der australischen Ostküste darauf warten, ausschiffen zu können. Den Passagieren wurde es erlaubt, die Crew aus allen Herren Ländern steht vor der Hürde Einreiseerlaubnis.