Geldblog: Folgen des ZinsanstiegsWird sich der Euro bald erholen?
Geldexperte Martin Spieler sagt, wie sich die Energiekrise und die Schuldenberge in Südeuropa auf die Erholung des Euro auswirken.
Die Zinsen sind auch in Europa gestiegen. Rechnen Sie deshalb mit einer starken Erholung des Euro bis Ende Jahr? Leserfrage von T.F.
Nein. Im Vergleich zu anderen Notenbanken ist die Europäische Zentralbank (EZB) bei den Zinserhöhungen immer noch deutlich im Rückstand, was gegen eine starke Euro-Erholung zum Franken oder Dollar spricht. Als Belastungsfaktor für die europäische Wirtschaft und den Euro stufe ich neben den noch zu tiefen Zinsen, der hohen Inflation und der sich zuspitzenden Energiekrise die Schuldenberge in Südeuropa ein. Italien, Spanien, Griechenland und Portugal wälzen gewaltige Schulden vor sich her.
Angesichts der erwarteten Stagflation – einer sich abschwächenden Wirtschaft und einer steigenden Teuerung – in Europa, der Energiekrise und höheren Verteidigungsausgaben dürften die Länder kaum in der Lage sein, ihre Schuldenberge abzubauen. Der Schuldendienst wird mit den höheren Zinsen teurer. Das führt dazu, dass die EZB bei Zinserhöhungen viel zu zaghaft agiert.
Der Schweizer Franken und der Dollar sind anders als der Euro in unsicheren Zeiten ein Hafen.
Zudem hat die EZB die Renditespannen zwischen Peripherie-Anleihen und Euro-Kernanleihen eingedämmt, was ein gefährlicher Markteingriff ist und das Vertrauen von Sicherheit suchenden Investoren in den Euro sicher nicht stärkt. Der Schweizer Franken und der Dollar sind anders als der Euro in unsicheren Zeiten ein Hafen – auch für Investoren aus dem Ausland, was deren Wert zusätzlich stützt.
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