Torschütze Haris Seferovic«Wir haben uns zusammengesetzt und geredet – nur so geht es»
Haris Seferovic ebnete der Schweiz den Weg zum Sieg. Am Tag danach erzählt er, was die Kritik an ihm mit ihm macht – und was er für unnötige Kleinigkeiten hält.
So etwas wie einen Wunschgegner hat Haris Seferovic bereits. Belgien, wegen seines Teamkollegen Jan Vertonghen bei Benfica Lissabon, wie er sagt. Und weil man gegen Belgien gute Erfahrungen gemacht habe. Das gilt nicht zuletzt für ihn selbst. Drei Tore erzielte er im November 2018 in der Nations League gegen den EM-Mitfavoriten.
Nun ist Juni 2021 und der Tag nach dem Sieg gegen die Türkei. Aber es war ein überzeugendes Spiel der Nationalmannschaft mit einem überzeugenden Seferovic, der erstmals seit 2014 wieder an einem grossen Turnier traf. Nun sitzt der Stürmer vor einem Laptop in Baku, noch bevor das Team wieder zurück nach Rom fliegt.
Auf Seferovic prasselte viel Kritik ein, gerade in den Tagen vor dem Türkei-Spiel und auch von dieser Zeitung. Es gab Stimmen, die forderten, Seferovic müsse seinen Platz im Sturm räumen und Vladimir Petkovic solle auf Mario Gavranovic setzen. Ähnlich hatte es bei Xherdan Shaqiri geklungen, der gegen die Türkei einmal mehr in einem entscheidenden Spiel glänzte und die anderen beiden Tore erzielte. «Am Ende war ich auf dem Platz und habe abgeliefert», sagt Seferovic. Das gilt für die ganze Mannschaft.
«Jeder hat gegen Italien schlecht gespielt»
Die Diskussion um Seferovics Person zeigt, dass er längst nicht mehr Mitläufer ist in dieser Mannschaft. Er ist keiner, bei dem man nach schwachen Leistungen schulterzuckend sagt: Kann passieren. Er ist ein Leader wie Shaqiri oder Xhaka, einer, bei dem eben längst nicht nur die Tore zählen, es geht um Dinge wie Körpersprache, Leidenschaft, Kampfgeist. In dieser Rolle enttäuschte gegen Italien nicht nur er. In den Worten des 29-Jährigen: «Jeder hat gegen Italien schlecht gespielt.»
In seiner Aufarbeitung unterscheidet der Stürmer von Benfica Lissabon zwei Arten von Kritik. Da ist die eine, die, «die Granit auch schon angesprochen hat», erklärt er, unnötige Kleinigkeiten vor diesem 0:3 gegen Italien. Seferovic sagt es nicht direkt, es ist aber herauszuhören, dass es unter anderem um die Haarfarbe seiner Kollegen Xhaka und Manuel Akanji geht, «das muss nicht sein».
Mit dem anderen, der Kritik nach dem Spiel, kann er leben und umgehen. Es gibt auch wenige Schweizer Nationalspieler, die in ihrer Karriere so oft damit konfrontiert wurden wie er. Jetzt sagt er: «Jeder von uns hatte Schuld, wir haben uns zusammengesetzt und geredet – nur so geht es.» Und nicht die Kritik habe die Schweizer angestachelt, sondern vor allem sie selbst. Ein gutes Gespräch sei es gewesen, eines, das das Team gepusht habe. Was genau an dieser Sitzung des Mannschaftsrats besprochen wurde, will Seferovic nicht sagen. Es scheint zumindest gewirkt zu haben.
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