Sweet Home: 10 Wohnideen mit FeriengefühlWieso Vintage alles schöner macht
Omas Kommode, das elegante Sideboard aus dem Landhaus oder Porzellan, das Generationen überlebte: Antikes krönt jedes Zuhause und ist eine Herzensangelegenheit.

Wohnen Sie gerade in einem Ferienhaus, spazieren über einen Flohmarkt in einem kleinen, mediterranen Dorf oder besuchen Schlösser an der Loire? Dabei kommt man nicht nur zum Entspannen, sondern auch zum Träumen. «Wie wäre es wohl auszuwandern und ein altes Haus zu renovieren?» Andere nehmen sich vor, bald einmal mit einem grösseren Auto auf Vintagesuche zu gehen und viele möchten einfach ein wenig vom ländlichen Charme mit nach Hause nehmen. Letzteres gelingt mit dem Einsetzen von Vintagestücken. Jede Einrichtung kann antike Dinge brauchen, denn sie tun gut und lassen ein Zuhause persönlicher und gelebter wirken. Teppich und Foto: Cappelen Dimyr
Lesetipp dazu: Tauchen Sie in die inspirierende Geschichte der Schweizerin Selina Göldi, die nach Frankreich gezogen ist und dort ein altes Haus in ein neues Zuhause verwandelte.
1 — Weil Vintage Feriengefühl bringt

In den Schweizer Einrichtungen dominieren Designermöbel, eine gewisse Kargheit und die Liebe zu strenger Architektur. Aber die Ferienzeit öffnet das Herz für kleine Flirts oder lässt gar eine neue Liebe aufblühen. So pilgern denn die meisten gen Süden und geniessen es für eine Weile, in neuer, pardon, alter Umgebung zu wohnen. Denn Hotels und Ferienhäuser wünscht man sich authentisch und nicht in der gewohnten Designausstattung. Authentische Einrichtungen lassen Geschichte zu und pflegen diese. Deshalb vermitteln Vintagestücke, also alte Möbel, die nicht zwingend superedle wertvolle Antiquitäten sind, sondern bloss auf ein langes Leben zurückschauen, viel Feriengefühl. Einzelne solche Stücke vertragen sich auch ganz gut mit der heimischen Designwohnwelt. Bloss braucht es ein wenig Umdenken und geschicktes Styling. Sehr schön ist das hier der Fotografin Kara Rosenlund gelungen.
Shoppingtipp: Bei Kara Rosenlund kann man übrigens edle Fotografien bestellen, nach Wunsch auch mit Rahmen. Ihre Fotoprints zeigen oft Landschaften und Naturszenen und vermitteln dem Zuhause auch Ferienstimmung.
2 — Weil Vintage auch Aussenbereiche verzaubert

Sommerzeit bedeutet, möglichst viel Zeit draussen zu verbringen. Wer einen Balkon, einen Garten oder Terrasse hat, kann diesem Aussenraum mit Vintagestücken Grösse und Charme verleihen. Sehr schön macht dies das Paar Bea Niedermann und Stephan Schärer vom St. Galler Brocante-Geschäft Trudy und Vinz. Mit Vintagetöpfen und -amphoren verwandelten die beiden ihre Terrasse in einen kleinen Schlosspark, auf dem sich auch ihre Katzen und die beiden Norwich Terrier Lili und Charlie sehr wohlfühlen.
Lesetipp dazu: In «Über den Dächern von St. Gallen», der Homestory der beiden, entdecken Sie noch mehr charmante Vintage-Inspirationen.
3 — Weil Vintage Gemütlichkeit bringt

Ein Grund, weshalb sich jemand für eine reine Design-Architekur-Wohnwelt entscheidet, ist die Angst oder Phobie vor der Gemütlichkeit. Vielleicht ist man mit zu viel Plüsch und Spitzendeckchen aufgewachsen oder hat ganz einfach keine Lust, sich auf ein weiches Sofa zu setzen, sich in Kissen zu kuscheln, Bücher und hübsche Dinge um sich zu haben und sich mit warmem Licht, Blumen, Pflanzen, Textilien und Bildern zu verwöhnen. Vintagemöbel und -Wohnaccessoires bringen viel von diesem besonderen Wohngefühl in die Einrichtung. Man muss ja nicht gleich einen Totallook anstreben. Jeder Totallook wirkt aufgesetzt und lässt zu wenig Platz zum Leben – selbst eine konsequente Designwelt mutet wie eine Ausstellung an.
4 — Weil Vintage auffrischt

Einzelne Vintagestücke frischen auf und tun auch einer modernen Einrichtung gut. Denn wenn man Gebrauchtes mit Neuem mischt, kommen beide Gegensätze stärker in ihrer Schönheit zur Geltung. Zu viel vom Gleichen wirkt schnell mal eintönig und leblos.
5 — Weil Vintage Flair hat

Klassischen Designstücken sieht man sofort an, von welchem Designer sie sind und was sie etwa gekostet haben. So werden sie manchmal auch als Prestigestücke gewählt. Vintagestücke aber sind immer einzigartig und lassen jeweils rätseln. Bei Vintagestücken ist der emotionale Wert von grösserer Bedeutung als der materielle. Genau diese grosse Gefühlssache gibt Einrichtungen Flair, die auch Vintagestücke haben. Auch wenn Flair momentan in der allgemeinen Wertigkeit keine so bedeutende Stellung einnimmt wie etwa Erfolg oder Status, ist Flair doch etwas, das im Leben und im Alltag der Ernsthaftigkeit und Strenge einen Gegenpol zu setzen vermag. Ziemlich viel Flair haben die einzigartigen natürlichen Teppiche von der Creative-Collective Cappelen Dimyr aus Kopenhagen. Und das Zuhause des französischen Ateliers Vime, in dem die Dänen ihre textilen Kunstwerke in Szene setzten.
Kennen Sie das Schweizer Atelier In-désirable?

In Zürich findet man leider nicht wirklich viele hübsche Brocante-Geschäfte. Doch das ist in diesem Sommer anders. In einem kleinen Geschäft an der Universitätsstrasse 94 hat sich bis im September das Tessiner Atelier In-désirable als Pop-up eingemietet. Laura und Fabio betreiben zusammen das kleine, feine Antik-Atelier, in dem sie die einzelnen Möbelstücke in liebevoller Handarbeit restaurieren. Sie wecken damit alte Schönheiten auf und machen sie neu begehrenswert. Sie finden wunderbare, stattliche Möbel, aber auch Kleines wie fabulöse Keramiktöpfe, charmante Gartenstühle, Körbe, Gläser, Spiegel und mehr.

Das Geschäft, das ich einmal auf Instagram @atelier_in_desirable entdeckte, ist Zürich-untypisch und lässt eher an das grossartige Raw in Milano denken oder entführt in eine elegante Ecke des Pariser Quartiers Saint-Germain-des-Prés. Für alle, die nach edlen Vintagestücken suchen, lohnt sich ein Besuch. Das Geschäft ist noch bis Ende September jeweils von Donnerstag bis Samstag von 10.00-18.00 geöffnet und befindet sich ein bisschen vor der Talstation des Rigiblickbähnchens.
6 — Weil Vintage natürlich wirkt

Alte Stücke, auch wenn sie einen Neuanstrich bekommen haben, wirken immer entspannt. Und Entspanntes strahlt Natürlichkeit aus. Gerade weil etwas nicht perfekt ist und Spuren vom Leben zeigt, wird es als selbstverständlich wahrgenommen und deshalb geliebt. Möbel und Accessoires mit Lebenserfahrung lassen auch mehr Spielraum, sorgen dafür, dass Kitsch kein Drama ist, und haben einen ganz eigenen, bestimmten Charme.
7 — Weil Vintage Geschichten erzählt

Inmitten des urbanen Lebens in Neubauwohnungen, in Stadtrandsiedlungen, im Beruf und im digital geprägten Alltag tun Dinge gut, die etwas anderes erzählen. Wenn Sie am Morgen Ihr Frühstücksei aus einem alten Eierbecher geniessen, der vielleicht vor hundert Jahren in einem französischen Landhaus auf dem Tisch stand, bleibt die Zeit ein wenig stehen. Das gleiche gilt, wenn ein Porträt von jemand Unbekanntem, der in einer anderen Epoche lebte, an der Wand hängt und von der Bildersintflut auf Instagram ablenkt. Gönnen Sie sich das eine oder andere alte Stück und verbinden Sie sich damit ein wenig mit der Vergangenheit. Denn nur wenn man zurückschaut, sieht man, wie weit man gekommen ist. Wunderschönes Geschirr und Homeware finden Sie im schottischen Shop Ellei Home.
8 — Weil Vintage träumen lässt

Die Geschichten, die alte Möbel und Dinge erzählen, können wir nur erahnen. Dieses Sinnieren weckt die Vorstellungskraft und animiert zu Träumereien. So sind solche alte Möbel nicht nur für den Gebrauch da, um etwa etwas darin zu verstauen, aufzustellen, darauf zu essen oder zu sitzen, sondern auch, um die Gedanken fliegen zu lassen. Ein neues Designstück fasziniert vielleicht durch die clevere Formgestaltung, den perfekten Proportionen und das ausgewählte Material. Ein altes Möbel aber wurde meist noch mit viel Handarbeit hergestellt, stand in den Häusern und Wohnungen mehrerer Generationen und birgt Geheimnisse und Lebenserfahrung.
9 — Weil Vintage Glamour hat

Glamour kann man nie genug haben. Doch der Glamour, wie er uns heute verkauft wird, ist laut. Er lässt an Kardashian-Shows denken und ist zuweilen eher vulgär. Kleine, feine Dinge, ein etwas pompöses Stück oder eine Kuriosität aus der Vergangenheit haben mehr Poesie und sind leiser. Trotzdem sorgen sie für Glanz, für Verwöhnfaktor, sind schmuck und chic. Diese Prachtstücke sind aus dem Brocante-Geschäft Hauskram und Vesperei, das auch besondere neue Dinge verkauft und erst noch seine Kundschaft mit Leckereien verköstigt. Dieser einzigartige Ort in Au SG wird betrieben von Marlies und Roland Spirig, die nicht nur einen edlen, persönlichen Stil pflegen, sondern auch sehr gute Gastgeber sind.
Lesetipp: Kommen Sie mit zu Marlies und Roland Spirig und lesen Sie «Zu Tisch im Antiquitätenparadies».
10 — Weil Vintage den Alltag verschönert

Zum Schluss dieser Geschichte, die Sie bestimmt zum Vintage-Fan konvertierte, kommen wir zu einem der zentralen Themen von Sweet Home, dem Alltag. Für mich persönlich und auf Sweet Home ist es von grosser Bedeutung, die Schönheit im Alltag zu zelebrieren und zu fördern. Meine Grossmutter hatte noch eine Stube für den Sonntag, Sonntagsgeschirr und Sonntagskleider. Das war einfach so, in katholischen Orten und in Zeiten, in denen der arbeitsfreie Tag der Woche ein Fest war. Meine Mutter nähte sich jeweils ein neues Kleid, um damit stolz durch das Dorf in die Kirche zu spazieren. Heute aber lohnt es sich, auch den Alltag zu würdigen. Dieser bestimmt den grössten Teil unseres Lebens, das anders geworden ist, als das Leben in früheren Zeiten. Wenn die Dinge, die wir jeden Tag in die Hand nehmen, um sie zu benutzen, schön und besonders sind, bringen sie täglich Freude und Schönheit ins Leben. Das lässt auch ein wenig innehalten und trägt zum Glück bei. Besonders schön und einzigartig sind Fundstücke mit Vintageflair, wie Porzellan, rustikale Keramikschüsseln, Hotelgeschirr, echtes altes Leinen, Zuckerspender, die einmal in einem Grand Café auf den Tischchen standen, Glacébecher aus einem Tea-Room-Inventar oder Tortenständer, die im Sonntagsschrank der Gross- oder Urgrossmutter standen.
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