Geldblog: Riskante AnlagestrategieWie wichtig ist Diversifikation?
Wenn Aktien von nur zwei Firmen die Hälfte des Depots ausmachen, trägt man ein gefährliches Klumpenrisiko.
Ich habe in meinem Depot zwei Aktien, die mir keine Freude bereiten. Es sind OC Oerlikon und Sulzer. Beide liegen rund 40 Prozent unter dem Einstandspreis. Soll ich weiter an diesen beiden Aktien festhalten oder sie veräussern? Ich bin in nächster Zeit nicht auf das Geld angewiesen. Die beiden Aktienposten machen rund die Hälfte von meinem bescheidenen Depot aus. Leserfrage von R.E.
Sowohl Sulzer als auch Oerlikon leiden unter der Coronakrise. Sulzer hatte in den ersten neun Monaten des letzten Jahres klar weniger Aufträge verbuchen können. Der Bestellungseingang reduzierte sich um fast 9 Prozent auf 2,61 Milliarden Franken. Auch auf das gesamte Geschäftsjahr bezogen hat Sulzer keine rosigen Perspektiven. Daher erwartet der Winterthurer Technologiekonzern beim Bestellungseingang organisch einen Rückgang von 3 bis 4 Prozent und beim Umsatz einen Rückgang von rund 5 Prozent – vorausgesetzt, dass die Erholung im vierten Quartal angehalten hat.
Die operative Betriebsgewinnmarge EBITA sollte sich laut Management in der Mitte der bisher gültigen Spanne von 8,5 bis 9 Prozent bewegen. Immerhin rechnet Sulzer damit, dass im laufenden Jahr wieder Margen auf dem Niveau erzielt werden können, wie sie noch vor der Covid-19-Pandemie erreicht wurden. Positiv bei Sulzer ist aus meiner Sicht, dass die geringeren Umsätze mit Sparmassnahmen kompensiert werden. Kurzfristig verursachen Sparprogramme allerdings meist höhere Kosten. Für die Zukunft stellt Sulzer aber wiederkehrende Einsparungen von jährlich 70 Millionen Franken in Aussicht, was sich positiv auf die Gewinnqualität auswirken dürfte.
Auch die in den Bereichen Oberflächentechnologie und Chemiefasern tätige Oerlikon leidet unter der Coronakrise und ist mit sinkenden Umsätzen konfrontiert. Allein im dritten Quartal ging der Umsatz um 6,4 Prozent auf 593 Millionen Franken zurück. Dennoch konnte der Konzern seine Profitabilität im dritten Quartal steigern. Geholfen haben rigorose Restrukturierungsmassnahmen, die auch einen Stellenabbau zur Folge hatten. Der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA verbesserte sich zum Vorjahr um über 8 Prozent auf 92 Millionen Franken. Die EBITA-Marge kletterte von 13,5 auf 15,6 Prozent. Das Sparprogramm zeigt bei Oerlikon somit bereits klar Wirkung. Da die Sparmassnahmen noch weiter gehen, kann man auch im laufenden Jahr mit einem positiven Kosteneffekt rechnen. Oerlikon selbst verzichtet angesichts der Covid-19-Pandemie auf die Angabe von klaren Zielen.
Einfach diversifizieren kann man selbst bei geringen Anlagebeträgen mit Anlagefonds oder an der Börse gehandelten Exchange Traded Funds.
Zwar erwarte ich sowohl bei Oerlikon als auch bei Sulzer im Zuge der Erholung der Weltkonjunktur eine Steigerung der Umsätze. Je nach Entwicklung der Pandemie kann sich die Erholung des Geschäftes aber verlangsamen. Aus meiner Sicht ist in den gegenwärtigen Aktienkursen von Sulzer und Oerlikon allerdings schon einiges an Erholungshoffnungen enthalten. Nun müssen beide Konzerne zuerst liefern. Falls es zu Verzögerungen bei der Erholung kommt, was durchaus möglich ist, könnten die beiden Aktien wieder unter Druck kommen. Damit muss man als Aktionär leben.
Das eigentliche Problem sehe ich in Ihrem Fall allerdings an einem ganz anderen Punkt: Aus meiner Sicht tragen Sie ein enormes Klumpenrisiko. Sie schreiben mir, dass die Aktien von Oerlikon und Sulzer rund die Hälfte Ihres ganzen Depots ausmachen. Das ist hoch riskant. Ich empfehle Ihnen, Ihr Depot deutlich breiter zu diversifizieren und zwar sowohl bezogen auf Aktien als auch auf andere Anlageklassen. Sie erleben gerade selbst die Problematik eines Klumpenrisikos: Wenn man nur wenige Einzelaktien im Depot hat und diese entwickeln sich negativ, ist man mit enormen Buchverlusten konfrontiert.
Einfach diversifizieren kann man selbst bei geringen Anlagebeträgen mit Anlagefonds oder an der Börse gehandelten Exchange Traded Funds. Mit solchen Vehikeln kann man ganze Märkte und Anlageklassen abdecken und so auf einfache Weise eine breite Diversifikation erreichen, was dringend zu empfehlen ist.
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