Heimsieg gegen YverdonAm Abend vor dem Spiel verliert der FCZ seinen Stürmer Nummer 1
Der FC Zürich startet mit einem 2:0-Sieg gegen Yverdon in die Saison. Dafür stehen zwei Stammspieler vor dem Absprung. Trainer Henriksen sagt: «Ich erwarte einen neuen Stürmer.»
Die Nachricht erreicht Bo Henriksen am Abend vor dem Spiel: Aiyegun Tosin und Fidan Aliti steigen in Verhandlungen mit Clubs im Ausland. Der Trainer des FC Zürich trifft eine Entscheidung: Er stellt seine Startaufstellung um, streicht die beiden aus dem Aufgebot und informiert sogleich die restlichen Spieler.
«Es war die richtige Entscheidung», darf der Däne am Sonntagabend zufrieden feststellen, weil sein Team auch ohne Tosin und Aliti gegen Yverdon 2:0 gewinnt. Wobei den Zürchern entgegen kommt, dass sie ihr Auftaktspiel gegen den schwächstmöglichen Kontrahenten bestreiten dürfen.
Aufsteiger Yverdon ist weit davon entfernt, eine wettbewerbsfähige Mannschaft zu stellen. Anfang Juli ist der Club von einem texanischen Investor gekauft worden, der das Team auf den Kopf gestellt hat. Das Problem für Trainer Marco Schällibaum: Die meisten Sommerzugänge sind erst seit wenigen Tagen im Training.
Der begeisterte Trainer und der nüchterne Captain
Entsprechend ist der Auftritt der Waadtländer Stückwerk. Dass sich die Zürcher danach fast durchs Band für ihren Auftritt beglückwünschen, mag das Selbstvertrauen stärken. Aber es ist irgendwie doch beruhigend, dass Henriksens Begeisterung («toller Angriffsfussball», «sehr, sehr gute Leistung», «gute Bewegungen») von Yanick Brechers Realitätssinn geerdet wird. «Eine echte Standortbestimmung haben wir erst in drei, vier Wochen», stellt der FCZ-Captain nüchtern fest.
Dann sollte auch klar sein, ob die Zürcher das tun, was sie seit Monaten ankünden: einen neuen Stürmer unter Vertrag nehmen. Die Mannschaft hatte schon letzte Saison Mühe mit dem Toreschiessen. Wenn sie nun mit Tosin auch noch den klaren Angreifer Nummer 1 verliert, wird der Handlungsbedarf immer grösser. Tosin ist derzeit gemäss «L’Equipe» in Verhandlungen mit dem französischen Club Lorient.
«Natürlich erwarte ich einen neuen Stürmer»
«Natürlich erwarte ich, dass ein Angreifer kommen wird», sagt Henriksen. Aber er fordert auch: «Er muss uns viel besser machen.» Möglich, dass mit Tosins Weggang das nötige Kleingeld in die FCZ-Kassen fliesst, um so einen Angreifer nach Zürich zu holen. Im Raum steht für Tosin eine Ablösesumme von zwei bis drei Millionen Euro.
Ersetzt wird er gegen Yverdon von Daniel Afriyie. Die Offensivleute Ivan Santini, Donis Avdijaj, Junior Ligue und auch Bledian Krasniqi sitzen zu Beginn auf der Bank. Möglich, dass einer von ihnen demnächst seine Chance von Anfang an erhält. Was Afriyie bis zu seiner Auswechslung in der 69. Minute zeigt, lässt jedenfalls nicht darauf schliessen, dass er einen Tosin sofort nahtlos ersetzen kann.
Wohin es Aliti zieht, ist bislang unbekannt. Zuletzt ist er in kosovarischen Medien im Januar mit ZSKA Moskau in Verbindung gebracht worden. Der 29-Jährige mag kein spektakulärer Spieler sein. Aber er war in den letzten beiden Saisons eine Konstante in der Zürcher Abwehr.
Sehr stabil ist auch die FCZ-Startaufstellung gegen Yverdon. Mit Fabio Daprela findet da genau ein Spieler Platz, der nicht schon letzte Saison in Zürich gespielt hat. Und der Innenverteidiger lässt sich schon zur Pause durch Silvan Wallner ersetzen, weil er Wadenprobleme hat. «Er ist ein alter Mann», sagt Henriksen mit einem Lächeln, «er wird in ein, zwei Wochen wieder fit sein.»
Der Spaziergang zum erstem Zürcher Tor
Das Spiel selber ist rasch erzählt: Fast eine halbe Stunde lang ist die Partie so zäh wie in der Sonne schmelzender Teer. Dann läuft Lindrit Kamberi mit dem Ball am Fuss in die gegnerische Platzhälfte. Nein, er läuft nicht. Er geht. Manch ein Spaziergänger am Seeufer ist schneller unterwegs.
Aber diese Bewegung reicht, um die Yverdon-Abwehr derart in Unordnung zu bringen, dass Fabian Rohner am rechten Flügel völlig alleine steht. Und weil sich in der Mitte auch keiner um Jonathan Okita kümmert, steht es nach 27 Minuten 1:0 für Zürich. Das zweite Tor erzielt Nikola Katic in der 55. Minute per Kopf nach einem Eckball.
«Wir müssen schauen, dass wir möglichst schnell auf diesen Super-League-Zug aufspringen», sagt Yverdons Trainer Schällibaum nach dem Schlusspfiff. Der FCZ fährt da schon mit. Und in einer Woche wird er auch wissen, in welcher Klasse er unterwegs ist. Am Samstag trifft er in Genf auf Servette.
Der Liveticker zum Nachlesen
25'
Die Gäste kommen über aussen, Beyer zieht an ein, zwei Gegnern vorbei, Daprela kann die Situation aber routiniert klären. Ballbesitz FCZ.
22'
Das Heimteam drückt nun aufs Tempo und probiert die freien Räume auf den Aussenbahnen zu nutzen. Bisher noch ohne Erfolg.
20'
Wieder Boranijasevic, diesmal über rechts. Er hat viel Platz, doch Yverdon bringt noch einen Fuss dazwischen, Corner FCZ. Dieser landet dann in den Händen von Martin.
19'
Der FCZ kommt durch Boranijasevic aus spitzen Winkel zum Abschluss, Martin hält.
18'
Die gefährlichste Aktionen der bisherigen Partie: Yverdon kommt mit Lusuena zum Abschluss, Brecher kann den Vollspannschuss parieren.
16'
Die Zürcher starten einen schnellen Gegenangriff über rechts, doch Rohner verspringt der Ball. Einwurf Yverdon.
14'
Nach einem Freistoss kommt Neuzugang Daprela per Kopf zum Abschluss. Doch der Routinier stand im Abseits.
12'
Es bleibt weiterhin das gleiche Bild: Der FCZ ist viel am Ball, kommt aber nicht zu zwingenden Chancen. Die Gäste beschränken sich auf schnelle Konter, ohne wirklich gefährlich zu werden.
10'
Ein erster FCZ-Corner landet auf dem Kopf von Katic. Der Ball geht aber einige Meter am Tor von Yverdon vorbei.
7'
Konter der Gäste, doch dieser endet mit Abstoss Brecher.
6'
Kamberi am Boden – und Henriksen am Toben. Der Referee ahndet das Foul. Freistoss für den FCZ. Doch dieser spielt erstmal hinten herum.
5'
Ein langer Ball auf Okita bleibt in der Waadtländer Abwehr hängen.
3'
Ein erster Vorstoss der Gäste endet mit einem Offside-Pfiff.
2'
Der FCZ ist meist am Ball, zu gefährlichen Aktionen kam es bisher aber nicht.
Es geht los!
Der FCZ spielt in Halbzeit 1 auf die Südkurve.
64 im Yverdon-Sektor
Wenn ich mich nicht komplett verzählt habe, dann sind heute 64 Menschen im Fansektor von Yverdon-Sport. Sie wurden beim Einmarsch von der Südkurve eher pflichtbewusst denn von ganzem Herzen aus ausgepfiffen.
Botschaft an wen wohl?
Das Gestichel geht auch in der neuen Saison weiter. «Viele Städte haben einen Fussballclub, unserer hat eine Stadt», steht auf einem Spruchband, das über fast die Hälfte des Letzigrunds gehängt worden ist.
Klar, an wen die Botschaft gerichtet ist: an die Stadtrivalen der Grasshoppers. Wie grenzenlos der Kampf um die Vormachtstellung in und um Zürich von Teilen der Fans geführt wird, haben wir unter der Woche in einer grossen Recherche nachgezeichnet.
Danach haben wir FCZ-Präsident Ancillo Canepa und GC-Vizepräsident Andras Gurovits an einen Tisch gebracht. Das Gespräch war intensiv («Das war eine Provokation.» «Cillo, das ist jetzt nicht dein Ernst?»). Aber am Ende waren sich GC- und FCZ-Vertreter einig, dass die beiden Clubs gemeinsam gegen Gewalt vorgehen müssen. Mal schauen, ob daraus auch wirklich etwas entsteht. Und sonst bleibt uns immerhin dieses grossartige Foto:
Die Aufstellung des FCZ
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Beim FC Zürich steht ein Neuzugang in der Startformation: Fabio Daprela, vom FC Lugano nach Zürich gekommen, beginnt in der Innenverteidigung. Die anderen zehn Namen sind aus der letzten Saison bekannt. Bo Henriksen dürfte mit einer 3-4-3-Formation spielen lassen.
Im Kader fehlen heute Aliti und Tosin. Gemäss Aussagen von Trainer Henriksen vor dem Spielbeginn, seien die beiden nicht im Kader, da beide Spieler vor möglichen Wechseln stehen. Ein Abgang der beiden Stammspieler wäre für den FC Zürich ein herber Verlust.
Was gibt es Neues?
Im Vergleich zur letzten Saison hat sich einiges verändert. Die Super League besteht neu aus zwölf Teams, Bo Henriksen konnte sein Team erstmals durch die gesamte Vorbereitung führen – und in Zürich beginnt eine neue Zeitrechnung: Spiel 1 nach dem Rücktritt von Leitwolf Blerim Dzemaili! Hier unsere Texte zu diesen Themen:
Herzlich willkommen!
Um 16.30 Uhr beginnt auch für den FC Zürich die Super-League-Saison 2023/24. Zum Auftakt empfängt der FCZ im Letzigrund Aufsteiger Yverdon – und geht als Favorit in die Partie gegen die Waadtländer.
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