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Wie Stadler Rail versucht, die Chinesen abzuwehren

Steht persönlich hinter der Finanzierung der neuen Züge: Peter Spuhler. Foto: Keystone
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Der Respekt vor dem chinesischen Konkurrenten muss gross sein. Gleich dreimal erwähnt Stadler Rail in einer Mitteilung zu einem Grossauftrag die Firma CRRC. Der chinesische Staatskonzern China Railway Rolling Stock Corporation ist der grösste Schienenfahrzeughersteller der Welt. Um den Auftrag der österreichischen Westbahn gegen die Chinesen zu ergattern, griff Verwaltungsratspräsident Peter Spuhler in eine Trickkiste mit viel Geld drin.

Hinter der Finanzierung der neuen Züge steht Spuhler persönlich. Über die Austrian Train Finance AG ermöglicht er den Deal. Die Firma, die erst vor kurzem ins Handelsregister eingetragen wurde, beabsichtigt, «nach der Gründung gemäss einer noch zu erstellenden Inventarliste 15 sechsteilige Kiss-Doppelstocktriebzüge einschliesslich Ersatzteile zum Preis von höchstens 300 Millionen Euro zu übernehmen», wie es im Firmenzweck heisst. Man gebe diese dann im Leasing an die Westbahn weiter. «Zu marktgerechten Konditionen», wie Stadler in einer Mitteilung schreibt.

In Europa angekommen

Interessanterweise hat die Westbahn im Vorfeld des neuen Auftrags bereits vorhandene Stadler-Züge an die Deutsche Bahn verkauft. Mit der Idee, sie durch neue Fahrzeuge zu ersetzen. Für diesen Auftrag hatte sich auch die CRRC beworben. Aufträge für den Konzern in Europa sind noch rar. Einzig an die Deutsche Bahn konnten die Chinesen bisher Loks verkaufen.

Doch CRRC hat nun ein zweites Standbein in Europa. Ende August wurde bekannt, dass CRRC die Lokomotivsparte der deutschen Vossloh kauft. Damit sind die Chinesen direkt im deutschen Markt drin.

Produktionshalle von CRRC in der chinesischen Stadt Zhuzhou. Foto: Keystone

Für Peter Spuhler ist das offenbar kein grosses Problem, wie er damals dem «St. Galler Tagblatt» erklärte. «Wir nehmen CRRC ernst, aber unsere Hauptrivalen bleiben Alstom, Bombardier, CAF oder Siemens», sagte Spuhler.

Er erwähnte aber auch, dass CRRC über den Vossloh-Kauf an das Know-how über die komplexen Zulassungsprozesse in Europa gelangt sei.

Fest steht aber auch: CRRC hat die Mittel, um mittelfristig im lukrativen europäischen Markt ein gewichtiger Player zu werden. Dass Stadler nun selber mehrfach darauf hinweist, dass man sich gegen die Chinesen durchgesetzt hat, ist ein Indiz dafür, wie sehr man CRRC eben doch als Konkurrenten ansieht.

Es ist nicht das erste Mal, dass Peter Spuhler über eine eigene Holding Aufträge für Stadler sichert. So etwa bei der Finanzierung eines Auftrags im Umfang von 96 Millionen Euro an die Staatsbahn von Estland. Auch in Schweden machte Spuhler ­diesen Umweg, um seine Züge zu verkaufen. Der Hintergrund war ein Auftrag einer schwedischen Privatbahn über 90 Millionen Franken.

Stadler-CEO Peter Spuhler am Roll-out des neuen Hochgeschwindigkeitszuges «Giruno». Foto: Keystone/Gian Ehrenzeller

Der österreichischen Westbahn griff Spuhler ebenfalls schon unter die Arme. Wie die «SonntagsZeitung» öffentlich machte, ist er der Firma bereits bei zwei Aufträgen bei der Finanzierung entgegengekommen.

Loks für Österreicher?

Die Beziehungen zur Westbahn, deren Verwaltungsratspräsident der ehemalige SBB-Chef Benedikt Weibel ist, und zu West­­bahn-Gründer Hans Peter Haselsteiner könnten Spuhler weiterhin von Nutzen sein. Kürzlich gab ­Haselsteiner bekannt, dass er künftig mit der neu gegründeten Frachtbahn im Güterverkehr aktiv sein werde.

Die Loks für die neue Firma sollen geleast werden. Und Peter Spuhler hat über die European Loc Pool AG Zugriff auf solche Loks, die geleast werden können. Dort heisst es auf die Frage, ob man mit der Frachtbahn in Verhandlungen stehe: «European Loc Pool ist mit diversen Firmen in Verhandlung, unter anderem auch in Österreich.» Ein Dementi würde anders tönen.