Mamablog: Sexuelle AufklärungWie spreche ich mit meinem Kind über Sex?
Unsere Autorin hat sich mit Freunden über die «beste» Aufklärung ausgetauscht. Hier sind einige Ansätze und Lesetipps für alle Altersklassen.
Es waren Ferien und wir hatten es uns auf dem Sofa gemütlich gemacht. Meine siebenjährige Tochter legte ihren Kopf seitlich auf meinen Bauch und kommentierte jedes Grummeln. Ich amüsierte mich über dieses lustige Radioprogramm und sagte: «Ist es nicht faszinierend, dass du genau in diesem Bauch gewachsen bist? Und weisst du denn überhaupt, wie die Kinder in den Bauch kommen?».
Selten habe ich sie so verlegen gesehen. Sie kicherte, winkte ab und schaute mir direkt in die Augen: «Mami, ich weiss es, du weisst es und deshalb müssen wir jetzt nicht darüber sprechen.» Neugierig tastete ich mich weiter heran und fragte sie, woher sie denn wisse, wie «das» ginge. «Ja, denk von den grossen Mädels, sie haben es mir schon lange erzählt. Und jetzt hör auf zu fragen.» Ok, alles klar, sagte ich und gab fürs Erste auf.
Dinge beim Namen nennen und nicht aufschieben
Unser Gespräch beschäftigte mich und so tauschte ich mich mit einigen aus meinem Freundeskreis darüber aus, wie sie es so mit der sexuellen Aufklärung handhaben. Ilona antwortete: «Wir sollten die Dinge auf jeden Fall beim Namen nennen und sie nicht verniedlichen. Es ist wichtig, die Kinder und Jugendlichen immer ernst zu nehmen und die Themen nicht auf später zu verschieben, wenn sie älter sind. Wenn ich merke, dass die Kinder nicht von sich aus kommen, aber gewisse Themen aufploppen, spreche ich oft von meinen eigenen Erfahrungen. So ergeben sich wieder neue Fragen. Manchmal erzählt dann auch der Papa, wie es bei ihm war. In meinem Beruf als Jugendarbeiterin kann ich auch die Organisation Achtung Liebe empfehlen. Sie klären wunderbar auf und sprechen über alle Tabus mit Humor.»
Vera ergänzte: «Unsere Tochter hat im Kindergarten die meisten Fragen gestellt und so habe ich dann einfach ein altersgerechtes Buch besorgt. Das haben wir dann zusammen angeschaut und die Fragen geklärt. Zum Thema Menstruation habe ich ihr das Buch ‹Rot ist doch schön› von Lucia Zamolo gekauft. Wenn sie Fragen hat, fragt sie. Ich bin damals dank dem ‹BRAVO›-Magazin aufgeklärt worden, umso mehr schätze ich heute unseren persönlichen Austausch.»
Einen sicheren Raum schaffen
Robine ist selbst noch nicht Mutter, betreut aber Kinder und Jugendliche. Sie sagt: «Ich finde es megawichtig, dass man den Kindern erklärt, was okay ist und was nicht. Natürlich ist das individuell, aber meine Erfahrung hat gezeigt, wenn man darüber spricht, kann man somit gewisse Vorurteile aus der Welt schaffen. Gerade Jugendliche, die Pornos schauen, sollten wissen, dass dies nicht die Realität abbildet. Und dass Grenzen setzen und Nein sagen, total wichtig und richtig ist.» Zurückblickend sagt sie: «Für mich ist das A und O bei sexueller Aufklärung, dass man für die Kinder einen sicheren Raum schafft. Sie sollen sich bei einer Lehrperson oder zu Hause genug sicher fühlen, um Fragen zu stellen, wenn sie welche haben.»
Ich überlasse die Aufklärung für den Moment sich selbst. Bei Fragen wird sie dann schon fragen.
Zurück zum Gespräch mit meiner Tochter: «Weisst du, Mami, vielleicht wäre es einfacher, wenn wir einfach aus Eiern geschlüpft wären, dann müssten wir uns jetzt nicht darüber unterhalten.» Ich erwiderte: «Aber auch ein Ei kann nur mithilfe von Papa und Mama entstehen, sonst wächst da nämlich kein Kind.» Am Ende befolgte ich den Rat von Steffi, die stapelweise Aufklärungsbücher ins Zimmer ihrer Töchter gelegt hat. Für sie hat das gut funktioniert. «Klär mich auf – 101 echte Kinderfragen rund um ein aufregendes Thema» liegt jetzt bei uns auf der Toilette und ich überlasse die Aufklärung für den Moment sich selbst. Bei Fragen wird sie dann schon fragen.
Lesetipps:
Ab 5 Jahren
«Von wegen Bienchen und Blümchen» von Carsten Müller.
Ab 8 Jahren und für alle
«Klär mich auf – 101 echte Kinderfragen rund um ein aufregendes Thema» von Katharina von der Gathen und Anke Kuhl.
Ab 10 Jahren
«Rot ist doch schön» von Lucia Zamolo (wunderbar illustriert).
Ab 14 Jahren
«Make Love.» Ein Aufklärungsbuch von Ann-Marlene Henning & Tina Bremer-Olszewski, mit Fotografien von Heji Shin.
Weitere tolle Buchtipps zum Thema finden Sie hier.
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