Das unterschätzte ReiserisikoWie Sie eine Thrombose erkennen
Eine Beinvenenthrombose kann einem den Ferienanfang ganz schön vermiesen. Wer einen langen Flug oder eine Busfahrt vor sich hat, sollte deshalb Vorkehrungen treffen.
Endlich Ferien, endlich gehts los auf die langersehnte Reise. Viele Schweizerinnen und Schweizer werden dieser Tage einen Langstreckenflug antreten oder mehrere Stunden im Zug oder Auto sitzen. Doch für unsere Gefässe ist das ungesund. Wenn wir unsere Beine über lange Zeit nicht bewegen, besteht die Gefahr einer Thrombose. Dabei handelt es sich um eine Verstopfung der Venen, die von Blutgerinnseln verursacht wird.
Dass Thrombosen häufig in den Beinvenen auftreten, ist hauptsächlich auf die inaktiven Beinmuskeln zurückzuführen. Denn diese spielen eine wichtige Rolle beim Rücktransport des Blutes aus den Beinen. Das Herz pumpt das Blut über die Arterien in den Körper hinaus, und über die Venen gelangt es wieder zurück zum Herzen. Beim aufrechten Gang hemmt die Schwerkraft jedoch den Rückfluss aus den Beinen.
Wenn wir uns bewegen, werden die Venen beim Anspannen der Wadenmuskulatur zusammengedrückt und das Blut fliesst nach oben. Die Venenklappen verhindern, dass es wieder zurückfliesst. Zusätzlich wird der Rückstrom zum Herzen durch die Atembewegung unterstützt.
Wenn die Muskelpumpe bei längerem Sitzen aber entfällt, kommt es zu einem gestörten Rücktransport des Blutes aus den Beinen, was zu einer Thrombose führen kann.
Mit zunehmendem Alter steigt auch das Risiko
Die grösste Gefahr stellen Flug- und Busreisen von acht bis zehn Stunden oder länger dar. Dagegen hat man im Zug oder Auto eher die Möglichkeit, zwischendurch mal aufzustehen oder einen Stopp einzulegen. Das Risiko für eine Thrombose steigt mit zunehmendem Alter ab etwa 60 Jahren an. Die Entstehung wird von drei Faktoren begünstigt: einem gestörten Blutfluss, von Gefässwandschäden oder einer veränderten Zusammensetzung des Blutes wie zum Beispiel eine Blutgerinnungsstörung.
Somit sind Menschen gefährdet, die kürzlich operiert wurden, durch einen Unfall eine Verletzung erlitten haben oder bereits früher einmal eine Thrombose oder Lungenembolie hatten. Das Risiko erhöhen auch Tumorerkrankungen, Übergewicht, Rauchen, Schwangerschaft, gewisse hormonelle Verhütungsmittel oder Hormontherapien.
Rötungen und Schwellungen sind Alarmzeichen
Je nach Ausdehnung und betroffener Vene können verschiedene Beschwerden auftreten. Generell unterscheidet man zwischen oberflächlichen und tiefen Beinvenenthrombosen: Bei Ersteren bildet sich das Gerinnsel in oberflächlichen Venen. Oft sind Krampfadern betroffen, wobei es zu einer Venenentzündung kommt und sich ein harter, schmerzhafter Strang unter der Haut bildet. Die Stelle ist gerötet und überwärmt.
Tiefe Beinvenenthrombosen dagegen können sich durch ein Anschwellen des Beins, eine Erwärmung, ein Spannungsgefühl oder eine rötliche oder bläuliche Verfärbung bemerkbar machen. Manchmal reichen oberflächliche Venenthrombosen bis in die tiefen Beinvenen hinein.
Sofort in ärztliche Behandlung
Beim Verdacht auf eine Thrombose sollte man sofort eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen, sagt Nathalie Ulmer, Leiterin Angiologie am Stadtspital Zürich. «Es besteht das Risiko, dass sich die Gerinnsel von der Gefässwand lösen und durch den Blutkreislauf in die Lungenarterien gelangen. Dort kann es zu einer Lungenembolie kommen, im schlimmsten Fall mit lebensbedrohlichen Folgen.»
Meist lasse sich eine Thrombose ambulant behandeln, sagt Ulmer. Bei einer tiefen Beinvenenthrombose wird den Betroffenen ein Blutverdünnungsmedikament verabreicht. Dieses trägt dazu bei, dass sich das Gerinnsel auflöst. Zudem sollte man Kompressionsstrümpfe tragen, die den Rückfluss des Blutes unterstützen und verhindern, dass die Venenklappen Schaden nehmen. Diese Massnahmen führen zu einem Rückgang der Schwellung und der Schmerzen.
Wird eine Thrombose in den Beckenvenen festgestellt, braucht es manchmal einen Katheter- oder einen operativen Eingriff. Bei einer oberflächlichen Venenthrombose dagegen hängt es von den Beschwerden und der Ausdehnung ab, ob ein Kompressionsstrumpf oder auch eine Blutverdünnung nötig sind.
Bewegen und trinken
Am Ferienort angekommen, notfallmässig ein Spital oder eine Arztpraxis suchen müssen – einen entspannten Urlaub stellt man sich wohl anders vor. Doch mit ein paar einfachen Massnahmen könne man einer Beinvenenthrombose vorbeugen, sagt Nathalie Ulmer. «Es empfiehlt sich deshalb, bei längeren Reisen regelmässig aufzustehen und ein paar Schritte zu gehen sowie auf genügende Flüssigkeitszufuhr zu achten.»
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