Super-G in KvitfjellEin völlig verrücktes Rennen endet mit österreichischem Dreifachsieg
Erst führt lange Jasmine Flury trotz eines grossen Fehlers, dann schlägt Speed-Königin Sofia Goggia zu. Ehe in Norwegen alles drunter und drüber geht.
Das Wetter treibt in Kvitfjell an diesem Sonntag allerlei Schabernack.
Den letzten Streich erlaubt es sich, kurz bevor Wendy Holdener mit der Nummer 21 in diesen Super-G startet. Da wird es nämlich plötzlich hell im oberen Teil dieser Strecke, auf der für gewöhnlich die Männer fahren. Dort, wo es zuvor stark geschneit hat und die Sicht trüb war, herrscht auf einmal völlige Klarheit. Die Schwyzerin nutzt das schon zu einer starken Fahrt, sie wird Achte. Ebenso wie das Schweizer Talent Stephanie Jenal, die auf Rang 10 fährt.
Andere nutzen die Bedingungen gar zu Sensationen: Erst löst Franziska Gritsch Speed-Königin Sofia Goggia an der Spitze dieses Rennens ab. Sie, die es mit Rang 7 am Freitag erstmals überhaupt in dieser Disziplin unter die Top 10 geschafft hat. Dann, mit der Nummer 29, holt ihre österreichische Landsfrau Stephanie Venier zum grossen Coup aus, setzt sich noch vor Gritsch. Doch damit hat es sich nicht mit den Verrücktheiten in Rot-Weiss-Rot. Weil mit der 31 auch noch Nina Ortlieb kommt, die noch einmal schneller ist als ihre Teamkolleginnen. Statt eines nächsten Dämpfers für das viel gescholtene österreichische Team gibt es einen Dreifachsieg aus dem Nichts. Das Wetter machts möglich.
Flury ist es auf dem Leadersessel unangenehm
Es passt zu diesem Rennen in Norwegen, in dem das Wetter schon zuvor für eine Menge Umstürze gesorgt hat. So sitzt Jasmine Flury lange auf dem roten Sessel im Ziel, der für gewöhnlich bei den Skifahrerinnen für die ganz grossen und positiven Emotionen sorgt. Wer darauf sitzt, führt das Rennen an. Das tut die Bündnerin, die mit der Nummer 1 gestartet ist, in diesem Super-G auch jetzt noch, als Sofia Goggia sich den Hang hinunterstürzt, mit der Nummer 16. Gross gelacht hat Flury bis dahin nie. Gejubelt schon gar nicht. Nicht einmal in die Kamera gewinkt.
Flury hat gleich vor dem eher flachen und langen Schlussteil die Rechtskurve nicht gut erwischt, es hat sie weit nach aussen getrieben. Die Abfahrtsweltmeisterin schreit sich noch während der Fahrt den Frust aus der Seele. Sie ärgert sich im Ziel, verwirft die Hände, haut sich die Fäuste auf den Helm und denkt an ein kurzes Gastspiel auf dem Leaderthron. Doch das dauert dann ganz schön lange.
Denn: Bald nach ihrer Fahrt fliegt Riesenslalomspezialistin Alice Robinson in die Netze. Die Neuseeländerin bleibt zwar unverletzt, der Unterbruch vor dem Start von Flurys Teamkollegin Joana Hählen aber ist lang. Und weil es schneit und die Rutscher auf der Piste nicht allzu aktiv sind, fühlt sich die Bernerin bei ihrer Fahrt wie ein Schneepflug. «So kam ich mir tatsächlich vor», sagt sie in die Fernsehkamera, «es hat richtig gestoppt bei den Toren. Aber das kann ich nicht beeinflussen. Ich nehme mein gutes Skifahren mit».
Shiffrin 1,43 Sekunden schneller im unteren Teil – es reicht nicht
Das zeigt die 31-Jährige im unteren Teil. Aus fast zwei Sekunden Rückstand macht sie noch knapp acht Zehntel, die sie auf Flury verliert. Mikaela Shiffrin holt gar 1,43 Sekunden auf. Und Flury wird es immer ungemütlicher auf ihrem Sitz. Die 29-Jährige, die bei ihrem bislang einzigen Weltcupsieg 2017 in St. Moritz schon von den Wetterbedingungen profitierte und bei ihrem Coup in der WM-Abfahrt zumindest nicht benachteiligt war, wollte das nicht noch einmal erleben. «Ich versuche es zwar zu geniessen, ich weiss, dass unser Sport draussen stattfindet und es so etwas geben kann. Aber es ist schwierig, denn es ist wieder ein nicht ganz faires Rennen», sagt sie.
Daher ist es eine kleine Erlösung, als Goggia sie an der Spitze ablöst. Doch letztlich bleibt der Italienerin nicht einmal ein Platz auf dem Podest und Flury nur Rang 6. Weil die Österreicherinnen offenbar intensiv zum Wettergott gebetet haben, der an diesem Sonntag einige Pointen bereithält.
So sind denn die besten Super-G-Fahrerinnen auch nicht allzu weit vorne zu finden. Vom Quintett, das noch um die kleine Kugel für den Sieg in der Disziplinenwertung kämpft, klassiert sich die derzeit führende Italienerin Elena Curtoni als Zwölfte noch am besten. Dahinter folgen Cornelia Hütter (14.), Ragnhild Mowinckel (15.), Lara Gut-Behrami (20.) und Federica Brignone (21.). Absetzen kann sich eine Woche vor dem Start zum Weltcupfinal in Soldeu also niemand. Curtoni reist mit einem Vorsprung von 19 Punkten auf Gut-Behrami nach Andorra.
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