Medienkonferenz mit Alain BersetLage laut Bundesrat «kritisch», neue Massnahmen den Kantonen überlassen
Gesundheitsminister Alain Berset nahm am Nachmittag Stellung zur aktuellen Corona-Lage in der Schweiz.
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Das Wichtigste in Kürze
Die Zahl der Neuinfektionen steigt in der Schweiz stark an. Dem Bund wurden am Mittwoch 8585 Fälle gemeldet.
Die Taskforce warnte gestern vor Zuständen wie in Österreich.
Der Bundesrat schätzt die epidemische Situation als «kritisch» ein.
Trotzdem hält er eine schweizweite Verschärfung der Massnahmen derzeit nicht für angezeigt.
Dies «angesichts der aktuell relativ tiefen Belastung der Intensivpflegestationen mit Covid-19-Patientinnen und -Patienten und der grossen regionalen Unterschiede».
Der Bundesrat halte «an der mit den Kantonen vereinbarten Zusammenarbeit fest», wonach bei regional unterschiedlicher Entwicklung der Pandemie die Kantone die notwendigen Massnahmen ergreifen.
In der Übersicht: Die Corona-Zahlen im Dashboard, der Impf-Monitor, die Auslastung der Spitäler
Zum Thema:
Kampf gegen fünfte Welle – Schweizer Firmen wollen schneller handeln
Zusammenfassung
Trotz «kritischer Lage», verschiedener Appelle aus der Wissenschaft und Lockdowns im Ausland will der Bundesrat weiterhin nichts von einer schweizweiten Verschärfung der Corona-Massnahmen wissen. Er nimmt dafür erneut die Kantone in die Verantwortung.
Der Tenor in der Landesregierung lautet weiterhin: Keine neuen Massnahmen, stattdessen soll die Katastrophe mit Selbstverantwortung und schnellem Handeln der Kantone verhindert werden.
Dass er dennoch mit schärferen nationalen Corona-Massnahmen zuwartet, begründet der Bundesrat mit «der aktuell relativ tiefen Belastung der Intensivpflegestationen mit Covid-19-Patientinnen und -Patienten und den grossen regionalen Unterschieden». Er halte an der mit den Kantonen vereinbarten Zusammenarbeit fest, wonach bei regional unterschiedlicher Entwicklung der Pandemie die Kantone die notwendigen Massnahmen ergreifen müssten.
Die Medienkonferenz ist zu Ende
Wann kommt die Impfung für Kinder?
Die Hersteller der Vakzine würden derzeit Daten zur Wirksamkeit für Kinder erheben, wie Patrick Mathys sagt. Er könne aber keine Prognose machen, wann für Menschen unter zwölf Jahren in der Schweiz eine Zulassung vorliegen würde.
Steht die Schweiz im Winter vor einem neuen Lockdown?
Gemäss Gesundheitsminister Alain Berset hat das Land die Möglichkeiten, um ohne Lockdown oder andere härtere Massnahmen durch die kalte Jahreszeit zu kommen. Auch die Impfung solle freiwillig bleiben. Sollte sich die Lage in den Spitälern verschlechtern, dann wolle die Landesregierung erneut Massnahmen besprechen.
Durchseuchung der Schweiz?
Ob der Bund eine Durchseuchung der jüngeren Bevölkerung in Kauf nehme, oder ob ein Durchseuchung gar Teil der Corona-Strategie des Bundesrats sei, will ein Journalist wissen.
Berset winkt ab: Man hätte keine Mittel, um die Zirkulation ganz zu bremsen. Die Schweiz sei keine Insel, die so etwas kontrollieren könne. Eine Zirkulation werde immer noch passieren.
Welche neuen Regeln wären denkbar?
Welche möglichen Verschärfungen möglich seien, falls die Situation schwieriger würde, will ein Journalist wissen. Es sei noch nicht an der Zeit, sagt der Gesundheitsminister. Die derzeitige Lage ermögliche keine Lockerungen, aber auch keine neuen Massnahmen.
Nachhaken: Auf was man sich gefasst machen müsste, wenn es zu einer Lage wie in Österreich käme. Man versuche, der Linie treu zu bleiben und man wolle verhindern, dass es zu Kollateralschäden komme, antwortet Alain Berset.
«Situation nicht mit jener im Vorjahr vergleichbar»
Alain Berset glaubt nicht, dass die Landesregierung mit seiner abwartenden Politik die Fehler des Vorjahres wiederhole. «Die Situation ist nicht mit jener im Vorjahr vergleichbar.» Die Immunität in der Bevölkerung sei jetzt viel höher.
Deshalb würden die Fallzahlen im Moment weniger rasch als im Spätherbst 2020 ansteigen, sagt der Gesundheitsminister. «Es sind viele Risikopersonen geimpft, das wirkt sich aus.»
Patrick Mathys vom BAG gibt zu bedenken, dass «grosse Herausforderungen» auf die Spitäler zukämen, wenn sich der jetzige Trend fortsetze. Berset sagt dazu: «Wir wissen jetzt nicht, was noch kommt.»
Spielt der Bundesrat mit dem Feuer?
Ob der Bundesrat nicht mit dem Feuer spiele, lautet die nächste Frage. Immerhin erwarteten Epidemiologen einen heftigen Anstieg bei den Fallzahlen und Hospitalisationen. Und trotzdem reagiere der Bundesrat nicht.
Das sei eine Frage der Dynamik und hänge davon ab, wie sich die Situation entwickle, antwortet der Gesundheitsminister. Man habe jetzt keine Verdoppelung der Fallzahlen alle 4 bis 5 Tage wie damals bei der zweiten Welle.
Warum gibt es keine schweizweiten Massnahmen, wie sie von Experten zum Beispiel für die Schulen gefordert werden?
Der Bund habe schon ziemlich viel gemacht, so zum Beispiel die Basismassnahmen wie eine Maskentragpflicht im ÖV und das Covid-Zertifikat. Ausserdem könne der Bundesrat nicht einfach alles beschliessen, besonders, wenn die Unterschiede zwischen einzelnen Kantonen so gross sind wie momentan.
Keine Massnahmen wegen der Abstimmung vom Sonntag?
Wartet die Landesregierung mit neuen Massnahmen noch zu, weil die Abstimmung übers Covid-Gesetz ansteht? «Nein!», entgegnet der Gesundheitsminister, die Frage höre er immer wieder, doch das stimme nicht.
«Unser Massstab sind die Spitalkapazitäten.» Die Lage in den Spitälern sei unter Kontrolle. Wäre es anders, dann würde der Urnengang keine Rolle spielen, so Berset. Dann würde man reagieren. Wo das Land in 10 Tagen stehe, wisse er nicht.
Werden die Tests wieder kostenlos?
Laut Berset sei zurzeit nicht vorgesehen, dass die Tests wieder kostenlos werden. Es gebe aber einen Antrag zweier Kommissionen, die fordern, dass die Tests wieder gratis abgegeben werden.
Wie weiter in den Ost- und Zentralschweizer Kantonen?
Nun geht es in der Fragerunde um die Ost- und Zentralschweizer Kantone, welche eine hohe Inzidenz haben: Was müssen diese jetzt tun? Und was haben sie falsch gemacht?
«Wir machen keine Vorschriften», sagt der Gesundheitsminister, er habe nur Vorschläge gemacht. Es gebe Massnahmen auf Bundesebene, aber eben auch auf lokaler, beziehungsweise kantonaler Ebene.
Schutz durch die Impfung
Gesundheitsminister Berset spricht nun über die Auffrischungsimpfung. Die Impfung nütze gut vor einem schweren Verlauf. Nach einer Booster-Impfung bleibe der Schutz vor einer Ansteckung bei vulnerablen Personen bei 90 Prozent. Dazu zeigt der Bund folgende Grafik.
Die Kantone sollten nun schnell die Booster-Impfungen anbieten, hält Berset fest. Zudem appelliert er erneut an alle ungeimpften Personen, sich eine Impfung zu überlegen. «Wir akzeptieren jeden Entscheid, aber die Impfung nützt nach wie vor gut vor einem schweren Verlauf, in allen Alterskategorien.»
Schweizweite Verschärfung möglich
Die Strategie des Bundesrates sieht vor, die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems zu erhalten, sobald alle Personen ab 12 Jahren Zugang zur Impfung haben. Dass diese Strategie Risiken birgt, sei sich der Bundesrat bewusst: Falls die kantonalen Massnahmen nicht greifen, wird der Bundesrat über eine schweizweite Verschärfung der Massnahmen diskutieren.
Zum Thema: Erforderliche Impfquote – 90 ist die neue 70
Situationen wie in Nachbarländern verhindern
Berset ermahnt, dass eine Verschlechterung der Situation, wie sie in Nachbarländern wie Österreich und Deutschland seit einigen Wochen anhält, unbedingt zu verhindern sei. Darum sei es wichtig, dass sich alle Leute solidarisch an die Massnahmen halten.
«Die Lage ist aktuell beunruhigend und nicht einfach, auch in den umliegenden Ländern», sagt Berset.
Zum Thema: Darum warnt die Taskforce vor einer Situation wie in Österreich
Bundesrat schätzt Lage als «kritisch» ein
Trotz kritischer Lage, verschiedener Appelle aus der Wissenschaft und Lockdowns im Ausland will der Bundesrat weiterhin nichts von einer schweizweiten Verschärfung der Corona-Massnahmen wissen. Er nimmt dafür erneut die Kantone in die Verantwortung.
Der Tenor in der Landesregierung lautete am Mittwoch weiterhin:
Keine neuen Massnahmen.
Stattdessen soll die Katastrophe mit Selbstverantwortung und schnellem Handeln der Kantone verhindert werden.
Dass er dennoch mit schärferen nationalen Corona-Massnahmen zuwartet, begründet der Bundesrat mit «der aktuell relativ tiefen Belastung der Intensivpflegestationen mit Covid-19-Patientinnen und -Patienten und den grossen regionalen Unterschieden». Er halte an der mit den Kantonen vereinbarten Zusammenarbeit fest, wonach bei regional unterschiedlicher Entwicklung der Pandemie die Kantone die notwendigen Massnahmen ergreifen müssten.
Zudem appelliert der Bundesrat erneut an die Bevölkerung, sich an die Basismassnahmen wie Abstand halten, Maske tragen, Lüften und Testen zu halten. Mit der konsequenten Umsetzung der Regeln könne eine Überlastung der Spitäler verhindert werden.
Laut dem Bundesrat wird sich die Situation in den kommenden Wochen weiter verschärfen. «Die erhöhte Viruszirkulation bei den jüngeren Altersgruppen dürfte zu einer erhöhten Übertragung des Virus auf die Risikogruppen und einem – möglicherweise sehr raschen – Anstieg der Hospitalisierungen führen.»
Die Regierung hält es aber für möglich, dass sich diese Entwicklung mit einer Verhaltensänderung der Bevölkerung und regionalen Verschärfungen der Massnahmen abwenden lässt.
Aus den Kantonen ertönten in den vergangenen Tagen angesichts der wieder stark steigenden Fallzahlen, mehr Covid-Patienten in den Spitälern und der teils dramatischen Lage in Österreich und Deutschland Rufe nach landesweiten Massnahmen – darunter eine Ausweitung der Maskenpflicht und vermehrtes Homeoffice. Für den Bundesrat stehen jedoch regionale Ausweitungen der Maskenpflicht, namentlich auch in Schulen, der Homeoffice-Pflicht oder der Kapazitätsbeschränkungen im Vordergrund.
Die Schweiz und Österreich im Vergleich
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BAG meldet 8585 neue Coronavirus-Fälle innerhalb von 24 Stunden
In der Schweiz und in Liechtenstein sind dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Mittwoch innerhalb von 24 Stunden 8585 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet worden. Gleichzeitig registrierte das BAG 17 neue Todesfälle und 103 Spitaleinweisungen
Vor einer Woche hatte das BAG 5981 neue Infektionen registriert. Zudem gab es zehn neue Todesfälle und 93 neue Spitaleinweisungen.
Auf 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner wurden in den vergangenen zwei Wochen 777,69 laborbestätigte Coronavirus-Infektionen gemeldet. Die Reproduktionszahl R, die angibt, wie viele Personen eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt, lag am 12. November Tagen bei 1,34.
Die Auslastung der Intensivstationen in den Spitälern beträgt zurzeit 79,7 Prozent. 19,5 Prozent der verfügbaren Betten werden von Covid-19-Patienten belegt.
Insgesamt erhielt die Armeeapotheke als Logistikzentrale bislang 13'559'700 Impfdosen. Davon wurden 11'713'446 Dosen verabreicht. 65,4 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft. Bislang wurden 7'672'794 Zertifikate für vollständig Geimpfte ausgestellt.
In den vergangenen 24 Stunden wurden dem BAG 56'160 neue Corona-Tests gemeldet. Seit Beginn der Pandemie wurden in der Schweiz und in Liechtenstein 12'549'728 Tests auf Sars-CoV-2 durchgeführt, den Erreger der Atemwegserkrankung Covid-19, wie das BAG weiter mitteilte. Insgesamt gab es 970'750 laborbestätigte Fälle von Ansteckungen mit dem Coronavirus.
35'067 Personen mussten bisher wegen einer Covid-19-Erkrankung im Spital behandelt werden. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung belief sich auf 11'053.
Aufgrund der Kontakt-Rückverfolgung befanden sich laut Angaben des BAG 35'044 Menschen in Isolation und 24'335 in Quarantäne.
red/cpm
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