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Geldblog: Fintech-Start-ups
Wie lege ich mein Geld am besten nachhaltig an?

Neue Bedürfnisse, neue Finanzprodukte: Start-ups konkurrenzieren die Angebote traditioneller Banken.
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Ich möchte mehrere Tausend Franken nachhaltig anlegen. Aufgrund dessen bin ich auf die Firma Inyova Investments gestossen. Da Internet-Rezensionen mit Vorsicht zu geniessen sind, möchte ich Sie um Rat fragen. Lohnt sich diese Investition, welche Risiken bestehen und warum sollte ich mit meinen Portfolio-Wünschen nicht zu einer Bank gehen? Leserfrage von M.S.

Der Schweizer Finanzplatz verändert sich derzeit in rasantem Tempo: Auf der einen Seite machen eine Vielzahl von Start-ups und Fintech-Firmen den traditionellen Banken immer mehr Konkurrenz. Auf der anderen Seite entwickelt sich der Schweizer Finanzsektor immer stärker in Richtung Nachhaltigkeit und bietet den Kundinnen und Kunden eine Vielzahl von nachhaltigen Anlagemöglichkeiten. Zu den zahlreichen Neugründungen der letzten Jahre zählt auch die von Ihnen erwähnte Vermögensverwaltungsplattform Inyova, die auch unter dem Namen Yova bekannt ist. Das Unternehmen wurde bereits 2017 in Zürich gegründet und startete 2019 mit einer Plattform für digitales Impact Investing.

In der Zwischenzeit hat das Unternehmen weiteres Kapital aufgenommen und eine Expansion nach Deutschland vorangetrieben. Inyova verwaltet gemäss eigenen Angaben ein dreistelliges Milllionenvermögen und steht für Invest in Your Values. Damit nimmt die Firma den Zeitgeist auf: Immer mehr Leuten ist es nicht egal, was mit ihrem Geld geschieht und welche Wirkung das von Ihnen investierte Geld hat. Sie wollen bewusst in nachhaltige Anlagen investieren und mit ihrem Ersparten einen Einfluss auf Unternehmen und die Entwicklung der Welt nehmen, die ihren eigenen Vorstellungen entspricht. Dabei legt das Unternehmen Wert darauf, dass es über die traditionellen ESG-Kriterien für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung hinausgeht: «Alle Unternehmen im Inyova-Universum werden anhand strenger Methoden bewertet, die wir selber entwickelt haben. Wir fokussieren auf Handabdruck, Fussabdruck und Ausschlusskriterien.»

Ich zweifle, ob alle Nutzer von Inyova sich bewusst sind, wie hoch die Anlagerisiken tatsächlich sind.

Positiv an solchen Fintech-Firmen wie Inyova, dem digitalen Vermögensverwalter Selma Finance oder auch dem Aarauer Fintech-Start-up Findependent , welche sich ebenfalls stark auf die junge Generation ausrichten, finde ich, dass sie den Markt beleben und die Banken herausfordern. Dank ihrer Marketingstrategie und konsequenter digitaler Ausrichtung sprechen sie besonders junge Menschen an und können diese für eine Geldanlage gewinnen. Man will somit Menschen dafür begeistern, die bislang nicht investiert haben. Dies beinhaltet allerdings auch erhebliche Gefahren: Denn Erstinvestoren haben keine Anlageerfahrung und in der Regel nur wenig oder keine Fachkenntnisse. Wie hoch die Anlagerisiken sind, hängt von der gewählten Anlagestrategie und der Gewichtung der einzelnen Anlageklassen wie Aktien, Obligationen, Immobilien etc. ab.

Es ist zwar schön und gut, wenn man mit seinem Geld Positives bewirken will, gleichzeitig sollte man aber die Anlagerisiken nie aus den Augen verlieren. Ich zweifle, ob alle Nutzer von Inyova – abgesehen vom Wunsch Gutes zu tun – sich bewusst sind, wie hoch die Anlagerisiken tatsächlich sind, die sie mit der gewählten Strategie eingegangen sind. Die Bewährungsprobe für solche Vermögensverwaltungsplattformen dürfte dann erst kommen, wenn die aktuelle Hausse an den Finanzmärkten zu Ende geht und die Märkte durch eine längere Baissephase gehen.

Einen Nachteil bei Inyova sehe ich bei den Gebühren. Diese liegen je nach gewählter Lösung bzw. Höhe des Vermögens zwischen 0,6 und 1,2 Prozent pro Jahr. Dabei handelt es sich um eine All-inclusive-Gebühr, in der alles inbegriffen ist. Dennoch halte ich Gebühren von über ein Prozent für digitale Lösungen für ziemlich stattlich. Zum Vergleich: Die digitale Vermögensverwaltungsplattform True Wealth belastet eine Gebühr von lediglich 0,5 Prozent, bei der ebenfalls Depotgebühr, Handelsgebühren, Einzahlungen- und Auszahlungen etc. inbegriffen sind und ausschliesslich kostengünstige Exchange Traded Funds (ETFs) zum Einsatz kommen. Darum empfehle ich Ihnen, vor einem Investment auch Alternativen zu prüfen, da Gebühren letztlich immer Ihre Rendite schmälern.

Zu überlegen wäre auch, welche Ziele – über den Wunsch Gutes zu tun hinaus – Sie mit Ihrer Anlage verfolgen.

Zudem können Sie auch direkt zu einer Bank gehen. Die meisten Institute bieten eine Vielzahl von nachhaltigen Anlagemöglichkeiten. Je nach Variante sind die Gebühren nicht zwingend höher als etwa bei Inyova. Ohnehin kommen Fintechs wie Inyova auch selbst nicht ohne Bankpartner aus. Inyova ist lediglich eine Vermögensverwalterin und keine Bank und arbeitet daher wie andere Fintechs auch mit einer Partnerbank zusammen. Es spricht aber nichts dagegen, dass Sie auch direkt zu einer Bank gehen.

Zu überlegen wäre auch, welche Ziele – über den Wunsch Gutes zu tun hinaus – Sie mit Ihrer Anlage verfolgen. Falls Sie mit dem Geld schon als junger Mensch Ihre Altersvorsorge aufbauen möchten, würde ich auch digitale Plattformen wie Frankly, Viac oder Finpension anschauen, welche sich darauf spezialisiert haben, zu günstigen Kosten Vorsorgegelder zu investieren, wobei man auch nachhaltige Anlagen wählen kann.

Bei Frankly etwa sind sämtliche aktiv verwalteten Fonds auf Nachhaltigkeit und Klimaschutzkriterien ausgerichtet, ohne dass man mehr Gebühren zahlt. Bei Viac gibt es seit März einen Gebühren-Cap von 0,44 Prozent. Inklusive Produktkosten kommt man so zum Beispiel bei einer Global 100 Aktienstrategie auf 0,45 Prozent Gesamtkosten. Finpension weist Gebühren von 0,39 Prozent exklusive Mehrwertsteuer und Produktkosten aus. Mit Mehrwertsteuer kommt man bei 0,42 Prozent plus Produktkosten von 0,02 Prozent bei einer vergleichbaren Aktienstrategie Global 100 auf 0,44 Prozent Gesamtkosten. Frankly verrechnet eine Gebühr von 0,46 Prozent.

Auch diese Beispiele zeigen, dass es unter den verschiedenen digitalen Plattformen eine harte Konkurrenz gibt, von der man profitieren sollte, zumal auch hier nachhaltiges Anlegen möglich ist.