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Mamablog: Vergesslichkeit nach Schwangerschaft
Wie lautet nochmal der Name des Kindsvaters?

Peinliche Blackouts: Den Namen des Partners zu vergessen, geht nun wirklich zu weit. Oder?
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Wissen Sie, wie alt Sie sind? Schön für Sie. Ich musste letzte Woche den Taschenrechner rausholen, als ich nach meinem Alter gefragt wurde. Ich sags, wie es ist: Ich bin bestimmt nicht die hellste Leuchte unter Gottes Himmel. Aber ich gehör bestimmt nicht zu den beklopptesten. Nun bin ich seit sechs Monaten Mutter und ich schwöre: Bei der Geburt meines Sohnes hab ich einen Teil meines Gehirns mit rausgepresst.

«Gehirn gefunden! Wir führens wieder ein»

Vielleicht suchen die Hebammen danach, wenn sie nach der Geburt die Plazenta untersuchen. Und ich frag mich, bei wie vielen Frauen die Hebamme dann erleuchtet hochschaut mit den Worten: «Gehirn gefunden! Wir führen es wieder ein». Angeblich ist mein neuer Hormonhaushalt schuld an meiner neuen, eingeschränkten Hirnfunktionalität. Das hab ich so gelesen. Wo? Ich habs vergessen. Der Trost ist da, aber er ist ein schwacher. Und die Tatsache, dass ich mich jetzt jeden Tag hauptsächlich mit meinem Baby unterhalte, einem mich intellektuell denkbar bescheiden herausforderndem Wesen, bringt mein Denken auch nicht gerade auf Vordermann.

Ich musste bereits vor dem Muttersein alles notieren, weil sich mein Spatzenhirn pubertär schnell ablenken lässt. Aber damit kam ich gut klar. Meine Wohnung ist seit Jahren voll mit neonfarbenen Notizzetteln, damit ich nichts vergesse. Ich hab übrigens auch vor dem Muttersein Abflug- mit Ankunftszeit auf meinem Flugticket verwechselt und teuer dafür bezahlen müssen, aber das bleibt unter uns. Ich will mich da gar nicht rausreden, aber was in mir seit Monaten passiert, erschreckt mich aufs Neue.

Hirn im Überlebensmodus

In meiner Küche befinden sich aktuell fünf Packungen Knoblauch. Fünf. Das heisst: 25 Stück. Und das nicht etwa, weil ich unter einer Vampirplage leide. Ich konnte mir vor zwei Monaten tatsächlich merken, dass ich Knoblauch einkaufen muss. Aber ich schaffs nicht, mir zu merken, dass ich bereits welchen gekauft habe. So ziehe ich jedes Mal los und kauf welchen, als wäre meine Wohnung demnächst Schauplatz von Transsilvaniens Nationalfeiertag. Falls hier jemand gute Rezepte für die übrigen 24,5 Stück kennt, freue ich mich über Inspiration.

Mein Hirn befindet sich im Überlebensmodus und ist nur noch in der Lage, einfache und einzelne Informationen zu verarbeiten. Der Bus, der seit drei Monaten auf dem Weg ins Eltern-Kind-Schwimmen fährt, dreht seit drei Monaten einen Umweg um die Baustelle und seit drei Monaten finde ich diese Routenabweichung erfrischend. Immerhin bin ich immer wieder aufs Neue zu überraschen.

Lange, lange Denkpausen

Aber am unangenehmsten war mein erster Besuch bei der Kinderärztin. Routineuntersuchung. Ich sass also mit meinem kleinen Spatz der Ärztin gegenüber und sie fragte mich nach dem Namen des Kindsvaters. Und da war sie. Die lange, lange, lange Denkpause. Wie hiess der nochmals? Der Typ, der jeden Abend neben mir einschläft und jeden Morgen neben mir aufwacht? Die Liebe meines Lebens, der ich unter Tränen der Rührung ewige Treue geschworen hab? Ich schaue die Ärztin an, wie ein Reh das Scheinwerferlicht. Nach zu langem Schweigen fiel mir der Name dann ein. Mir fiel ein Stein vom Herzen. «Keine Sorge», sagte sie dann. «Hauptsache, Sie sind sich bei der Antwort sicher.»

Glück zum Anfassen: Das strahlende Kinderlachen tröstet über den postnatalen Dummkopf hinweg.

Eine Freundin oder die Tante einer Freundin oder meine Mutter (ich habs schon wieder vergessen) meinte zum Thema, sie hätte eigentlich gerne vier Kinder gehabt, aber nach drei aufhören müssen. Ihre geistige Leistung habe nach drei Geburten einen Tiefpunkt erreicht, mit dem sie nicht mehr umgehen konnte.

Hauptsache, wir sind alle gesund und glücklich. Und meine Hirnleistung kommt hoffentlich auch bald wieder in Gang. Das zumindest hat mir meine Nachbarin oder eine Freundin oder auch meine Mutter (?) versprochen. Und bis dahin bin ich wenigstens von Montag bis Freitag, von morgens bis früh abends die Hellste im Raum. Das ist doch auch was.