Ticker der Corona-Medienkonferenz«Der Höhepunkt der Omikron-Welle könnte in ein bis drei Wochen erreicht sein»
Jede 6. arbeitstätige Person könnte während des Peaks zuhause bleiben. Die Quarantäne soll deshalb schon bald gekürzt werden. Der Ticker zur aktuellen Pandemie-Lage zum Nachlesen.
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Wie viele Personen befinden sich in Quarantäne oder Isolation?
Masserey erinnert an die Zahlen des BAG-Dashboards. Sie schätzt eine Zahl auf aktuell 20'000. Genau kann sie es aber nicht sagen. Es sei möglich, dass ungefähr 10 bis 15 Prozent der erwerbstätigen Menschen bei der Arbeit ausfallen könnten.
Worauf bezieht sich die Verkürzung der Quarantäne?
Die Replik von Stadler: 5 Tage erscheinen ihr als Kompromiss. Das könne bei der hohen Inzidenz durchaus Sinn machen.
Braucht es das Zertifikat noch?
Wieder muss Stadler antworten. Im aktuellen Zustand wolle man verhindern, dass Massnahmen fallengelassen werden. Die Fallzahlen sollen nicht noch mehr in die Höhe schnellen.
Stadler: Corona-Pandemie könnte im Sommer vorbei sein
Die Corona-Pandemie könnte im Sommer vorüber sein und das Leben einigermassen normal. Zu dieser Einschätzung kommt Task-Force-Chefin Stadler. Bis dann könnten nämlich genügend Menschen immun sein, weil schon einmal angesteckt oder geimpft.
Auch das Wetter würde helfen, die Corona-Pandemie zu einer Endemie herabzustufen, weil die Kontakte wegen höherer Temperaturen sich mehr im Freien abspielen, sagte Stadler am Dienstag vor den Medien. Allerdings könnten auch neue Virus-Varianten die Bühne betreten und die Situation wieder verschärfen, warnte die Task-Force-Chefin.
Frage: Ist die Pandemie dann im Februar vorüber?
Stadler antwortet. 15 bis 35-Prozent seien noch nicht geimpft, erklärt die Taskforce-Chefin. Dies könne zu weiteren Wellen führen. Der Pandemie-Verlauf hänge auch davon ab, ob noch eine neue Virus-Variante auftauche.
Sollte dies nicht der Fall sein, dann könne man im Sommer wieder ein «recht normales Leben führen».
Armeeangehörige sind im Einsatz
Korpskommandant Hans-Peter Walser erklärt die Lage des Militärs. Er weist auf den aktuellen Assistenzdienst der Armee hin. Maximal 2500 Armeeangehörige seien aktuell in acht Kantonen im Einsatz. Die Unterstützung durch die Armee sei auf den 31. März 2022 befristet.
Quarantäne und Isolation können verkürzt werden
Quarantäne ist bei einer hohen Inzidenz oder Ansteckungsrate von Corona-Fällen nicht wirkungsvoll und eine Verkürzung aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll. Auch eine Isolation kann verkürzt werden, wie Corona-Task-Force-Chefin Tanja Stadler in Bern sagte.
Menschen mit hoher Viruszirkulation seien schon nach wenigen Tagen nicht mehr sehr ansteckend, ergänzte Stadler vor den Medien. Die Omikron-Variante des Coronavirus sorge für schnellere und weniger schwere Verläufe als die Delta-Variante.
Stadler empfahl aber weiterhin Maske in Innenräumen und eine gute Durchlüftung gegen die Ansteckungsgefahr.
Teilweise Unverständnis in der Arbeitswelt
Jamnicki äussert sich kritisch, was die aktuellen Bedingungen bei Quarantäne und Isolationsdauer betreffen. «Obwohl wir seit zwei Jahren mit dieser Pandemie leben, haben einige Menschen immer noch nicht verstanden, warum sie in Isolation gehen müssen», sagt die Bündnerin. «Wir machen das, zum Schutz der anderen», ergänzt sie. Auch Arbeitgeber zeigten manchmal Unverständnis, wenn ein Arbeitnehmer ohne Symptome zu Hause bleiben müsse.
Was die Verkürzung der Quarantänefrist betreffe, so werden sich die Kantone dem Entscheid des Bundesrates fügen. Am Ende appelliert sie an Bund, Kantone, Gesundheitsgremien, Wirtschaft und Wissenschaft, dass es auf den Dialog aller ankomme.
Hohe Fallzahlen erschweren Contact Tracing und Tests
Aufgrund der hohen Fallzahlen rationalisieren die Kantone das Contact Tracing. Probleme entstehen zudem durch die langen Intervalle zwischen den Tests und den Testresultaten. Statt Telefonaten würden nun SMS verschickt, damit sich die Betroffenen selbst registrieren könnten, sagte Marina Jamnicki, Kantonsärztin Graubünden und Vorstandsmitglied der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte (VKS), am Dienstag vor den Medien. In den meisten Kantonen werde das Contact Tracing nun auf Haushalts-Kontakte beschränkt.
Viele Personen würden erst drei Tage nach dem Test vom Contact Tracing erfasst. Auf diese Weise könnten keine Ansteckungen verhindert werden, sagte Jamnicki.
Problematik des Contact Tracings
Marina Jamnicki, Kantonsärztin aus dem Kanton Graubünden, hat nun das Wort. Sie erklärt zum Contact Tracing, die Fallzahlen und der lange zeitliche Abstand zwischen Test und Testresultat seien spezielle Herausforderungen. Es könnten nicht mehr alle Kontakte erreicht werden.
300 IPS-Einweisungen innert einer Woche
Laut der wissenschaftlichen Covid-Taskforce des Bundes wird der Höhepunkt der Omikron-Welle noch im Januar erreicht sein. Dann werden voraussichtlich mehrere tausend Corona-Patienten ins Spital eingeliefert, 300 Personen pro Woche müssten dann auf die Intensivstation. Das sagt Taskforce-Präsidentin Tanja Stadler. «Wir rechnen mit einem Anstieg der Spitaleintritte in den nächsten drei Wochen.»
Aktuell verdoppelten sich die Fallzahlen alle acht bis zehn Tage, sagt Stadler. Auf dem Höhepunkt der Welle dürften demnach rund zehn bis dreissig Prozent der Bevölkerung innerhalb einer Woche infiziert werden. «Danach wären 65 bis 85 Prozent immun gegen Omikron – sei es wegen einer Infektion oder einer Impfung.»
Hohe Dunkelziffer bei Omikron-Fällen
Bei den Neuansteckungen mit der Omikron-Variante dürfte es nach Einschätzung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) eine hohe Dunkelziffer geben. Dies sagt Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle beim BAG.
Auf eine erhebliche Zahl unentdeckter Fälle weise unter anderem die hohe Positivitätsrate bei den Tests hin, so Masserey. Zudem gerate das Test- und Laborsystem an seine Grenzen und es sei mit asymptomatischen Fällen zu rechnen.
Im Vergleich zur Omikron-Welle erschienen die vorangegangenen Wellen klein, erklärt sie weiter. Die Lage in den Spitälern sei derzeit schwer einzuschätzen. Bis sich der Anstieg bei den Ansteckungen auch bei den Spitaleintritten zeige, dauere es etwas. Mit einem Anstieg sei jedoch zu rechnen. Die Situation auf den Intensivstationen sei derzeit stabil – allerdings auf hohem Niveau.
Auch wenn jemand «mit Corona» im Spital ist, belastet dies laut Masserey das Gesundheitssystem. Der Aufwand für das Personal werde grösser, und das Virus könne die Grundkrankheit der Patientinnen und Patienten verschlimmern. Wer bei einem Antigen-Test positiv getestet werde, solle zur Bestätigung weiterhin einen PCR-Test machen, stellt Masserey zudem klar. Diesbezüglich habe es am Wochenende in den Medien ein Missverständnis gegeben.
Hohe Inzidenz
Masserey zeigt auch auf Grafiken mit Kurven der Auslastungen von Intensivstationen. Die Neuinfektionen beträfen am meisten junge und berufstätige Leute. Die meisten Spitaleinweisungen seien ungeimpfte Menschen, erklärt Masserey. Was die Zahl der Spitaleinweisungen betreffe, so könne man trotz sinkender Zahlen nicht sagen, wie es weitergehen könne. Trotz sinkender Zahlen seien die Intensivstationen weiterhin stark ausgelastet, im Moment liege die Auslastung bei 75 Prozent.
Masserey sagt auch, dass die Inzidenz in diesem Land sehr hoch sei, nur Grossbritannien und wenige andere Staaten hätten noch höhere.
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Die Medienkonferenz beginnt
Der Point de Presse des BAG beginnt. Virginie Masserey redet zuerst. Das Coronavirus stelle alle immer wieder vor neuen Herausforderungen. Mit der Omikron-Variante seien die Fallzahlen in den letzten zwei Wochen sehr gestiegen, ungefähr 25'000 Fälle pro Tag. Es werden viele Tests gemacht, die Testkapazitäten würden an ihre Grenzen stossen, sagt die Romande.
Wer nimmt teil?
Folgende Expertinnen und Experten geben heute in Bern Auskunft:
Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt für Gesundheit BAG
Hans-Peter Walser, Korpskommandant, Chef Kommando Ausbildung, Armee
Ueli Haudenschild, Mitglied der Geschäftsleitung, Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung BWL
Tanja Stadler, Präsidentin, National COVID-19 Science Task Force
Marina Jamnicki, Kantonsärztin Graubünden, Vorstandsmitglied der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS
Hohe Fallzahlen und angespannte Lage in Intensivstationen
Die Fallzahlen sind weiterhin beunruhigend hoch, das BAG meldet heute 24'602 neue Fälle. Auch die Bettenbelegung von Covid-Patientinnen und -Patienten in den Spitälern macht den Behörden Sorgen (129 neue Spitaleinweisungen). Bund und Kanton diskutieren deshalb über eine Finanzierung zum Ausbau der Intensivstationen.
Es sind die Kantone, die dafür zuständig sind, dass die Spitäler genügend Betten haben. Sie planen die Spitalkapazitäten, und sie müssen finanziell dafür geradestehen, wenn es um das Aufrechterhalten von nötigen Behandlungskapazitäten geht. Im Kanton Bern wälzen die Verantwortlichen deshalb Ideen, wie Engpässe behoben werden können.
Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg stellte kürzlich im Interview mit der «SonntagsZeitung» ein mögliches Modell vor: Der Kanton übernimmt die Kosten für zusätzliche Intensivbetten. In Zeiten, in denen diese Betten nicht gebraucht werden, arbeitet das Personal bei vollem Lohn etwas weniger. Werden die Betten gebraucht, wird die Arbeitszeit erhöht. «Wir hätten so genügend Kapazitäten, und das Personal wäre in normalen Zeiten etwas entlastet», sagte Schnegg. Das sei gerechtfertigt, weil die Arbeit auf den Intensivstationen sehr viel abverlange.
Lesen Sie mehr dazu:
Volle Intensivstationen wegen Corona: Wie die Schweiz zu mehr Intensivbetten kommt
Falsche Anreize: Die Spitäler könnten ein Drittel mehr Intensivplätze betreiben
Was bestimmt der Bundesrat am Mittwoch?
Morgen Mittwoch kommt der Bundesrat zu seiner ersten ordentlichen Sitzung in diesem Jahr zusammen. Und es scheint, dass trotz Omikron-Welle und rekordhoher Fallzahlen die Landesregierung wohl auf eine Verschärfung der Massnahmen verzichten wird.
Vielmehr steht die Quarantäne zur Debatte. Grund dafür sind die vielen Arbeitsausfälle vor allem in Unternehmen, in denen eine Homeoffice-Pflicht nicht möglich ist. Laut Quellen, die dem Bundesrat nahe stehen, wollen die beiden SVP-Bundesräte Ueli Maurer und Guy Parmelin die Abschaffung der Quarantäne für jene beantragen, die nahen Kontakt mit einer positiv getesteten Person hatten.
Ob der Finanz- und Wirtschaftsminister damit Erfolg haben, ist allerdings offen. Gespannt darf man auch darauf sein, was die Fachleute heute Nachmittag dazu sagen.
Artikel zum Thema:
Corona-Massnahmen: SVP-Bundesräte wollen Quarantäne abschaffen
Vorschlag von Marcel Salathé: Neue Idee zur Abschaffung der Quarantäne
Gute Neuigkeiten aus der Schweiz
Der Beginn der Woche stimmt – was die Pandemie betrifft – optimistisch. Denn das Biotechunternehmen Molecular Partners aus Schlieren könnte schon bald mit einem neuen Covid-Medikament weltweit Erfolge feiern. Es handelt sich um eine Spritze für Erkrankte mit Symptomen, die ambulant behandelt werden. Sie soll zu 78 Prozent vor einem schlimmen Verlauf mit Hospitalisierung schützen. Auch gegen die neue Omikron-Variante des Virus sowie gegen künftige Mutationen soll sie wirksam sein.
Bei den bisherigen Studien gab es bei den Patienten und Patientinnen, die die Spritze erhielten, keinen einzigen Todesfall. Dies im Gegensatz zur Kontrollgruppe, die nur ein Placebo erhielt. Damit könnte ein langersehnter Durchbruch gelungen sein. Der Basler Pharmariese Novartis stieg schon im Jahr 2020 mit 150 Millionen Franken bei Molecular ein. Die Schlieremer bleiben mit 22 Prozent am Umsatz beteiligt.
Novartis beginnt nun mit der wichtigen dritten Phase der klinischen Studie, fährt aber schon jetzt die Produktion hoch. Der Zulassungsantrag soll erfolgen, obwohl die Studie noch läuft – erst in den USA, dann auch hierzulande. Die Schweizer Behörden haben 2020 bereits 200’000 Dosen bestellt, um die kleine Firma zu unterstützen.
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SDA/fal
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