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Meinung

Mamablog: Tee statt Sex
Wie ich mich meiner Trennungsangst stellte

Lehrreich und vielleicht sogar heilend: Auch glückliche Paare dürfen über Trennungen und Trennungsängste nachdenken.
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Vor fünf Jahren erschien Thomas Meyers Buch «Trennt euch!». Die Medienaufmerksamkeit war gross und ich weiss genau, wie ich mich damals fühlte: Ich empfand ein Unwohlsein, fand es befremdend und ein wenig anmassend, dass da einer daherkommt und Trennungen promotet. Fünf Jahre später war Thomas Meyer – der heute als Trennungscoach arbeitet – in meinem Podcast zu Gast. Ich las sein Buch, bekam keine Lust mich zu trennen und schrieb ihm folgende E-Mail:

«Thomas! Was hast du für ein Buch geschrieben? Es klingt wie ein Auszug aus meinem Tagebuch: Wald, Selbstliebe, allein reisen, Gefühle fühlen, heiler Kern, Bauchatmung, Ex-Partner als spirituellen Lehrer sehen. Vor fünf Jahren hatte ich Angst, dein Buch zu lesen und bin froh, es nun doch getan zu haben. Ich begegnete darin erneut meiner Trennungsangst und fand vor allem ein leidenschaftliches Plädoyer für radikale Selbstfreundschaft. Danke dafür.»

Gefühle zu fühlen, lernen wir nicht in der Schule

Mein grösstes Learning aus «Trennt euch!» war: Seiner Trennungsangst zu begegnen, muss nicht heissen, sich sofort scheiden zu lassen. Also nicht per se. Manche wird das Buch bestimmt dazu ermutigen, andere wiederum nicht. Was ich spannend fand, ist mich dieser Trennungsangst zu stellen und mit ihr ein bisschen rumzusitzen. Sie zu fragen: Was willst du mir sagen, du Trennungsangst? Und woher kommst du eigentlich? Seine Trennungsangst zu reflektieren, kann sehr heilend sein. Das Buch ist also auch lesenswert, wenn Sie mit Ihrer aktuellen Beziehung ganz zufrieden sind. Aber vielleicht als Kind eine Trennung miterleben mussten, die schlimm war. Oder vielleicht mit dem oder der Ex noch «unsolved business» oder ungefühlte Gefühle haben.

Nicht nur für Menschen, die sich trennen wollen: «Trennt euch!» von Thomas Meyer, Salis Verlag.

Besonders hilfreich finde ich das Kapitel «Anleitung zum Loslassen», darin erklärt Meyer, wie Bauchatmung beim Loslassen helfen kann. Eine Trennung kann ja unterschiedlichste Gefühle auslösen. Oft versuchen wir, diese Gefühle zu kontrollieren oder zu verdrängen. Ein paar Beispiele: Sich mit dem iPhone betäuben, emotionales Essen, Affären, Alkohol- oder Drogenmissbrauch. Die Quintessenz vieler Therapien oder Psychologieratgebern lautet: «What we resist, persists. What we allow to feel, can heal.» Will heissen: Gefühle können wir nicht kontrollieren, unsere Reaktion auf sie hingegen schon. Doch Gefühle zu fühlen, haben wir nicht in der Schule gelernt. Oder besser gesagt: Viele von uns haben es nach ihrer Kindheit verlernt. Mein Lieblingszitat aus «Trennt euch!» dazu: «Kinder hingegen atmen ganz in den Bauch und sind deshalb fast immer fröhlich.»

Solange wir schlecht über den Ex reden oder nur schon schlechte Gefühle fühlen, spüren die Kinder das.

Meyer beschreibt Bauchatmung als die «einfachste, schnellste und kostengünstigste Form der Psychotherapie». Und leitet auch konkret an zum Loslassen: «Mit jedem Ausatmen fliessen Ihr Ex-Partner, Ihre Beziehung mit ihm, Ihre falschen Hoffnungen und Ihre Wut ein Stück mehr aus Ihnen heraus. Atmen Sie hingegen in die Brust, halten Sie all dies zurück. Und damit sich selbst.»

Die ganze Gefühl- und Atemarbeit lohnt sich. Nicht zuletzt, wenn man Kinder hat. Denn solange wir schlecht über den Ex reden oder nur schon schlechte Gefühle fühlen, spüren die Kinder das. Das kann sie verletzen und zutiefst verunsichern: Jede Kritik an ihren Eltern empfinden Kinder als direkte Kritik an sich selbst.

Finger weg von neuen Menschen

Diese Geschichte hört man immer wieder: Erst Affäre, dann Trennung, der eine brennt mit der neuen Liebe (Affäre) durch, der andere bleibt verletzt zurück. Die Kinder kriegen alles mit. Und ja, nach jahrelangem Hungern mag dieses Verhalten erklärbar sein. Doch es kann bei allen Beteiligten zu massenhaften ungefühlten Gefühlen und Verletzungen führen. Zusätzlich blöd: Bei fliegendem Wechsel fehlt oft die Zeit, um die alte Liebe zu verarbeiten und im besten Fall für die nächste Beziehung daraus zu lernen.

«Nehmen Sie so lange Abschied, bis Sie sich tatsächlich verabschiedet haben, lassen Sie währenddessen möglichst die Finger von neuen Menschen», schreibt Meyer dazu. Und im Podcast liefert er einen sehr praktischen Rat: Statt mit der neuen Liebe gleich physisch zu werden: Wie wärs damit, erst mal jeden Samstag einen Tee zu trinken? In Kleidern. Bis die Gefühle gefühlt sind und man wirklich bereit ist.

Hier gehts zum Gespräch zwischen der Autorin und Thomas Meyer im Podcast «Go hug yourself!».