Geldblog: ZinswendeWie hoch ist das Risiko bei Saron-Hypotheken?
Wer trotz steigender Zinstendenz weiter auf Geldmarkthypotheken setzt, muss das volle Zinsrisiko tragen können.
Geldmarkthypotheken waren in den letzten 30 Jahren praktisch immer günstiger. Wer trotzdem eine Festhypothek möchte, solle das nur für einen Teil so regeln und den Rest als Geldmarkthypothek. Falls die Zinsen stark steigen würden, könne man schrittweise wechseln und profitiere so am längsten vom tiefen Zins, schrieb das Vermögenszentrum. Das scheint mir ein Widerspruch zu sein, denn wieso sollte ich aussteigen, wenn man mit der Geldmarkthypothek über die Jahre doch besser fährt? Wie lange dauerten denn jeweils die Durststrecken stark erhöhter damaliger Liborsätze? Leserfrage von B.S.
Tatsächlich ist man als Haus- und Eigentumswohnungsinhaber in den letzten Jahren mit einer Fremdfinanzierung auf der Basis von Geldmarkthypotheken sehr gut gefahren und hat weniger bezahlt, als wenn man eine Festhypothek gewählt hätte. Allerdings kommen wir aus einer Phase mit zuerst lang sinkenden Zinsen und dann mit lang historisch tiefen Zinsen. Weil die Notenbanken eine Politik des spottbilligen Geldes pflegten, verharrten die Zinsen auf extrem tiefem Niveau – der Libor war sogar im Minus.
Inzwischen hat sich nicht nur die geopolitische Lage mit dem Krieg in der Ukraine stark verändert, sondern auch die Zinssituation: In den USA steigen die Zinsen angesichts der aus dem Ruder gelaufenen Inflation stark. Und auch in Europa ist die Zinswende aufgrund der hohen Teuerung in Aussicht gestellt und bereits ansatzweise eingeläutet worden. Entsprechend sind auch bei uns Festhypotheken teurer geworden. Viele nehmen ernüchtert zur Kenntnis, dass die Zinsen nicht ewig tief bleiben werden.
Die Kurzfristzinsen bewegten sich anfangs der 1990er-Jahre während immerhin rund zwei Jahren zwischen 8 und fast 10 Prozent.
Immerhin hält die Schweizerische Nationalbank vorderhand noch an ihrer lockeren Geldpolitik fest, zumal die Teuerung bei uns wegen dem starken Franken weniger ausgeprägt ist als im übrigen Europa. Sobald aber die Europäische Zentralbank die Zinsen erhöht, dürfte auch die SNB nachziehen. Dass die Zinsen auch bei uns deutlich höher sein können, zeigen die historischen Zinsdaten, die bei der Nationalbank einsehbar sind. Hier sieht man, dass sich das Zielband des Liborsatzes in Schweizerfranken der SNB in der zweiten Jahreshälfte des Jahres 2000 für drei Monate zwischen 3 und 4 Prozent bewegte. Anschliessend ging es einige Jahre stark zurück, betrug 2007 wieder zwischen 2 und 3 Prozent und nahm dann wieder ab.
Wichtiger aus heutiger Perspektive ist aber die Tatsache, dass sich die Kurzfristzinsen anfangs der 1990er-Jahre während immerhin rund zwei Jahren zwischen 8 und fast 10 Prozent bewegten und erst in der Mitte der 1990er-Jahre phasenweise wieder unter 2 Prozent gingen. Um Ihre Frage zu beantworten: Die Durststrecke war nicht sehr lange. Wenn man überzeugt ist, dass man mit kurzfristigen Geldmarkthypotheken, die sich heute zwar nicht mehr auf den Libor, sondern auf den Saron ausrichten, jederzeit besser fährt, muss man auch finanziell und emotional bereit sein, Phasen mit allenfalls deutlich höheren Zinsen als heute auszuhalten, was gar nicht so einfach ist.
Es stimmt, dass man bei den meisten Banken auch später noch in eine Festhypothek wechseln kann, wenn man bereits eine Saron-Hypothek hat. Nur sind dann die Festhyotheken-Sätze auch nochmals gestiegen. Es gibt keine Garantie, dass die Zinsen auch bei uns nicht doch irgendwann wieder einmal auf 6, 7 oder sogar 8 Prozent sind, auch wenn dies heute für die meisten unvorstellbar ist. Zinsprognosen sind immer schwierig. Wenn man eine Hypothek hat, sollte man sich fragen, welche Risiken man selbst tragen kann und will. Wenn man auf Nummer sichergehen und ruhig schlafen will, würde ich eher eine Festhypothek nutzen. Vielleicht würde man trotzdem mit einer Saron-Hypothek besser fahren, vielleicht aber auch nicht. Aber man hat bei einer Festhypothek die Gewissheit, dass man während der Laufzeit die Zinsrisiken im Griff hat.
Wer indes gut mit den Zinsrisiken leben kann, kann durchaus bei der Saron-Hypothek bleiben, zumal eine gute Chance besteht, dass die Zinsen zwar auch bei uns steigen, aber wohl nur langsam. Allein die Tatsache, dass man in den letzten paar Jahren mit einer Geldmarkthypothek gut gefahren ist, finde ich allerdings kein überzeugendes Argument, auch künftig auf Festhypotheken zu verzichten. Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. Weiterhin auf Geldmarkthypotheken setzen, sollte man meines Erachtens nur, wenn man wirklich bereit ist, das volle Zinsrisiko zu tragen.
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