Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Mamablog: Elternfrage zur Paarbeziehung
Wie entkomme ich der Eifersuchts­spirale?

Hinterherspionieren aus Eifersucht kann oft ein Gefühl der Scham verursachen.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Liebes Mamablog-Team, ich gebe es zu: Ich bin eifersüchtig. Nicht krankhaft, aber durchaus immer mal wieder. Das fand ich bislang auch nicht weiter tragisch, denn ich habe weder meinem jetzigen Mann noch meinen Ex-Partnern je ein Drama gemacht oder ihnen hinterherspioniert. Seit mein Mann nun aber vor einigen Monaten einen neuen Job angefangen hat, erreicht meine Eifersucht ein neues Level. Denn nun geht er öfters mal über Mittag mit seinen Arbeitskollegen und -kolleginnen zum Sport oder abends auf ein Bier, bevor er nach Hause kommt. Erzählt er mir begeistert von seinem neuen, tollen Arbeitsumfeld – was mich theoretisch freuen sollte – brennen bei mir innerlich alle Sicherungen durch. Und obwohl ich mich ihm gegenüber ganz «normal» verhalte, bin ich mittlerweile so misstrauisch geworden, dass ich seine WhatsApp-Chats checke. Wofür ich mich unglaublich schäme. Wie komme ich aus dieser Eifersuchtsspirale wieder heraus? Leserinnenfrage von Claudia

Liebe Claudia, vielen Dank für Ihre offenen Worte. Womöglich erging es Ihnen beim Schreiben der Frage ähnlich wie uns beim Lesen: Es löste bei uns viele unterschiedliche Gedanken aus und damit das Bedürfnis, etwas Klarheit zu schaffen. Wir möchten daher in einem ersten Schritt kurz auf die beiden verwandten, aber doch unterschiedlichen Gefühle Eifersucht und Neid eingehen.

Eifersucht ist die emotionale Antwort auf äussere Einflüsse, die eine Beziehung bedrohen. Neid hingegen tritt dann auf, wenn jemand anderem ein Objekt oder eine Lebenssituation missgönnt wird, oder man das Objekt/den Umstand gerne selbst haben möchte. Schauen wir uns Ihre Frage zunächst aus dem Blickwinkel der Eifersucht an:

Eifersucht

Ihnen scheint durch die Eifersucht klar(er) geworden zu sein, dass Ihnen Ihre Beziehung wichtig ist, sonst würden Sie kaum mit so starken Emotionen auf eine veränderte Situation reagieren. Schauen wir daher zuerst bei Ihnen etwas genauer hin:

Was befürchten Sie aktuell? Was steht für Sie auf dem Spiel, worum geht es Ihnen? Sie schreiben, dass Eifersucht ein Gefühl ist, das sie schon aus der Vergangenheit kennen, bisher aber kaum als störend empfunden haben (genau so wenig Ihre Partner). Was hat sich denn konkret geändert? Was ist am neuen Job Ihres Mannes so anders bzw. was triggert die neue Stelle in Ihnen? Es erscheint uns sinnvoll, genauer hinzuhorchen, was seit dem Stellenantritt bei Ihnen passiert ist. Manchmal sind es von aussen betrachtet eher Kleinigkeiten, aber für Sie persönlich kann es eine wichtige Sache sein.

In einem weiteren Schritt stellt sich die Frage, wofür Sie sich genau schämen: für die Emotionen oder das daraus resultierende Verhalten, wenn Sie das Handy Ihres Mannes durchstöbern? Was befürchten Sie konkret bzw. was macht Sie misstrauisch? Und was versprechen Sie sich vom Lesen der Nachrichten?

Neid

Betrachten wir das Ganze hingegen aus der Perspektive des Neids, stellen sich uns etwas andere Fragen: Hat ihr Partner etwas, das Sie auch gerne hätten? Dies kann die Arbeitswelt betreffen, oder die damit verbundenen sozialen Beziehungen, die nun Ihr Partner bei der neuen Arbeitsstelle hat. Wie sind Sie selbst in Ihrem Arbeitsumfeld eingegliedert? Fühlen Sie sich aufgenommen? Fehlt es vielleicht generell an Freund- und Bekanntschaften in Ihrem Leben?

Eine kleine Verhaltensanalyse

Ohne uns auf einen Blickwinkel festzulegen, möchten wir Ihnen die uns lieb gewonnene Übung der Verhaltensanalyse vorschlagen, die vielleicht etwas mehr Klarheit schafft. Nehmen Sie sich etwas Zeit und stellen Sie sich folgende Fragen:

Situation

Sie schreiben, dass Sie aus der Eifersuchtsspirale herausfinden möchten. Fragen Sie sich deshalb folgendes: In welchen Situationen genau werden Sie misstrauisch? Wenn er von der Arbeit erzählt, oder eher von einer Freizeitaktivität mit Arbeitskollegen und -kolleginnen? Oder nur wenn ein bestimmter Name fällt oder wenn die Aktivität an einem bestimmten Wochentag stattfindet?

Kognitionen

Welche Gedanken gehen Ihnen in diesen Situationen durch den Kopf?

Emotionen

Welche Gefühle lösen diese Gedanken aus? Meist beeinflussen Gedanken unsere Emotionen nämlich stark, deshalb ist es hilfreich, sich zu überlegen, was Sie fühlen (etwa Trauer und Angst, den Partner zu verlieren).

Verhalten

Wie verhalten Sie sich ganz konkret (z. B. das Handy durchsuchen)?

Konsequenzen des Verhaltens

Welche Konsequenzen haben Ihre Verhaltensweisen? Kurzfristig fühlen Sie sich vielleicht besser, weil Ihre Unsicherheit oder Anspannung weniger wird. Mittel- und langfristig kommt aber vermutlich die von Ihnen bereits angetönte Scham hinzu. Sie können hier auch die Konsequenzen unterscheiden, die sich nur bei Ihnen oder in Bezug auf andere (Ihren Partner) ergeben.

Dieses schrittweise Vorgehen kann helfen, genauer zu verstehen, was in Ihnen vorgeht. Bei eingeschliffenen, störenden Mustern ist es oft so, dass ein Verhalten gezeigt wird, das kurzfristig zwar positive, mittel- und langfristig allerdings negative Konsequenzen hat. Die kurzfristigen Konsequenzen sind dabei so dominant, dass sie die mittel- und langfristigen überdecken und allenfalls schädliches oder dysfunktionales Verhalten aufrechterhalten lassen. Kennt man allerdings alle Konsequenzen, kann man sein Verhalten überdenken und anschauen, was ein alternatives Verhalten auslösen würde.

Erscheint Ihnen dieses Vorgehen zu analytisch? Dann hätten wir noch eine alternative Übung:

Vor- und Nachteile eruieren

Überlegen Sie sich, in welcher konkreten Situation Sie misstrauisch werden und stellen Sie sich dann diese Folgefragen:

  1. Aktuelles Verhalten: Wie verhalten Sie sich aktuell ganz konkret (bspw. Durchsuchen des Handys)?

  2. Vor- und Nachteile des aktuellen Verhaltens:
    a. Welche Vorteile hat das aktuelle Verhalten? Das mag etwas komisch klingen, eine diesbezügliche Reflexion ist aber durchaus hilfreich. Denn Ihr Verhalten hat bestimmt einen Vorteil – vielleicht nimmt es Ihnen beispielsweise kurzfristig Ihre Unsicherheit ab.
    b. Welche Nachteile hat das aktuelle Verhalten? Warum möchten Sie das nicht mehr tun? Was stört sie selbst oder allenfalls Ihren Partner an Ihrem Verhalten?

  3. Was könnten Sie selbst «zum Wohle der Partnerschaft» an Ihrem Verhalten ändern?

Überlegen Sie sich, wie Sie stattdessen auf die initial ausgesuchte Situation reagieren könnten. Was wäre eine für Sie angemessenere Verhaltensweise?

Wichtig dabei: Erwarten Sie nicht zu viel von sich. Versuchen Sie deshalb lieber «jedes 3. Mal» ein neues Verhaltensmuster aus, als sich vorzunehmen, «jedes Mal ab sofort alles anders zu machen». Denn das Verändern von bereits automatisierten Verhaltensweisen braucht viel Energie und einen klaren Fokus.  

Sie sehen also: Wir würden zuerst bei Ihnen und Ihrem Innenleben und erst in einem zweiten Schritt auf der Paarebene ansetzen. Dies vor dem Erfahrungshintergrund, dass Paargespräche meist zielführender verlaufen, wenn die Partner individuell schon einigermassen Klarheit über ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche sowie Ängste erlangt haben.

Wenn Sie Unterstützung bei dieser Reflexion möchten (oder bei darauffolgenden Paargesprächen), dann kann Sie eine Fachperson auf diesem durchaus spannenden Weg zu mehr Selbsterkenntnis begleiten. Wir wünschen Ihnen auf Ihrem Weg viel Kraft und auch Neugier. 

Liebe Leserinnen und Leser, Freitag ist Fragetag. Jede Woche beantwortet eine Expertin oder ein Experte im Mamablog eine Elternfrage zu Themen wie Erziehung, Gesundheit, Aufklärung oder Medienkonsum. Ihre Fragen nehmen wir gerne unter blogs@tamedia.ch entgegen.