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Wie ein Bieler den weltweiten Diesel-Skandal aufdeckte

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Die EPA untersucht nach dem VW-Skandal auch weitere Fahrzeuge: BMW bei einer Garage in Denver. (3. Juni 2007)
Manipulierte Abgas-Software: Auf einen Käufer wartende Volkswagen-Fahrzeuge in einem Autohaus in den USA. (Archivbild)
Unter Verdacht: Messergebnisse einer US-Behörde weisen auf eine neue Betrugssoftware bei Audi hin. Ein Audi an einer Automesse in Paris Ende September 2016. (Archivbild)
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Ihre Geschichte ist eine erstklassige Vorlage für einen Hollywoodfilm. Drei Studenten, eine Blechhalle im Wald in West Virigina, Messgeräte und ein paar Unstimmigkeiten bilden die Grundbausteine des Drehbuchs. Höhepunkt des Films: Ein globaler Skandal, mit dem das Trio nicht im Geringsten gerechnet hatte.

Der Schweizer Marc Besch, Sohn eines Opel-Händlers, und die beiden Inder Arvind Thiruvengadam und Hemanth Kappanna haben den Abgasskandal des grössten Autoherstellers der Welt aufgedeckt, wie «Der Spiegel» berichtet. Ihre Studie hat Volkswagen rund 25 Milliarden Euro gekostet, wegen ihr stehen ehemalige VW-Manager bis heute auf der FBI-Fahndungsliste.

Kein Verdacht, nur Neugierde

Dabei gelang das dem Bieler Besch und seinen Kollegen nur zufällig. Die Studenten der US-Universität von West Virginia – alle drei waren zum Studieren in die USA gereist – wollten 2012 eigentlich nur herausfinden, wie es VW gelungen war, einen derart ökologischen Dieselwagen zu bauen, wie es in der Werbung versprochen wurde. «Es war nicht so, dass ein Verdacht bestand, im Gegenteil», sagt Arvind Thiruvengadam dem deutschen Magazin. Sie seien einfach «sehr neugierig» gewesen.

Normalerweise wurde ein Auto für einen Emissionstest in einer Garage getestet, die Fahrt wurde nur simuliert. Solche Messungen konnte VW mit einer Software austricksen. Womit der Konzern aber nicht rechnete: Das Institut für Emissionsforschung der Uni Virignia verfügte über selbstgebaute mobile Messgeräte, die Abgasmessungen unter realen Bedingungen und auch über längere Strecken durchführen konnten.

35-mal höhere Schadstoffwerte

Um besser an Testfahrzeuge zu kommen, verlegten die drei Studenten ihre Mission von einer Blechhalle im Wald, die der Uni Virginia gehörte, nach Kalifornien. Beim mehrstündigen Testen eines VW Passats auf der Strasse wurden sie dann stutzig: Der Stickoxidausstoss war 20-mal höher als erlaubt. Jener des VW Jetta sogar 35-mal höher! Noch immer gingen die Männer aber nicht von einer Manipulation aus, auch nicht, als sich die Ergebnisse nach wochenlangen Tests nicht besserten.

Keiner hatte dann auch sonderlich Lust dazu, die Ergebnisse zu analysieren und eine Studie zu schreiben. Es war der 35-jährige Schweizer, der sich ein halbes Jahr später hinsetzte und ein 117 Seiten langes Dokument verfasste.

Beschs Studien-Präsentation an einem Kongress in San Diego brachte anschliessend den Stein ins Rollen. Eine Expertenbehörde wurde einberufen, die VW-Autos auf Herz und Nieren prüfte. Mit dem Ergebnis, das weltweit für Aufregung sorgte: Der Konzern manipulierte systematisch die Software in den Wagen.

Dank der Aufdeckung des Abgasskandals weltberühmt: Dan Carder, Leiter des Instituts für Emissionsforschung an der West Virginia University. (Bild: Screenshot CNBC)

Besch und seine Kollegen sind heute Stars, zumindest in Abgastestkreisen. «Wir werden auf Konferenzen mit Namen angesprochen», sagt der Bieler, der noch heute in der Forschung tätig ist, dem «Spiegel». Sein Chef Daniel Carder dagegen wurde 2016 von der «Time» auf die Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt gesetzt. Wegen der Aufdeckung des Diesel-Skandals.