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Iranisches Wunderkind
Wie dieser 6-Jährige zum Insta-Star gezüchtet wird

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Ein kecker Gruss in die Kamera, dann folgt die Show. Zuerst ein wenig jonglieren, zehn Mal, immer schön abwechslungsweise. Dann den Ball locker aufs Knie tätscheln lassen und zum Finale der Fallrückzieher – natürlich ins Tor. Und der Jubel könnte der eines Profis sein, in einem vollen Stadion. Ist aber der eines Kindes, das seine Kunststücke vorführt, zu Hause im Wohnzimmer.

Das Video davon ist – selbstverständlich – auf Instagram zu finden, auf einem ziemlich professionell geführten Profil. Das Kind, wenn man es nicht weiss, unklar ob Mädchen oder Bub, grüsst vor seiner Einlage sein Vorbild: «Hallo Lionel Messi, ich liebe dich.» Es trägt ein Barcelona-Trikot, sehr wohl mit der Nummer 10 des Argentiniers, nicht aber mit dessen Namen. Arat H. steht da. H für Hosseini, längst eine eigene Marke.

Hosseini ist – und damit zur Auflösung – ein Junge. Sechs Jahre alt, Iraner, lebt mit seinem Vater in Liverpool, die Mutter und die Schwester sind in der Heimat. Er hat auf Instagram 2,8 Millionen Follower, die meisten, so deuten es die Kommentare unter seinen Videos an, stammen aus dem Iran. Die grossen Fussball-Plattformen spielen mit, der FC Barcelona postet das Video vom Fallrückzieher, die Fifa repostet. Zu Hosseinis letztem Beitrag steht auf persisch, man solle einem zweiten Profil folgen, um Geld zu gewinnen. Insgesamt 30 Millionen iranische Rial verspricht der Junge. Das sind 687 Franken.

Kleiner Körper, gewaltiges Sixpack

Natürlich ist es nicht der Knirps selbst, der hier Geld verschenkt. Er wird seine langen Texte unter den Instagram-Beiträgen auch nicht alleine verfasst haben. Vielmehr ist es der Vater, er heisst Mohammad, der hinter dieser Social-Media-Maschinerie steht. Er liess den kleinen Arat schon früh an seinen sportlichen Talenten feilen, seinen ersten Rückwärtssalto stand dieser, da war er noch keine vier, er betrieb auch Bodybuilding. Herausgekommen ist ein beeindruckender kleiner Körper mit gewaltigem Sixpack. Und eben: Das Fussballspielen hat Arat auch noch gelernt. Vater Hosseini träumt davon, seinen Sohn einmal an Olympischen Spielen zu sehen, den Iran repräsentierend.

Seit der Geburt seines Sohnes verbringt er fast jede Minute damit, diesen zum nächsten Lionel Messi zu züchten. Er setzt den Jungen aber auch als Model in Szene, mit Bildern, die aus der «Men's Health» stammen könnten, oben ohne, mit Hund. Er filmt ihn während des Morgenessens, lässt ihn vor der Schule Botschaften an seine Fans in die Kamera sprechen. Einmal ist auch sein Schlafzimmer zu sehen. Arat schläft in Bettwäsche, die ihn selbst zeigt.

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In der Türkei sind sie stolz

2016 hatte der damals Dreijährige einen Auftritt im chinesischen Fernsehen. Er turnte einer Jury vor, absolvierte einen Hindernisparcours, der Vater begleitete ihn, beide trugen Superman-T-Shirts. Zum Schluss gabs ein Küsschen, die Chinesen hatten ihre Freude am iranischen Buben, auf Youtube wurde die Show bereits 76 Millionen Mal angeklickt. In einem anderen Video wird Arat ganz einfach als «The Worlds Strongest Boy» vorgestellt.

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Und selbst im Urlaub gibt es keine Pause. Als Hosseini mit seinem Sohn in der Türkei war, schickte er ihn in Bursa in ein Trainingscamp von Paris St.-Germain, später zu Galatasaray Istanbul. «Fünfjähriges Phänomen Arat Hosseini trägt ein Galatasaray-Trikot», titelte der türkische Hürriyet stolz. Die Zeitung schrieb, während des Probetrainings seien dauernd Anweisungen vom Spielfeldrand aus gekommen. Natürlich von Hosseini Senior an den Sohn.

Dem Vater wird einiges vorgeworfen

Das Streben nach Ruhm (seines Sohnes) bringt Hosseini nicht nur gutes Feedback ein. Zwar schreiben ihm viele, dass sie beeindruckt seien davon, was mit harter Arbeit möglich sei. Oft wird er aber auch daran erinnert, dass sein Sohn vor allem eines ist: ein Kind. In einem der wenigen englischen Instagram-Posts antwortet der Vater: «Manchmal sagen mir die Leute, dass ich des Missbrauchs bezichtigt werden könnte. Und andere sagen, ich würde meinen Sohn benutzen, um mit ihm Geld zu verdienen.» Er versichert, ein normaler Vater zu sein, der es einfach möge, mit dem Sohn zu trainieren. Und er gibt sich als Wohltäter: «Ich teile diese Videos, damit andere arme Familien lernen, ohne grosse finanzielle Ausgaben erfolgreich zu sein. Sie müssen es nur probieren.»

Sein Sohn kennt noch nichts anderes. Einmal lässt er eine ganze Abwehr an Gleichaltrigen aus. Dann wird er doch noch gefoult. Er wütet, humpelt dann theatralisch weiter. Ein anderes Mal zieht ihn einer an den Haaren. Arat bricht seinen Lauf ab, dreht sich zum Filmenden um und reklamiert. Auch das hat er früh gelernt.