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Mamablog zum Weltfrauentag
Organisiert euch! Wie alternative Wohnformen Gleichstellung fördern

Kann den Mental Load ungemein erleichtern: Wenn sich Eltern in kinderreichen Quartieren zusammentun.
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Es war ein Tag im Oktober, als ich mich mit meinem Partner und den Kindern in die Quarantäne verabschiedete. Wir, die normalerweise an zwei Tagen in der Woche von Hort, Kita und immer wieder auch spontan durch befreundete Nachbarn unterstützt wurden, waren plötzlich auf die sogenannte «Kernfamilie» zurückgeschrumpft. Nebst der Kinderbetreuung galt es auch Homeschooling und unsere Jobs, die wir beide von zuhause aus erledigen konnten beziehungsweise mussten, irgendwie abzudecken.

Gemeinschaftliches Wohnen

Kurz danach traf ich zwecks Recherche die Mitglieder eines Vereins, die im Neubau der Zürcher Genossenschaft Kalkbreite schon bald gemeinsam in einer 275 Quadratmeter grossen Halle wohnen. Ein Blick über die Stadtgrenze hinaus zeigte zudem: Alternative Wohnformen wie diese sind im Kommen. Vorreiter sind dabei klar Wohnbaugenossenschaften. So bietet etwa eine Berner Genossenschaft in ihrer sich im Bau befindenden Siedlung grosse Hallen, aber auch 15,5-Zimmer-Wohnungen an. Dort sollen künftig nicht nur die Räumlichkeiten, sondern auch das Kochen, Putzen und die spontane Kinderbetreuung geteilt werden.

«Gemeinschaftliches Wohnen wird für immer mehr Menschen zu einem Bedürfnis. Sei es aus Überzeugung oder auch einfach aufgrund der Lebenssituation», erzählte mir ein Gründungsmitglied. Radikal anders zu wohnen, das hat vor allem in Zeiten von Corona einen ganz besonderen Reiz. Ich fragte mich: Wie wäre unsere Quarantäne verlaufen, hätten wir eine solche Gemeinschaft im Rücken gehabt? Und: Könnte ich überhaupt so
leben?

Wie zufrieden sind Schweizer Frauen?

Wie und vor allem wo wir wohnen hat aber nicht nur in Ausnahmesituationen einen Einfluss auf unser Leben. Während zum Beispiel Zürich als schweizweit erste Stadt seit einigen Jahren dabei ist, eine flächendeckende Tagesschule einzuführen, stehen Familien im angrenzenden Kanton St. Gallen etwa in gewissen Gemeinden noch immer lediglich ein Mittagstisch-Angebot zur Verfügung (Lesetipp dazu: Überraschender Schulterschluss – Tagesschulen für die ganze Schweiz gefordert). Entscheiden sich Eltern dort dazu, an einigen Tagen in der Woche gleichzeitig zu arbeiten, müssen sie sich bezüglich der Nachmittagsbetreuung ihrer schulpflichtigen Kinder anderweitig organisieren. Keine optimalen Voraussetzungen für berufstätige Elternpaare.

Dass diese mittlerweile mehr Regel denn Ausnahme sind, zeigten kürzlich die Ergebnisse einer Online-Umfrage, die das Magazin «Annabelle» bei einem Forschungsinstitut in Auftrag gegeben hat (mehr zum Thema finden sie hier). 6380 Frauen haben darin angegeben, wie zufrieden sie im Beruf, in der Partnerschaft und der Familie sind. Auf die Frage, wie sie sich «den optimalen Erwerbsgrad für Mütter und Väter» vorstellen, hiess es: Sie arbeitet Teilzeit zu 50 Prozent, er ist Hauptverdiener mit einer 80-Prozent-Anstellung.

In der Umfrage beklagten zudem vor allem Mütter folgende drei Punkte in Bezug auf ihre Lebensrealität: Zu wenig Zeit für sich, eine schlechte berufliche Position und (mit Kleinkindern) zu wenig Sex. Für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf gaben 55 Prozent an, dass eine geteilte Verantwortung zu Hause mit dem Partner hilfreich wäre.

An alle Mütter, die sich soeben angesprochen fühlten: Organisiert euch! Zuerst innerhalb der Familie. Nicht nur über Mental Load sprechen, sondern wirklich etwas ändern. Die wertvolle Zeit mit den Kindern wie auch die Hausarbeit und das Generieren des Familieneinkommens fair mit dem Partner aufteilen.

Bildet Banden, statt im Kleinfamiliensetting zu vergraben

Und danach, liebe Mütter und Väter: Bildet Banden, brecht immer mal wieder aus dem Kleinfamilien-Setting aus – sofern ihr denn Lust dazu habt. Streicht das Wort «Fremd-Betreuung» aus eurem Wortschatz. Denn wem auch immer ihr eure Kinder anvertraut: Es ist hoffentlich keine fremde Person. Ihr müsst auch nicht gleich in eine Gross-WG ziehen oder gemeinsam mit Freundinnen und Feunden eine Genossenschaft gründen. In einem kinderreichen Quartier zu wohnen, hilft bereits. Schliesst euch mit Nachbarn zusammen, passt spontan und wenn gerade nötig auf die Kinder der anderen auf. Kocht füreinander, sobald es die epidemische Lage wieder zulässt. Denn wer kennt es nicht: Man verbringt den ganzen Nachmittag gemeinsam auf dem Spielplatz vor dem Haus, bis sich irgendwann einer nach dem anderen mit einem leicht gequälten Blick und den Worten «Ich geh dann mal nach Hause, Abendessen kochen» verabschiedet.

Wieso in solchen Situationen künftig nicht ab und zu gleich ein ganzes Kilo Pasta statt nur ein halbes ins kochende Salzwasser schmeissen, die Familie von nebenan einladen, die sich nach dem Essen ohne grosses Brimborium und langes Zusammensitzen wieder verabschieden darf. Ein paar Tage später sind die anderen an der Reihe. Die Zeit, in der man nicht in der Küche steht, kann man für die drei in der Umfrage genannten Punkte nutzen. Das wäre dann sowas wie eine Wohngemeinschaft light. Oder so.