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Ariana Grande und «Wicked»
Der heulende Megastar

TOPSHOT - US singer-songwriter and actress Ariana Grande attends Universal's "Wicked" premiere at the Dorothy Chandler Pavilion in Los Angeles, November 9, 2024. (Photo by VALERIE MACON / AFP)
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In Kürze:
  • «Wicked» startet demnächst in der Schweiz mit Ariana Grande als Hauptdarstellerin.
  • Emotionen sind bei den Promo-Interviews der Stars ein auffälliges Phänomen.
  • Persönliche Geschichten spielen bei modernen Marketingstrategien – aber auch in der Musik der grossen Popstars – eine entscheidende Rolle.

Wieso weinen die ständig? Die Rede ist von Ariana Grande und weiteren Darstellerinnen und Darstellern des Films «Wicked», der in ein paar Tagen auch in der Schweiz starten wird. Das Musical ist ein Kinohighlight des Winters und wird entsprechend beworben, insbesondere von den beiden Hauptdarstellerinnen Ariana Grande und Cynthia Erivo. Sie assen vor laufender Kamera höllisch scharfe Chicken-Wings oder stellten sich einem Lügendetektortest. Vor allem aber weinten sie. Seit Monaten.

Wird eine der beiden in einem der zahlreichen Promo-Interviews zu ihrer Kollegin befragt, fliessen zuerst Tränen, bevor eine Antwort kommt. «Wie war die Zusammenarbeit mit Cynthia?» – Schluchz! «Was macht Ariana als Schauspielerin aus?» – Schluchz! Wenn sie nicht weinen, halten sie einander an den Händen und sprechen unter Tränen davon, wie sehr sie sich gegenseitig schätzen. Wie sie einander verändert haben.

Grande weinte sogar, als sie über die Bedeutung sprach, ihren vollen Namen Ariana Grande-Butera in den Credits des Films zu verwenden. Grund: Mit dem Namen ihres Vaters ehre sie ihr «inneres Kind». Auch Grandes neuer Freund und Co-Darsteller Ethan Slater musste im Rahmen der Film-Promotion brieggen.

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Emotionale Momente sind bei diesem Film also keine Ausnahme, sondern die Regel. Wieso? Die Frage umtreibt derzeit viele, weil die Emo-Momente gerade das Internet fluten. Natürlich sind da auch Witzbolde nicht weit. Vielleicht habe Ariana Hunger? Eine Anspielung darauf, dass Grande, wie auch Erivo, sehr dünn ist.

Nun ist Bodyshaming in den sozialen Medien gang und gäbe. Eine andere Theorie für das Weinen lautet deshalb «Theatre Kids». So nennt man in Amerika total vom Theater angefressene Jugendliche, die ihre Berufung zur Bühne emotional werden lässt. 

Mehr Aussergewöhnliches erlebt, als alle US-Teenies zusammen

Doch mit Verlaub, gerade Grande ist kein Theater-Teenie mehr, im Gegenteil. Die 31-Jährige gehört zur Elite der Megastars. Sie hat eine Scheidung hinter sich und wahrscheinlich mehr Aussergewöhnliches erlebt als alle Teenies der USA zusammen. Ihre Songs werden milliardenfach gestreamt, ihr Vermögen beträgt geschätzte 250 Millionen Dollar. 

Und Grande steht schon fast ihr ganzes Leben lang auf der Bühne. Aufgewachsen in Florida, trat sie in regionalen Kindertheatern auf und sang im Alter von acht Jahren die Nationalhymne bei einem Spiel der Florida Panthers.

Nach einer vierjährigen Rolle in der bekannten Teenie-Show «Victorious» gelang ihr mit dem Album «Your Truly» die Transformation vom TV-Star zur Pop-Ikone. Das Album stürmte die amerikanische Hitparade und war ein eindrücklicher Beweis ihrer gesanglichen Fähigkeiten. Grande kann nämlich über vier Oktaven singen, weshalb sie oft mit Mariah Carey verglichen wird. 

Im Jahr 2017 kreuzten sich die politische Weltlage und Ariana Grandes Karriere auf tragische Art. Nach ihrem Konzert in der Manchester Arena sprengte sich ein islamistischer Selbstmordattentäter im Foyer der Halle in die Luft, als das Publikum gerade die Arena verliess. 22 Menschen starben, Dutzende wurden verletzt. Grande unterbrach ihre Tournee und spielte nur Wochen später am Benefizkonzert «One Love Manchester». 

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Auch wenn es zynisch klingt: Danach war Ariana Grande selbst Menschen ein Begriff, die zuvor noch nie von ihr gehört hatten. Definitiven Megastar-Status erreichte sie zwei Jahre später mit ihrem bis heute grössten Hit «Thank U, Next». Der Song war nicht nur ein kommerzieller Erfolg, sondern auch ein kulturelles Phänomen. Der titelgebende Satz wurde zu einem weitverbreiteten Internet-Meme und Statement zur Selbstermächtigung und Unabhängigkeit.

Die #MeToo- und Wokeness-Bewegung steuerte auf ihren Zenit zu – Grande traf mit dem Song einen Nerv, vor allem bei Frauen, die sich von toxischen Beziehungen und gesellschaftlichen Normen befreien wollten. Sie ging mit gutem Beispiel voran und wechselte ihre Boyfriends, darunter Pete Davidson und der inzwischen verstorbene Rapper Mac Miller, selbst in hoher Kadenz.

Weint Ariana Grande Krokodilstränen?

Der Zeitgeist verhalf Ariana Grande auch insofern zu ihrem Riesenerfolg, als dass Themen wie psychische Gesundheit und emotionale Belastbarkeit in den letzten Jahren stärker in den Fokus gerückt sind. Nicht zuletzt die sozialen Medien schufen eine Kultur, in der Verletzlichkeit oft gefeiert wird. Emotionen werden nicht mehr als Schwäche angesehen, sondern als Zeichen von Menschlichkeit und Echtheit.

Inszenierten sich Superstars wie Madonna oder Michael Jackson früher als unnahbare Wesen, zeigen ihre Nachfolger heute Gefühle und wirken dadurch verletzlicher und authentischer. Authentizität ist im heutigen Showbusiness von enormer Bedeutung, sogar eine Währung.

Ist das alles nur Marketing? Weint Grande Krokodilstränen? Es ist gut möglich, dass ihre Emotionen echt sind, gleichzeitig aber von ihrem Team und der Filmproduktion als Teil der Promotion genutzt werden. Es wäre typisch für die moderne Unterhaltungsindustrie, in der persönliche Geschichten ein wichtiger Bestandteil von Kunst und Marketingstrategien gleichermassen sind.

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Die andere grosse Meisterin in diesem Genre ist Taylor Swift. Beide Frauen sind exzellente Musikerinnen. Sie nutzen die Musik aber auch, um ihre privaten Erlebnisse zu reflektieren. Beziehungen, Verluste und Selbstfindung sind zentrale Themen in ihren Songs – und die mehrheitlich jungen Fans frohlocken: Die ist ja wie ich, die fühlt gleich, funktioniert gleich. Aber auch ein Star! Das heisst, auf irgendeine Art sind auch die Fans Stars, was natürlich ein tolles Gefühl ist.

Ariana Grande selbst hat übrigens in einem Interview zur tränenreichen Promotionstour Stellung bezogen: «Warum haben die Leute etwas gegen emotionale Verfügbarkeit?» Nun, vielleicht, weil wir nun endlich gern den Film sehen würden.

«Wicked» startet am 12. Dezember in Schweizer Kinos.