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Rauchende Köpfe in den USA
Wenn es keine Aliens waren – was war es dann?

Beim ersten von US-Kampfjets abgeschossenen Flugobjekt ist klar, dass es sich um einen Ballon aus China handelt. Über die anderen ist noch wenig bekannt.
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Mit UFOs muss sich das Weisse Haus gewöhnlich nicht ständig befassen, der Umgang mit Erdenbewohnern aus nah und fern füllt normalerweise ausreichend die Tage. Allerdings kommen auch die Leute von Joe Biden an dem Thema nicht mehr vorbei, seit US-Kampfjets binnen acht Tagen vier fremde und davon mindestens drei unbekannte Flugobjekte vom Himmel über Amerika geholt haben.

Es gebe keinen Hinweis auf ausserirdische Tätigkeiten, berichtete die Präsidentensprecherin Karine Jean-Pierre beim Pressebriefing am Montag. Auf die Frage, ob sie das enttäusche, antwortete sie, na ja, sie habe «E. T.» sehr gemocht, den Film.

Auf fünf Kontinenten geortet

Aber Offizielle aus dem Verteidigungsministerium hätten gesagt, dass sie nichts ausschliessen könnten, hakte ein Reporter nach. «Ich glaube nicht, dass sich das amerikanische Volk über Ausserirdische Sorgen machen muss, wenn es um diese Flugkörper geht, Punkt», erwiderte John Kirby, Sprecher des nationalen Sicherheitsrats. «Ich glaube nicht, dass es da noch mehr zu sagen gibt.»

Dafür gibt es derzeit umso mehr zu rätseln. Vielleicht schauen ja doch mehr Amerikaner als sonst nach oben und fragen sich, was da ausser Vögeln, Flugzeugen, Satelliten und weiteren bekannten Fluggeräten noch so unterwegs sein könnte. Steht die Invasion der Marsmenschen bevor? Und wenn ja, sind die wirklich grün?

Angesichts der Mysterien ist es beruhigend, dass über den USA das erste Objekt dieser Reihe eindeutig als chinesischer Spionageballon enttarnt wurde. Anfang Februar begann die seltsame Serie offiziell, als dieses unerwünschte Luftschiff 20'000 Meter hoch über Montana und seinen Atomwaffensilos auftauchte und dann am 4. Februar vor der Küste von South Carolina auf Bidens Geheiss von einem US-Kampfpiloten abgeschossen wurde. Die Trümmer wurden aus dem Meer gefischt und vom FBI begutachtet, an ihrer Herkunft besteht kein Zweifel.

«We don’t know. Wir wissen nicht, wem sie gehören.»

John Kirby, Sprecher des nationalen Sicherheitsrats

Der Ballon gehört nach Erkenntnissen des State Department zu einer Flotte aus China, die bereits über mehr als 40 Ländern auf fünf Kontinenten geortet wurde. Mit dieser Technik lässt sich offenbar relativ geruhsam fotografieren und abhören. Man wisse, dass dieser erste Ballon chinesisch gewesen sei, so Kirby, Admiral a. D. «Sie haben es zugegeben. Sie behaupteten, es sei ein Wetterballon. Wir wissen, dass es keiner war.» Aber für diese drei anderen hätten sie im Moment keine Zuordnung. «We don’t know. Wir wissen nicht, wem sie gehören.»

Nummer zwei wurde über Alaska von einer US-Rakete zerstört, Nummer drei über Kanada und Nummer vier zuletzt am Sonntag über Lake Huron, Michigan. Während das erste Exemplar eine Grösse von zwei bis drei Bussen aufwies, war dieses Trio dem Vernehmen nach deutlich kleiner, etwa wie ein Auto. Auch flogen sie niedriger, in Höhen von ungefähr 7000 bis 13'000 Metern. Das könnte die zivile Luftfahrt gefährden, hiess es. Anders als der Ballon aus China sollen sie weder steuerbar noch mit Überwachungsgerät ausgestattet gewesen sein, bemannt war offenbar keines.

Das zweite Luftgefährt sei laut US-Verteidigungsministerium ein «kleiner, metallischer Ballon mit einer unter ihm angebundenen Nutzlast» gewesen. Beim dritten handelte es sich um «ein zylindrisches Objekt», wie die kanadische Verteidigungsministerin Anita Anand berichtete. Das vierte soll eine «achteckige Struktur» gehabt haben. Solche geometrischen Angaben regen natürlich erst recht die Fantasie an. Hat das Pentagon mit seiner fünfeckigen Zentrale ein Oktogon gejagt, ein fliegendes Achteck?

Die Suche nach aufschlussreichen Resten scheint auch schwieriger zu werden als beim Ballon, der mit seinem Equipment in den an dieser Küste relativ flachen Atlantik stürzte. Die Teile der übrigen Flugobjekte verteilen sich in Eis, Schnee und tiefem Seewasser. Alle drei wurden mit Lenkwaffen vom Typ AIM-9x Sidewinder abgeschossen, jede davon mehr als 450'000 US-Dollar teuer. Musste das sein?

Man habe noch nicht beurteilen können, was für Fluggeräte das seien, so «haben wir aus einem Übermass an Vorsicht gehandelt, um unsere Sicherheit, unsere Interessen und die Flugsicherheit zu schützen», erläutert Kirby. Der US-Präsident wurde zum Herrn über die amerikanischen Lüfte, mit einem Schiessbefehl nach dem anderen. Und das in Wochen, in denen Joe Biden wohl bald seine Kandidatur für 2024 verkünden wird.

Beim China-Ballon hatten ihm seine Gegner vorgeworfen, er sei zu zögerlich, er habe den schwebenden Spion zu lange die USA überqueren lassen. Dem hielt die Biden-Administration entgegen, dass in der Ära Trump mehrere chinesischen Ballons über US-Gebiet unbehelligt geblieben wären.

Matrosen der US Navy bergen Trümmerteile vor der Küste South Carolinas.

Nun verlangt der Republikaner Mitch McConnell, Minderheitsführer im Senat, Biden möge den Landsleuten die Lage erklären. Scheinbar täglich höre die Öffentlichkeit von einem neuen unidentifizierten Flugobjekt, sagt McConnell. «Die Regierung ist immer noch nicht in der Lage, irgendwelche aussagekräftigen Informationen über das abgeschossene Objekt preiszugeben. Was um alles in der Welt ist hier los?»

Die USA und Kanada würden angesichts des chinesischen Ballonprogramms den Luftraum genauer unter die Lupe nehmen, auch mit verbesserten Radarkapazitäten, sagt John Kirby, die Stimme des nationalen Sicherheitsrats. Peking kontert mit der Behauptung, die USA hätten seit vergangenem Jahr selbst zehnmal Ballons über China fliegen lassen, aber der zunehmende diplomatische Streit wurde in der öffentlichen Wahrnehmung zuletzt zum Nebenschauplatz.

Spannender für das Publikum sind zurzeit die UFOs. 2020 hatte das Pentagon eine Taskforce zu Unidentified Aerial Phenomena (unidentifizierte Luftphänomene) gegründet, kurz UAP. 2022 gab die Direktorin des nationalen Geheimdienstes bekannt, dass bisher 510 solcher UAP dokumentiert seien, 366 allein in einem Jahr. Es wurden vor knapp drei Jahren zur Freude von Donald Trump («Wahnsinnsvideo») auch Aufnahmen von Navy-Piloten freigegeben, die solche Dinger gefilmt haben wollen. «Schau dir das Ding an, Alter!», sagt da ein Beobachter im Flug. «Es dreht sich!»