Geldblog: Leserfrage zu Hypotheken Wenn der Hauskredit aus Deutschland kommt
Da Postfinance nicht selbstständig Kredite vergeben darf, arbeitet sie mit Kooperationspartnern zusammen. Was das für Hypothekarnehmer bedeutet.
Meine Frau und ich möchten unsere Hypothek für unser Einfamilienhaus in Baden ablösen. Bei einem Kontakt zur Postfinance habe ich festgestellt, dass die Posttochter, die ja selber keine Kredite vergeben darf, inzwischen mit Refinanzierungen von ausländischen Banken operiert. Wenn die gelben Hypotheken mit ausländischem Geld refinanziert werden, habe ich etwas Mühe. Soll ich eine Hypothek bei Postfinance abschliessen? Im Wissen darum, dass dies vielleicht die billigste Hypothek ist, die jedoch aus Deutschland finanziert wird? Bei einer Kantonalbank weiss ich immerhin, woher das Geld für meinen Hauskredit stammt. Leserfrage von P.H.
Die Nachricht hatte noch vor den Sommerferien grosse Wellen geschlagen: Nach dem Willen des Bundesrates soll die Postfinance künftig Hypotheken und andere Kredite vergeben können. Gleichzeitig soll das Finanzinstitut privatisiert werden. Dafür hat die Landesregierung die Botschaft zur Änderung des Postorganisationsgesetzes verabschiedet. Manche Leute dürften schon damals irritiert gewesen sein: Denn auch ohne die nun vom Bundesrat angestrebte Privatisierung der Postfinance ist diese längst ein nicht ganz unwichtiger Player auf dem Schweizer Hypothekarmarkt.
Der entscheidende Unterschied ist: Heute kann Postfinance nur in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern Hypotheken vertreiben. Mit der Privatisierung hingegen wäre es der Bank erlaubt, auch ohne Kooperationspartner selbstständig Hypotheken und andere Kredite zu vergeben.
Wie Ihr Beispiel zeigt, macht Postfinance den Schweizer Banken auch im Hypothekarmarkt bereits Konkurrenz. Dabei arbeitet Postfinance bei den Finanzierungsangeboten mit den Kooperationspartnern Valiant Bank aus Bern und der Münchener Hypothekenbank aus Deutschland zusammen und kommt so auf ein Hypothekarvolumen von rund 5,8 Milliarden Franken.
Neu ist diese Zusammenarbeit nicht: Mit Valiant besteht bereits seit 2011 und mit der Münchener Hypothekenbank bereits seit 2008 eine Kooperation. Hypotheken hat Postfinance übrigens bereits seit Mai 2003 im Angebot – möglich machte dies schon damals eine Kooperation mit der UBS. Da die Valiant öffentlich kommuniziert hat, dass sich der Anteil von Valiant am Hypothekarvolumen der Postfinance «in Grenzen halte», kann man davon ausgehen, dass der Grossteil der Postfinance-Hypotheken über den deutschen Partner, die Münchener Hypothekenbank, abgewickelt wird.
Als Kunde könnte es Ihnen im Prinzip egal sein, woher das Geld kommt, das Sie über die Hypothek für Ihr Eigenheim bekommen.
Dabei bringt Postfinance die Kundenbeziehung ein und nimmt auch selbst die Zinsen von den Kunden ein. Das Risiko, das mit der Hypothek verbunden ist, trägt aber die kooperierende Bank, da diese das Geld für den Kredit einbringt und dafür eine Marge bekommt. Oder anders ausgedrückt: Die Postfinance übernimmt die Produktgestaltung, das Marketing und den Verkauf der Hypotheken – die Münchener Hypothekenbank hingegen ist verantwortlich für die Refinanzierung und trägt das Kreditrisiko.
Regulatorisch hält Postfinance trotz Partnerschaft mit einem deutschen Institut alle Vorgaben ein. Besondere Risiken für Sie als Kunden sehe ich vor diesem Hintergrund nicht. Als Kunde könnte es Ihnen im Prinzip egal sein, woher das Geld kommt, das Sie über die Hypothek für Ihr Eigenheim bekommen. Im Falle der Kooperationspartnerin Münchener Hypothekenbank kommt das Geld aus Deutschland. Auch bei den stark international vernetzten Grossbanken UBS und Credit Suisse kommt möglicherweise längst nicht alles Geld, das in den hiesigen Hypotheken steckt, aus der Schweiz.
Wenn es Ihnen emotional wichtig ist, dass Sie nicht Gelder aus dem Ausland für Ihre Hausfinanzierung beanspruchen, was ich verstehe, können Sie auf eine Finanzierung durch Kantonalbanken oder Schweizer Pensionskassen setzen. Auch bei der Migrosbank, den Raiffeisen-Instituten oder den zahlreichen in der Schweiz aktiven Regionalbanken dürfte das Kapital für Hypotheken aus der Schweiz stammen. Da Sie noch etwas Zeit haben, bis Sie sich für einen neuen Vertrag entscheiden müssen, würde ich noch weitere Angebote von anderen Banken einholen.
Wenn Sie neben den verschiedenen Kantonalbanken auch die Migrosbank und die vielen Regionalbanken oder auch einen Hypothekenvermittler wie Moneypark in die Offertrunde einbeziehen, sehe ich eine grosse Wahrscheinlichkeit, dass Sie einen Anbieter finden, bei dem das Geld für die Hypothek bestimmt aus der Schweiz kommt, der aber dennoch tiefere Zinsen als die Postfinance mit ihrem deutschen Kooperationspartner bietet.
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