Weltklasse-MeetingAls Ditaji Kambundji disqualifiziert wird, buht und pfeift der Letzigrund
Ein überragender Duplantis, eine schnelle Schweizer Staffel und geschlagene Rivalen: Der Ticker von «Weltklasse Zürich» zum Nachlesen.
Der emotionale Höhepunkt folgte ganz zum Schluss: das Staffelrennen der Frauen über 4 x 100 m. 25’000 Zuschauer sprangen auf, als die Schweizer Equipe mit Schlussläuferin Mujinga Kambundji klar als Erste ins Ziel stürmte. Es passte zum Abend, in dem die Schweizer durchaus zentrale Rollen spielten – nicht immer mit positivem Ende. Gar Buhrufe und Pfiffe hallten durch den Letzigrund, weil die andere Kambundji, Ditaji, einen Hauch zu schnell aus dem Block schoss und darum über 100 m Hürden disqualifiziert wurde (sie lief das Rennen trotzdem, einfach unter Protest, was sie gemäss Regeln kann).
Geprägt war der Abend auch von Überflieger Armand Duplantis, den weder die schwierigen Bedingungen (Regen) noch die Gegner beeindruckten. Zum grossen Show-Springen aber konnte der Amerika-Schwede für einmal nicht ansetzen. 5,82 m reichten ihm zum Sieg, den auch Jakob Ingebrigtsen angepeilt hatte. Schwer geschlagener Vierter war er an den Spielen über 1500 m geworden. Doch die Revanche glückte ihm nur halb. Zwar bezwang er seinen Rivalen Josh Kerr locker, mit dem er sich seit dessen WM-Sieg vom letzten Jahr verbal mitunter mächtig zofft. Im Amerikaner (und Olympia-Dritten) Yared Nuguse aber fand der Norweger einmal mehr an einem Schlüssel-Wettkampf seinen Bezwinger.
Eine spezielle Anekdote lieferte Karsten Warholm, der Weltrekordhalter über 400 m Hürden. Nachdem er am Mittwochabend ein Sprintduell gegen Duplantis verloren hatte, musste er heute mit einem Schweden-Dress auflaufen. Wettschulden sind Ehrenschulden, sagte sich der Norweger und kreuzte im Dress des Nachbarlandes auf. Nur: Laufen sah man Warholm heute nicht, nach den 100 Metern vom Mittwoch zwickte es im Oberschenkel.
Aber im Stadion war er doch – und sorgte da für einen Schmunzler. Er würde sich gleich gründlich duschen, dies sei sein «Walk of Shame». Mit «Mamma Mia» von Abba musste er auf die Ehrenrunde. Es war ein Highlight der anderen Art an diesem Abend.
Insgesamt war das Zürcher Meeting ein runder Anlass mit gewohnt souveräner Organisation.
Prominente Absage
Soeben wird bekannt: Karsten Warholm, gestern noch die zweite grosse Figur neben Mondo Duplantis im «Giganten-Sprint», verzichtet auf seinen Einsatz heute Abend über 400 m Hürden. Sobald wir die Gründe kennen, melden wir uns zur Causa des Weltrekordhalters.
Hochsprung
Der Lärmpegel wird erstmals hoch im Letzigrund: Jaroslawa Mahutschich schafft im finalen Versuch 1,96 m. Die Weltrekordhalterin und grosse Favoritin ist dem Sieg damit schon sehr nah.
400 m Frauen
Das ist auch Weltklasse Zürich: Die Norwegerin Henriette Jaeger läuft schon im Vorprogramm über 400 m eine Topzeit: Die Achte der Spiele siegt in schnellen 50,49 Sekunden und zieht die Österreicherin Susanne Gogl-Walli zu einem Landesrekord von 50,60. Die schnellste Schweizerin des Rennens: Giulia Senn in 52,52.
Mahutschich radikal
Zwei Fehlversuche hatte Mahutschich nun bereits. Mit dem hätte wohl kaum jemand gerechnet hier. Sie auch nicht. Darum lässt sie gleich aus! 1,93 m geschafft haben bisher ihre Landsfrau Geraschtschenko und die Australierin Nicola Olyslagers. Das sind dann neben Mahutschich aber auch schon alle Athletinnen, die noch dabei sind im Hochsprung.
3000 Meter Männer
Der erste schnelle Schweizer ist im Ziel: Langstreckenläufer Jonas Raess. Der Zürcher klassiert sich in 7:43,01 Minuten als Sechster (Bestzeit: 7:35,12). Das Rennen gewinnt der Kenianer Jacob Krop in 7:34,80.
Mahutschich macht auch mit
Die Ukrainerin hat jetzt auch in den Wettbewerb eingegriffen. Sie überspringt 1,89, reisst aber dann im ersten und im zweiten Versuch über 1,93 m. Vielleicht hat Kollege Brüngger von nebenan ja tatsächlich recht mit seiner Prognose.
Lauter VIPs im Letzi
Weltklasse Zürich ist auch immer ein Stelldichein der Prominenz. So viel vorneweg: Sportsfreund Tom Cruise ist nicht darunter, dafür Bundesrat Beat Jans. Er führt eine lange Liste an Politikern an, darunter die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch. Mit Dario Cologna und Nicola Spirig sind auch zwei hiesige Olympiasieger im Stadion – und mit Arsène Wenger eine Trainergrösse des Fussballs. Das Show-Biz ist durch Pepe Lienhard vertreten – und die (Sport-)Wirtschaft durch On-Mitgründer Olivier Bernhard. Kurz: Ganz die Glamour-Liga von Tom Cruise erreicht Weltklasse nicht.
Dieses Wetter!
Der Regen hat jetzt ein bisschen nachgelassen. Aber schön ists immer noch nicht. Grossartig auch dieses Bild von Mahutschich – die übrigens nach wie vor nicht gesprungen ist. Wenn es nach Experte Brüngger neben mir geht, wird man sie aber auch nicht lange bestaunen können. Gebe keinen langen Wettbewerb, sagt er. Eben, wegen des Wetters.
Umfrage
Und weil wir hier noch eine etwas warten müssen, vertreiben wir uns die Zeit mit einer Umfrage.
Erste Entscheidung
Es dauert noch eine Weile, bis hier die ganz grossen Namen ihren Auftritt haben. Aber schon mitten im Wettkampf sind die Hochspringerinnen. Wobei: Für Salome Lang, die heute ihre Derniere feiert, ist der Abend bereits vorbei. Sie kam dreimal nicht über die 1,80 m hinaus. Jaroslawa Mahutschich, die grosse Favoritin, hat die 1,80 und 1,85 ausgelassen.
Guten Abend!
Es freut uns, Sie durch den Meeting-Abend begleiten zu dürfen. So viel vorweg: Wir reden nur einmal übers Wetter, dann lassen wirs. Aber der Regen, er soll während des gesamten Meetings auch mit am Start sein, wird seine Spuren zusammen mit den eher kühlen Temperaturen unweigerlich auf die Leistungen der Athletinnen und Athleten hinterlassen. Jetzt aber genug geklönt. Viel Spass bei uns während den nächsten drei Stunden.
Unsere Lesetipps
Es dauert ja noch eine Weile, bis hier im Letzigrund erstmals gesprungen, gerannt oder geworfen wird. Darum haben wir zur Einstimmung hier noch ein paar Texte für Sie:
Armand «Mondo» Duplantis verrät, wie es war, mit einer Stabhochsprunganlage im Garten aufzuwachsen. Das exklusive Interview finden Sie hier.
Kollegin Schneider war gestern im Zürcher HB und sprach mit Angelica Moser über dieses spezielle Event. Hier ein Augenschein davon.
Und damit nicht genug. Kurz darauf war Schneider dann auch schon im Letzigrund, um über den speziellsten Sprint des Jahres zu schreiben. Hier lesen Sie, wer das Duell Warholm vs. Duplantis gewann.
Ein anderer grosser Name, der heute am Start sein wird, ist Jakob Ingebrigtsen. Was er vor diesem Meeting so trieb, erfahren Sie hier.
Den Zeitplan …
… mit allen Schweizer Einsätzen finden Sie oben. Und alles, was es sonst noch zu wissen gibt, hat Kollegin Schneider zusammengetragen.
Ehammers und Kambundjis Ziele
Aus Schweizer Sicht beginnt das Meeting suboptimal: Jonas Raess ist über 3000 m der einzige Einheimische, Dominic Lobalu muss Corona-erkrankt verzichten. Für Salome Lang, die Schweizer Rekordhalterin im Hochsprung, ist es der Abschiedswettkampf auf internationalem Niveau. Die Baslerin möchte ihrem Körper die grosse Belastung nicht länger zumuten. Anders Mujinga Kambundji: Nach ihrem Einzelstart beendet sie mit der Staffel, die jüngst fast Rekord gelaufen ist, den Event. Neben Kambundji hat auch Simon Ehammer im Weitsprung reelle Chancen auf das Finale in Brüssel. Eine Bühne erhalten zuvor aber auch Athleten aus anderen Sportarten, die in Paris eine Medaille gewannen.
Zwei Highlights für die Sprinterinnen
Einen Monat nach Olympia steht auch Weltklasse im Zeichen der Revanchen: Noch einmal wird Jakob Ingebrigtsen über 1500 m nicht Vierter werden wollen. Über 100 m der Frauen kommt es sowohl zum Duell der Olympiasiegerin Julien Alfred und der Zweiten Sha’Carri Richardson wie auch zu jenem der schnellsten Europäerinnen Dina Asher-Smith und Mujinga Kambundji. Wohl keine ihrer Gegnerinnen braucht Hochspringerin Jaroslawa Mahutschich zu fürchten: Die Ukrainerin löschte mit 2,10 m einen der ältesten Weltrekorde der Frauen aus – Stefka Kostadinova hatte 1987 an der WM in Rom die Marke bei 2,09 m gesetzt. Mahutschich ist aber nur eine unter vielen Olympiasiegerinnen und -siegern an diesem Abend.
Ausverkauft und 2025 wieder Final
Der Event ist in diesem Jahr zwar nur eintägig, hatte mit dem Stabspringen gestern Abend und dem 100-m-Duell von Karsten Warholm und Armand Duplantis zwei äusserst appetitanregende Vorspeisen. Bereits seit Juni und noch bevor die Schweizer an der EM in Rom zum grossen Medaillensammeln ansetzten, ist der Letzigrund mit 25’000 Zuschauern ausverkauft. Weltklasse Zürich ist das letzte Diamond-League-Meeting dieser Saison vor dem zweitägigen Finale in Brüssel am 13./14. September. Noch gibt es also Punkte zu gewinnen, um sich für den grossen Showdown zu qualifizieren. 2025 und auch 2027 findet der Abschluss wieder in Zürich statt mit einem Abend auf dem Sechseläutenplatz und einem im Letzigrund.
Und wir sind live dabei!
Es dauert noch ein bisschen, bis es im Letzigrund losgeht. Dann aber werden wir dabei sein und Sie durch den Abend führen. Um circa 19.00 Uhr starten wir mit unserem Liveticker zu diesem Spektakel. Bis dann!
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