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Geldblog: Gebühren, Rendite und Expertise
Welche Vermögensverwaltung solls sein?

Günstig, aber unpersönlich: Sogenannte Roboter-Vermögensverwaltungen kümmern sich rein digital ums Vermögen.
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Ich war bei der ZKB, der VZ, der Raiffeisen, der Migros Bank und der Bezirkssparkasse Dielsdorf für ein Vermögensverwaltungsmandat. Ich verfüge über 400'000 Franken, wovon ich die Hälfte anlegen möchte. Würden Sie höher oder tiefer gehen? Alle Gespräche waren informativ, wobei ich das VZ ausschliesse, weil es mir zu unpersönlich erscheint. Bei der ZKB finde ich die 1,3 Prozent Pauschalgebühr etwas hoch. Bei den anderen Anbietern bewegt sich diese Gebühr zwischen 1 und 1,25 Prozent, je nach Strategie. Nicht inbegriffen sind Fremdspesen und die TER. Was ist das? Mein Anlagehorizont liegt zwischen 3 und 4 Jahren und mein Vermögen soll durch moderate Kapitalgewinne von 2 bis 10 Prozent jährlich ergänzt werden. Ist dies realistisch? Leserfrage von G.B.

Ihre Renditevorstellungen sind im aktuellen Tiefzinsumfeld aus meiner Sicht unrealistisch. Wenn Sie bis zu 10 Prozent Rendite pro Jahr anstreben, müssen Sie bereit sein, sehr hohe Risiken zu tragen. Wenn Sie das ganze Geld nur auf Aktien setzen würden, wären vielleicht 6 bis 8 Prozent Rendite jährlich machbar, wobei Sie in einem Jahr auf hohen Buchverlusten sitzen und in einem anderen Jahr dann tatsächlich sogar mehr als 10 Prozent erreichen würden, was allerdings nie garantiert wäre. Mit solch unrealistisch hohen Renditevorstellungen von 10 Prozent müssten Sie starke Kursschwankungen in Kauf nehmen. Zudem wäre dies mit einem kurzen Anlagehorizont von drei bis vier Jahren nicht machbar.

Eher realistisch sind Renditevorstellungen zwischen eins, zwei und vier Prozent, je nachdem wie viel Risiken Sie mit Ihrem Geld eingehen möchten und wie stark Sie die einzelnen Anlageklassen gewichten. Wichtig wäre aus meiner Sicht auch, dass Sie sich einen längeren Anlagehorizont von wenigstens fünf bis zehn Jahren setzen. Dann sind Sie eher in der Lage, mit Kursschwankungen umzugehen und können auch leicht höhere Risiken tragen.

Bei der Abkürzung TER, die Sie in Ihrer Frage ansprechen, geht es um den Fachbegriff Total Expense Ratio. Die ist bei Fonds eine Gesamtkostenquote und drückt die Gebühren aus, welche von der Fondsfirma dem Fonds für die Verwaltung des Fondsvermögens und weitere Spesen belastet wird. Eine hohe TER schmälert die Rendite Ihres Fonds. Je nach Strategie und Aufwand, den die Fondsfirma betreibt, kann auch eine etwas höhere TER gerechtfertigt sein. Billig ist nicht in jedem Fall besser. Letztlich für Sie entscheidend ist nur die Rendite nach Gebühren.

Das Gleiche gilt für die Gebühren bei einer möglichen Vermögensverwaltung. Die von Ihnen erwähnten 1,3 Prozent für die Vermögensverwaltung etwa bei der Zürcher Kantonalbank ist in etwa ein Durchschnittswert. Andere Banken sind teils günstiger, andere teils deutlich teurer. Wichtig ist für Sie, dass Sie genau prüfen, was Sie für das Geld bekommen. Auch da gilt: Billig ist nicht zwingend gut – teuer aber eben auch nicht.

Wichtiger als die Gebühren wäre mir allerdings die Expertise, welche eine Bank im Bereich Vermögensverwaltung mitbringt.

Wenn Sie möglichst wenig für die Vermögensverwaltung zahlen möchten, könnten Sie auch eine rein digitale Vermögensverwaltung nutzen – also bildlich gesprochen eine sogenannte Roboter-Vermögensverwaltung – wie sie etwa eine True Wealth anbietet. Hier zahlen Sie nur rund ein halbes Prozent. Doch da bekommen Sie keine persönliche Beratung. Alles läuft nur digital und standardisiert ab. Wenn Sie indes eine persönliche Beratung und Verwaltung Ihres Vermögens wünschen, müssen Sie mit einer jährlichen Gebühr zwischen 1 und 1,5 Prozent rechnen.

Wichtiger als die Gebühren wäre mir allerdings die Expertise, welche eine Bank im Bereich Vermögensverwaltung mitbringt. Es nützt ihnen nichts, wenn Sie zwar wenig für die Vermögensverwaltung bezahlen, diese aber nicht erfolgreich ist. Auch da ist nur die Rendite nach Gebühren wichtig. Darum würde ich genau darauf achten, was Sie für die Gebühren tatsächlich bekommen, welche Strategien die Bank verfolgt, welche Erfolgsausweise Sie in der Vermögensverwaltung vorweisen kann und bei welcher Bank Sie sich auch wirklich wohl fühlen. Denn Vermögensverwaltung ist immer auch Vertrauenssache.

Selbst dann haben Sie nie eine Erfolgsgarantie. Das Anlagerisiko tragen Sie immer selbst. Wie viel Sie von Ihrem Geld anlegen lassen, hängt von Ihren Lebensumständen und Bedürfnissen ab. Grundsätzlich würde ich so viel Geld wie möglich investieren, da Sie auf liquiden Mitteln keine Rendite haben. Aber dies hängt auch davon ab, ob Sie allenfalls für andere Zwecke liquide Mittel brauchen und welche Ziele Sie mit Ihrem Geld haben. All diese Aspekte sind Teil des Beratungsgespräches bei Ihrer Bank. Auf der Basis dieser ganzheitlichen Sicht kann Ihnen die Bank einen Anlagevorschlag ausarbeiten und anhand von unterschiedlichen Szenarien auch digital aufzeigen, welche Konsequenzen diese bei unterschiedlichen Marktentwicklungen für Sie hätten. Diese Szenarien sollten Sie sich unbedingt auf der Basis Ihres Anlagevorschlages machen lassen, damit Sie auf einer realistischen Grundlage entscheiden.