Geldblog: Ukraine-Krieg und ETFsWelche internationalen Fonds russische Aktien enthalten
Schon vor dem Krieg in der Ukraine enthielt der Weltaktien-Index MSCI World keine Aktien aus Russland – aus vielen anderen Indizes wurde Russland inzwischen herausgenommen.
Unser Depot basiert ganz auf ETFs und ist international breit diversifiziert. Dabei haben wir wegen der Diversifikation auch ETFs des MSCI World und ETFs für die Emerging Markets, zu denen auch Russland gehört. Müssen wir deswegen bei diesen ETFs mit starken Verlusten rechnen? Leserfrage von W. H.
Ich halte Ihre Verlustrisiken nur wegen des möglichen Anteils von russischen Wertpapieren in Ihrem breit diversifizierten Exchange Traded Fund-Portfolio für gering. Im MSCI-World-Index, mit dem man weltweit in Aktien investieren kann, sind überhaupt keine Russland-Aktien enthalten. Der MSCI-World-Index besteht aus rund 1550 Unternehmen aus 23 Ländern weltweit, wobei fast 70 Prozent aus den USA stammen. Stark gewichtet sind neben den USA auch Japan und Grossbritannien.
Der Begriff «Welt» ist bei diesem Index allerdings nur bedingt richtig. Verschiedene Länder – so auch Russland und China – sind schlicht nicht in diesem Index vertreten. Wenn man in diese Länder investieren wollte, müsste man einen ETF nutzen, der zum Beispiel an den MSCI-Emerging-Markets-Index gebunden ist oder, im Fall von China, ein Produkt wählen, das an den MSCI-China-Index gekoppelt ist. Bei den ETFs mit MSCI-World-Bezug halten Sie somit keine Russland-Positionen. Der MSCI-World-Index deckt denn auch nicht die ganze Welt ab, sondern widerspiegelt lediglich rund 85 Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung in Industrieländern.
Etwas breiter ist der MSCI All Countries World Index (ACWI) mit Aktien der 3000 grössten börsengehandelten Unternehmen aus 50 Ländern – so auch aus Russland und China. Die Gewichtung von Russland im MSCI All Country World betrug allerdings weniger als 0,4 Prozent und fiel somit nicht ins Gewicht. Wieder anders sieht es bei den Indizes aus, die sich auf Emerging Markets fokussierten. Hier gibt Ihnen die genaue Indexzusammensetzung Auskunft, an den Ihre Emerging Markets-ETFs gebunden sind. Allerdings war auch hier die Gewichtung Russlands bescheiden. Im MSCI Emerging Markets, der sich auf sogenannte Schwellenländer fokussiert, machte der Anteil von russischen Wertpapieren nur etwas mehr als 3 Prozent aus. Auch da ist der Effekt beziehungsweise Ihr Verlustpotenzial gering.
Das Kriegsgeschehen und die Sanktionen überschatten die Börsen weltweit und sorgen an den Finanzmärkten für starke Turbulenzen.
Nun kommt dazu, dass die grossen Indexanbieter bereits reagiert und einige ihre Indizes aufgrund des Krieges in der Ukraine angepasst haben. Bereits anfangs März haben die MSCI und FTSE, die zu den bedeutendsten Indexanbietern weltweit gehören, Russland aus ihren Emerging-Markets-Indizes herausgenommen. Wenn Sie also einen Exchange Traded Funds im Portfolio haben, der an den MSCI Emerging Markets-Index gekoppelt ist, haben Sie keine russischen Aktien mehr im Depot enthalten.
Auch bei einigen Obligationen-Fonds, die auf Anleihen aus den Emerging Markets setzen, waren zum Teil Anleihen von russischen Schuldnern vertreten. Doch auch hier kam es bei mehreren Anbietern zu Indexanpassungen. Vor diesem Hintergrund können Sie davon ausgehen, dass Sie wohl kaum mehr Verlustrisiken aufgrund von Russland-Positionen in Ihren ETFs haben.
Über die eigentlichen Russland-Positionen hinaus tragen Sie allerdings indirekt beträchtliche Risiken als Folge des Krieges in der Ukraine und der Sanktionen gegen Russland. Das Kriegsgeschehen und die Sanktionen überschatten die Börsen weltweit und sorgen an den Finanzmärkten für starke Turbulenzen. Ich gehe davon aus, dass diese Turbulenzen wohl noch länger nicht ausgestanden sind. Sollte es zu einer Ausweitung des Krieges auf weitere Länder kommen, dürfte es sogar zu weiteren starken Einbrüchen an den Märkten kommen. Auch wenn Sie in Ihrem ETF-Portfolio keine Russland-Positionen mehr haben, werden Sie die negativen Folgen des Krieges auf die Finanzmärkte in Ihrem Depot wohl noch einige Zeit spüren.
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