Kolumne «Fast verliebt»Drei Wünsche für wirklich schöne Weihnachten
Das Fest der Liebe hat immer auch grosses Potenzial, zum Fest der Enttäuschung zu werden. Wie es zu Hause nicht nur schön aussieht, sondern sich auch so anfühlt.
All die Mühe bei der Geschenksuche, obwohl Sie selbst nur Mist kriegen? Ihr Partner kümmert sich nicht, die Vorbereitungen bleiben an Ihnen kleben? Und sicher zettelt wieder jemand Streit an, zum Beispiel Sie, weil Ihre Lunte schon beim Baumschmücken kürzer ist als der Docht eines Teelichts? Na dann: Frohe Weihnachten!
Selten ist der Druck, eine schöne Zeit zu haben, so hoch wie jetzt. Leider ist das Leben kein Märchenfilm, wo jedes Aschenbrödel drei Wünsche frei hat und am Ende von einem unreifen Typen in weissen Strumpfhosen ins Glück getragen wird. Aber man kann ja trotzdem Wünsche haben – und sie sich selbst erfüllen. Hier wären ein paar Ideen:
Wunsch eins: Waffenstillstand im Geschlechterkrieg
In vielen Familien tritt in der Weihnachtszeit der Gender-Care-Gap besonders zutage. Die Frau kümmert sich um alles, der Mann oft weniger. Idealerweise findet ein Paar aber zwischen dem 7. Januar und dem 30. November Zeit für Grundsatzdiskussionen. Jetzt führt das nur zu Frust.
Die Weihnachtszeit ist überladen mit Erwartungen, da hilft ein pragmatischer und gnädiger Umgang weiter. Gespräche sollten Richtung «Wie kriegen wir die Vorbereitung konkret und verbindlich so aufgeteilt, dass ich nicht zusammenbreche?» und weniger Richtung «Warum bist du nur so furchtbar egoistisch und kommst von allein auf gar nichts?» tendieren.
Wunsch zwei: Keine pädagogischen Geschenke
Das gilt vor allem für Weihnachten mit Kindern. Ihr Sohn/Neffe/Enkel interessiert sich nur für Fussball, liest nie, und das wollen Sie ändern? Okay, aber das gibt Ihnen trotzdem nicht das Recht, ihm Bücher unter den Baum zu legen, die er nicht will und von denen er nur abliest, dass Sie ihn nicht mögen, wie er ist. Schenken Sie etwas, das er mag.
Weihnachten ist nicht die Zeit, um Kinder zu begradigen und umzukrempeln, sondern um sie glücklich zu machen. Schleifen Sie den Kleinen doch im Februar in die nächste Bibliothek.
Wunsch drei: Vertrauen Sie auf die Intelligenz Ihres Rudels
Sie neigen zu Perfektionismus und tyrannisieren sich und andere gern damit? Wenn wir etwas aus der Weihnachtsgeschichte lernen können, dann: improvisieren, mit wenig froh sein und auf die Intelligenz der Gruppe vertrauen. Bei Maria und Josef lief am ersten Weihnachtsabend alles komplett schief, bis sie ihr Kind in einem Stall bekamen. Aber dann sprangen irgendwelche Esel und Hirten und Könige herbei, und es wurde doch noch ziemlich nett!
Will heissen: Wenn der Weihnachtsbraten nichts wird, bestellen Sie halt Pizza. Ihre Kinder werden Sie lieben. Weihnachten muss nicht perfekt sein, es darf aber Freude machen. Also lassen Sie die Kontrolle fahren, und geben Sie anderen die Möglichkeit, Sie zu überraschen. Wird schon schiefgehen!
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