Neue Plastikflut durch PandemieWegwerfmasken werden zum Umweltproblem
Weltweit werden im Kampf gegen Corona Milliarden von Masken benötigt. Viele davon landen nach dem Gebrauch in der Natur. Wissenschafter warnen vor den Folgen der neuen Plastikschwemme.
Seit Beginn der Corona-Pandemie sind sie zum unverzichtbaren Alltagsgut geworden: Gesichtsmasken zum Schutz gegen das Virus. Weltweit setzen Staaten und Regierungen damit auf eine Eindämmung der Gesundheitskrise. Doch viele Masken landen nach dem Gebrauch nicht im Abfall, sondern auf Strassen, in Parks, Wäldern, Seen oder in Flüssen.
Nun warnen Wissenschafter vor den Folgen dieser Verschmutzung. Die potenzielle Umweltbedrohung müsse umgehend erkannt und es müsse verhindert werden, dass daraus das nächste Plastikproblem entstehe, schreiben die Experten aus Dänemark und den USA in einer kürzlich erschienenen Publikation. Ohne eine gute Lösung könnte daraus ein ähnlich grosses Abfallproblem entstehen wie durch Plastikflaschen.
«Wenn sie nicht sachgerecht gesammelt und gehandhabt werden, können die Masken in Binnengewässer und Meere gelangen.»
Schätzungen zufolge werden weltweit pro Monat 129 Milliarden Masken benötigt. Das entspricht drei Millionen Masken pro Minute. Der Grossteil davon sind Wegwerfmasken aus Plastik-Mikrofasern.
«Wenn sie nicht sachgerecht gesammelt und gehandhabt werden, können die Masken in Binnengewässer und Meere gelangen», schreiben die beiden Wissenschafter Elvis Genbo Xu und Zhiyong Jason Ren. Dort könnten sie schädliche Stoffe freisetzen wie Bisphenol A, Schwermetalle oder Krankheitserreger.
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Zudem warnen die Experten vor einer zusätzlichen Verschmutzung mit Mikroplastik. Denn die Masken seien aus besonders dünnen Plastikfasern gemacht. Wenn sie in die Umwelt gelangen, könnten sie dort Mikroplastik freisetzen – und das noch schneller als unsachgemäss entsorgte Plastikbeutel.
Wenn sie einmal in die Umwelt gelangen, dauert es lange, bis die Masken abgebaut werden, so die Wissenschafter. Das liegt an den Materialien. Die regulären blauen Atemschutzmasken bestehen aus drei Schichten. Die äusserste Schicht ist aus einem wasserabweisenden Material wie etwa Polyester, das gegen Spritzer schützt. In der Mitte befindet sich ein Vlies gegen Tröpfchen und Aerosole, gefolgt von einer Innenschicht aus einem absorbierenden Material wie Baumwolle für die Atemdämpfe.
Für Wegwerfmasken gibt es anders als für herkömmlichem Plastikabfall keine Richtlinien für ein Recycling. Während die Wiederverwertungsquote bei PET-Flaschen bei 25 Prozent liege, dürften die Masken mit grösserer Wahrscheinlichkeit im Restabfall landen, so die Wissenschafter.
Masken in Schweizer Hausabfall werden verbrannt
Selbst in der Schweiz landen Wegwerfmasken am Boden. «Wir nehmen das wahr», sagt ein Sprecher von Entsorgung + Recycling der Stadt Zürich. Dennoch habe die Stadtreinigung ihre Touren bislang nicht anpassen müssen. Masken, die auf den Strassen liegen, würden von den Kehrmaschinen eingesaugt.
Auch in Bern wandern nicht alle Masken sachgemäss in den Kübel. «Die hellblauen Masken fallen auf, wenn sie am Boden liegen. Das haben wir früher nicht gehabt», sagt der Leiter der Berner Strassenreinigung, Rolf Müller. Ein grosses Problem sei das aber nicht. «Im Verhältnis zu Zigaretten, Büchsen und PET-Flaschen, die herumliegen, sind die Masken nach wie vor ein kleiner Anteil», sagt er. Sie würden von den Wischmaschinen aufgenommen. Die regulär über den Hausmüll entsorgten Masken werden sowohl in Bern als auch in Zürich verbrannt.
Um eine Plastikkrise durch die Masken zu verhindern, haben die Wissenschafter einige Lösungsvorschläge präsentiert. Dazu zählen eigene Müllcontainer für Wegwerfmasken, einheitliche Leitlinien für deren Entsorgung und die Umstellung auf wiederverwendbare Baumwollmasken. Zudem regen sie Wegwerfmasken aus biologisch abbaubaren Materialien an, sofern das mit den höheren Kosten und den Hygieneanforderungen vereinbar ist.
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