Kampf gegen Müll Hoffnung auf besseres Plastik-Recycling à la PET
Der Verband Swiss Recycling will in Zusammenarbeit mit anderen Playern Plastik vermehrt recyceln. Das käme auch den Kehrichtverbrennungsanlagen entgegen. Der Grossteil des Plastikverbrauchs liegt jedoch nicht bei den Haushalten.
Plastikrecycling ist in der Schweiz en vogue. Die Migros machte hierzu grosse Ankündigungen, musste aber dann zurückkrebsen. Laut «NZZ am Sonntag» bereitet nun der Verband Swiss Recycling ein neues System zur Förderung von Plastikrecycling vor. Während die Migros immer noch auf der Suche nach einer Lösung ist, scheint Swiss Recycling in Zusammenarbeit mit Partnern aus Industrie, Verpackungsherstellung und Detailhandel weiter zu sein. Denn der Verband will mit dem neuen Sammelsystem bereits im August starten.
Das geplante System zum Sammeln von Plastikmüll hat ein Vorbild: «Unser Vorschlag ist, dass das Plastikrecycling in Zukunft ähnlich wie bei PET-Getränkeflaschen funktionieren soll», sagt Patrik Geisselhardt, Geschäftsführer von Swiss Recycling, in der «NZZ am Sonntag».
Das PET-Recycling wird dabei mit einem Aufschlag bei den Flaschen vorfinanziert. Momentan liegt diese vorgezogene Recyclinggebühr bei 1,9 Rappen pro Flasche, die grösser ist als 5 Deziliter, bei kleineren Flaschen sind es 2,3 Rappen.
Nur ein Teil wird verwertet
Doch bei der Plastiksammlung gibt es einen grossen Nachteil. Denn Plastik ist nicht gleich Plastik: Die chemische Zusammensetzung kann ganz unterschiedlich sein.
Derzeit können nur etwas mehr als 50 Prozent des gesammelten Plastiks in der Schweiz wiederverwendet werden. Swiss Recycling will mit einem Anreizsystem diesen Anteil steigern. Gut wiederverwendbares Plastik soll weniger Gebühren kosten als schlechter recycelbares.
Ist Deutschland bei der Wiederverwertung von Kunststoffen ein Vorbild? Schliesslich sammeln die Nachbarn im Norden Plastik schon lange getrennt. Dennoch ist die Recyclingquote nicht sehr hoch. 60 Prozent der gesammelten Joghurtbecher und Kunststoffverpackungen werden weiterhin verbrannt. Der Rest werde dem Recycling zugeführt und gelte als offiziell recycelt, heisst es in einem Beitrag der «Tagesschau» der ARD.
Aber auch beim offiziell recycelten Plastikmüll gibt es noch Probleme. Ein Teil davon wird etwa ins Ausland verschifft, und diese Müllexporte werden zum Teil dann ebenfalls verbrannt und nicht wiederverwendet. «Am Ende werden aus den 5,2 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen nur 0,9 Millionen Tonnen Rezyklat – also recyceltes Plastik. Das entspricht rund 17 Prozent», schrieb die «Tagesschau» der ARD vor einem Jahr. Davon habe nur ein kleiner Teil die Qualität von neuem Plastik. Deswegen entstünden daraus oft nur minderwertige neue Kunststoffe, wie sie etwa für das Herstellen von Füssen für Strassenschilder gebraucht werden.
«Allein mit dem Recycling von Plastikverpackungen retten wir nicht den Planeten.»
Weil Sammelstellen für Plastik in der Schweiz noch rar sind, landet auch hierzulande ein Grossteil in den Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA). «Heute haben wir die Situation, dass wir tendenziell zu viel Plastikanteil im Kehricht haben. Entsprechend muss die Verbrennungskapazität gedrosselt werden, weil das Plastik sehr heiss brennt, viel Energie abgibt und die KVA thermisch überlasten würde», sagt Robin Quartier, Geschäftsführer beim Verband der Betreiber Schweizerischer Abfallverwertungsanlagen.
Man müsse sich aber im Klaren sein: «Allein mit dem Recycling von Plastikverpackungen retten wir nicht den Planeten. Erstens weil Verpackungen nur einen abnehmenden Teil des gesamten Plastikmülls darstellen, zweitens weil Recycling als Lösung zum Problem der globalen Plastikverschmutzung nicht taugt», sagt Quartier. Denn Plastikverschmutzung entstehe vor allem bei Littering, und das werde nicht weniger, wenn mehr recycelt werde.
«Ökologisch bringt es nicht wahnsinnig viel. Aber wenn es richtig gemacht wird, dann kostet es auch nicht so viel. Entsprechend ist die Kosten-Nutzen-Rechnung einigermassen ausgeglichen», so Quartier. Man müsse sich vor Augen führen: Der Grossteil der Plastikabfälle, die in den Verbrennungsanlagen landeten, stamme nicht von Haushaltsabfällen. Grosse Plastikverbraucher sind zum Beispiel die Industrie, das Gewerbe oder auch Krankenhäuser, wo Unmengen an Hygieneverpackungen jeden Tag anfallen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.