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Plastik-Recycling
Darum musste die Migros zurückkrebsen

Ab Ende Juni sollten in Migros-Filialen schrittweise neue Plastiksammelstellen aufgebaut werden. Das Projekt verzögert sich nun aber.
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Nach der Aufregung um die Dubler-Süssspeisen und den eingestampften Kartontaschen konnte die Migros beim Thema Plastik-Recycling öffentlich punkten. Der Tenor in den Medien war positiv, eine gute Sache sei es. Nur zwei Wochen später hat sich der vermeintliche PR-Coup ins Gegenteil gedreht. Denn die Migros hat ihre Hausaufgaben nicht gut genug gemacht.

Das Brimborium war riesig: An einer eigens einberufenen Pressekonferenz erklärte die Migros den Medien im Detail die Vorzüge des Plastik-Recyclings. Zwei Wochen später muss der orange Riese nachbessern. Ausgerechnet bei der Migros-Genossenschaft Luzern, dort wo die Pilotphase diese Woche starten sollte, gibt es nun Verzögerungen. Der Grund: Die Migros hat zu spät mit den Behörden gesprochen.

Alles, was Siedlungsabfall von Haushalten betrifft – und dazu gehört Plastikabfall –, obliegt dem Monopol des Gemeinwesens. In den Kantonen und Gemeinden kann darüber entschieden werden, wie dieses Monopol ausgestaltet wird. Dafür braucht es eine Konzession für das Sammeln von Plastikabfall, so wie es die Migros vorhat. Doch diese liegt bis heute nicht vor. «Die Gespräche laufen aktuell, unter anderem wird auch die Vergabe einer Konzession geklärt», sagt eine Migros-Sprecherin. Die Gespräche führt die Migros mit den Zentralschweizer Abfallzweckverbänden.

«Aus Gründen der Vertraulichkeit wurden die Kantone und Gemeinden relativ knapp informiert.»

Migros-Sprecherin

«Es war bis zum Schluss nicht klar, ob die Punkte zur gemeinsamen Zusammenarbeit bereits so spruchreif sein werden, dass man trotzdem am Montag schon hätte starten können», erklärt die Sprecherin die späte Kommunikation. Denn eigentlich sollte am Montag der Pilot in der Zentralschweiz starten. Am gleichen Tag also, als die Migros die Verschiebung publik machen musste.

Vor dem geplanten Start der Pilotphase und der öffentlichen Kommunikation habe die Migros alle Kantone und Gemeinden im Wirtschaftsgebiet der Genossenschaft Luzern informiert, in denen sich Testfilialen für das neue Recycling-Angebot befinden, heisst es bei der Migros. «Danach begann der Dialog mit den Abfallzweckverbänden der Zentralschweiz, welcher noch nicht abgeschlossen ist.»

Viel Zeit für diesen Dialog hat die Migros aber nicht eingeplant. Im Laufe des Juni seien diese Gespräche geführt worden. «Aus Gründen der Vertraulichkeit wurden die Kantone und Gemeinden relativ knapp informiert», sagt die Sprecherin. Es blieb der Migros also keine zwei Wochen Zeit, bevor man die grosse Ankündigung machte, die erforderlichen Gespräche mit den Gemeinden zu führen. Wie sich jetzt herausstellt: ein zu knapp bemessener Zeitraum. Wann das Projekt nun starten soll, ist offen. Dafür müssen erstmal die Differenzen mit den Abfallzweckverbänden bereinigt werden.

Verzögerung «ein Stück weit nachvollziehbar»

Hat also die Migros die Situation falsch eingeschätzt? Immerhin: Dass das Gemeinwesen in solchen Fragen das Sagen hat, ist eigens in der sogenannten Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen geregelt. Die rechtliche Grundlage also eigentlich klar. Bei der Detailhändlerin heisst es dazu: «Mit dem neuen nationalen Recyclingangebot in dieser Dimension betritt die Migros Neuland in der Schweiz – dass es in der ersten Region zu einer Verzögerung kommt, ist ein Stück weit nachvollziehbar.» Deshalb habe man auch bewusst nur mit einer Region begonnen, um Erfahrungen zu sammeln und diese in die weitere Entwicklung des Projekts einfliessen zu lassen.

Bei den Projektpartnern und den Zweckverbänden verweist man überall auf die Migros, welche die Kommunikation übernehme. Die Migros selbst wählte dabei eine spezielle Vorgehensweise: Sie hatte gestern nur regionale Medien über die Verzögerung informiert. Vor zwei Wochen wurde noch die gesamte Medienlandschaft geladen.