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Meinung

Gastbeitrag
Wir müssen das Vertrauen in die Zukunft wiederherstellen

(FILES) A photograph shows a general view of the alpine resort of Davos, on the opening day of the annual World Economic Forum (WEF) in Davos on January 16, 2023. The Alpine resort of Davos will host the 54th annual meeting of the World Economic Forum from 15th to 19th January 2024. (Photo by Fabrice COFFRINI / AFP)
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Wachsende Spaltung, zunehmende Feindseligkeit und eine Zunahme von Konflikten prägen die derzeitige globale Landschaft. Die ständige Notwendigkeit des Krisenmanagements erschöpft die entscheidende menschliche Energie, die ansonsten in die Gestaltung einer optimistischeren Zukunft fliessen könnte.

Trotz der schweren Krisen in der Vergangenheit ist die derzeitige Welle des Pessimismus beispiellos. Und anders als in der Vergangenheit bedeutet die Macht und Präsenz der globalen Medien und Kommunikationstechnologien heute, dass jede Herausforderung und jeder Rückschlag verstärkt wird, was das Gefühl von Untergang und Düsternis noch verstärkt. Nach einer Ära, die eine Milliarde Menschen aus der Armut befreit und den Lebensstandard überall verbessert hat, treibt die Angst, die Kontrolle über die Zukunft zu verlieren, die Menschen dazu, sich extremen Ideologien und den Führern, die sie vertreten, anzuschliessen. 

Die Wiederherstellung des Vertrauens in unsere Zukunft ist von grösster Bedeutung. Die Frage ist nur, wo man angesichts der heutigen komplexen Umstände anfangen soll. 

Wir halten an veralteten Lösungen fest

Ähnlich wie bei einer medizinischen Diagnose müssen wir zunächst die Ursachen unseres Unwohlseins ermitteln und angehen. Wir befinden uns an einem entscheidenden Punkt in der Geschichte, aber wir halten immer noch an veralteten Lösungen fest. Erschwerend kommt hinzu, dass wir uns mit vielen Problemen gleichzeitig auseinandersetzen müssen, die alle eng miteinander verbunden sind und sich gegenseitig verstärken. Es gibt keine schnelle Lösung oder ein Patentrezept. Es geht darum, alle Symptome auf ganzheitliche Weise zu behandeln. 

Erstens haben wir kein Konzept mehr, wie wir unsere Volkswirtschaften wiederbeleben können, die heute durch ein unhaltbares Mass an Schulden und Inflation belastet sind, wodurch die Kaufkraft des Einzelnen untergraben wird. Die traditionellen geld- und fiskalpolitischen Massnahmen haben sich erschöpft, und die angebotsseitigen Massnahmen führen zu einer weiteren Verschärfung der Schuldenlast.

Was wir jetzt unbedingt brauchen, ist ein neuer Ansatz – einer, der den Übergang zu einer grünen, digitalen und integrativen Wirtschaft als grosse Chance für die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Steigerung der Kaufkraft und letztlich ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum nutzt.

Zweitens stellt der Klimawandel eine eindeutige Bedrohung für die jetzige und vor allem für künftige Generationen dar. Wir müssen auf diese Herausforderung reagieren, indem wir die Erschwinglichkeit, Sicherheit und Nachhaltigkeit der Energieversorgung erhöhen und gleichzeitig die geoökonomischen und geopolitischen Abhängigkeiten verringern. Dank des technologischen Fortschritts sind billigere erneuerbare Energien leicht verfügbar und können wesentlich zu einer gerechteren Welt beitragen, was weitreichende Auswirkungen auf die Umwelt, die Lebensqualität und die Lebenserwartung hat.

Drittens leben wir in einem Zeitalter exponentieller technologischer Entwicklung, insbesondere mit dem Aufkommen der künstlichen Intelligenz. Sie kann aber auch als Katalysator für eine Renaissance der Menschheit dienen, indem sie neue Dimensionen menschlicher Kreativität freisetzt und eine noch nie da gewesene Zusammenarbeit und Verständigung fördert.

Es braucht ein positives Narrativ

Diese ganzheitlichen Narrative erfordern eine globale, nationale und lokale Zusammenarbeit – vor allem in einer Welt, die immer wettbewerbsfähiger und multipolarer wird und von wachsenden gesellschaftlichen Spaltungen und allgegenwärtiger Unsicherheit geprägt ist.

Offene, transparente Gespräche können das gegenseitige Vertrauen zwischen Menschen und Nationen wiederherstellen, die aus Angst um ihre eigene Zukunft ihre eigenen Interessen in den Vordergrund stellen. Die krisenbedingte Dynamik lässt die Hoffnung auf eine bessere Zukunft schwinden. Um diese Dynamik zu überwinden und Zusammenarbeit, Vertrauen und eine gemeinsame Vision für eine bessere Zukunft zu fördern, müssen wir ein positives Narrativ schaffen, das die Chancen dieses historischen Wendepunkts freisetzt.

Klaus Schwab ist Gründer und Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums (WEF). Das diesjährige WEF in Davos startet am Montag.