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Demonstration von Trumps Anhängern
Washington will eine weitere Schlacht ums Capitol verhindern

Demonstranten werden nicht vorgelassen: Die Polizei des Parlaments hat einen mannshohen doppelten Zaun um das Gelände gezogen. 
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Der Schreck vom 6. Januar sitzt noch vielen in den Knochen. Darum reagiert Washington nervös darauf, dass heute Samstag eine weitere Demonstration vor dem US-Capitol stattfinden wird. Die Polizei des Parlaments hat einen mannshohen doppelten Zaun um das Gelände gezogen, das Oberste Gericht wird ebenfalls abgeschirmt, das Weisse Haus ist es ohnehin. Sämtliche Polizeieinheiten der Hauptstadt stehen im Einsatz, die Soldaten der Nationalgarde wurden in Alarmbereitschaft versetzt.

Es wirkt damit ganz so, als wären die Sicherheitskräfte diesmal besser auf die Demonstration vorbereitet als am 6. Januar, an dem sie sich von Anhängern des abgewählten Präsidenten Donald Trump überrennen liessen.

Die Proud Boys wittern eine Falle

Auch diesmal sind es Trumps Unterstützer, die vor dem Parlament aufmarschieren werden. Sein früherer Mitarbeiter Matt Braynard zeichnet verantwortlich für die Organisation. Braynard will die über 600 Personen unterstützen, die nach dem Sturm auf das Parlamentsgebäude im Januar dieses Jahres festgenommen und zum Teil bereits verurteilt wurden. In der Sprache der Trumpisten handelt es sich dabei um «politische Häftlinge», obwohl sich zahlreiche von ihnen Vergehen zuschulden kommen liessen, die im amerikanischen Recht schwer wiegen – von illegalem Waffentragen bis zu Gewalt gegen Polizisten.

Die Verurteilungen wertet ein Teil von Trumps Anhängerschaft als Beleg dafür, dass die Demonstration vom 6. Januar eine Falle war. Das Narrativ lautet, das FBI und die CIA hätten die Eskalation provoziert, um anschliessend rechtsextremistische Gruppen wie die Proud Boys und die Oath Keepers aus dem Verkehr zu ziehen. Aushängeschilder dieser gewaltbereiten Banden warnen nun, auch diesmal würden sie in eine Falle gelockt. Auch QAnon-Vertreter Ron Watkins mahnte seine Anhängerschaft: «Geht nicht zu FBI-Demonstrationen.»

Donald Trump hat die Rally ebenfalls als Falle bezeichnet: Komme es zu Gewalttaten, würden die Medien ihm die Schuld in die Schuhe schieben; blieben seine Fans hingegen dem Capitol fern, würden die Medien das als Niederlage Trumps verkaufen. Die Mehrheit der republikanischen Amtsträger hat sich von der Veranstaltung distanziert, kein einziges Kongressmitglied hat sich dazu angemeldet, mehrere riefen die Polizei sogar auf, hart durchzugreifen.

Solche Szenen sollen sich nicht wiederholen: Demonstranten nach dem Sturm im Januar im Capitol. 

Das wirkt sich auf die sozialen Medien aus. Während etwa Tiktok-Analysen im Nachhinein zeigten, dass Trumps Anhänger vor dem 6. Januar gezielt zu Gewalt aufriefen, hat die Bundespolizei diesmal nur vereinzelte solche Inhalte gefunden. Unter dem Strich erwarten die Behörden darum keine grossflächige Gewalt bei lediglich rund 500 Teilnehmern. Organisator Braynard spricht von rund 700 Angemeldeten.

Allerdings ist die Gefahr von Gewalt keineswegs ganz gebannt: Gegendemonstranten werden sich knapp zwei Kilometer weit entfernt versammeln. Washington hat schon im vergangenen Dezember Ausschreitungen erlebt, bei denen die Proud Boys und Konsorten durch die weitläufigen Strassen zogen und Schlägereien anzettelten.

Die Angst vor den Einzeltätern

Verbreitet ist auch die Sorge vor Einzeltätern, wie sie die Hauptstadt in den vergangenen Wochen wiederholt heimgesucht haben. Vor einem Monat fuhr ein Mann einen Van vors Capitol und behauptete, eine Bombe darin zu haben; er verlangte, mit Joe Biden zu reden. Kurz darauf verhaftete die Polizei einen weiteren Mann vor dem Büro der Demokratischen Partei. An seinem Fahrzeug hatte er Hakenkreuze angebracht, und er führte ein Bajonett und eine Machete mit sich.

Und sollte es in Washington ruhig bleiben, ist das noch lange kein Grund, aufzuatmen. Ähnliche Demonstrationen sind in den nächsten Wochen in mehreren Hauptstädten angesagt. Wo und wann die Schlägertrupps wieder auftauchen werden, ist schwer vorhersehbar. Dass sie es tun werden, ist hingegen sicher: Sie wähnen sich in einem Bürgerkrieg um die Vorherrschaft im Land. Der Abgeordnete Paul Gosar, ein Sprachrohr der Oath Keepers, sagte jüngst: «Wir sind mitten im Krieg. Wir schiessen nur noch nicht aufeinander.»

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