Elon Musk ist neu grösster AktionärWas hat der Tesla-Chef mit Twitter vor?
Der reichste Mann der Welt besitzt seit kurzem über 9 Prozent der Aktien des sozialen Netzwerks. Damit könnte der Tesla-Chef direkten Einfluss auf die Plattform nehmen.
Neulich fragte Elon Musk seine 80 Millionen Follower beim Kurznachrichtendienst Twitter: «Redefreiheit ist essenziell für eine funktionierende Demokratie. Glaubt ihr, dass sich Twitter strikt an dieses Prinzip hält?» Das Ergebnis der Umfrage werde wichtig sein, schrieb der Tesla-Chef, man solle bitte sorgsam abstimmen. Gut 2 Millionen Menschen stimmten ab. Mehr als 70 Prozent antworteten mit Nein, woraufhin Musk wissen wollte: Braucht es eine neue Plattform?
Allmählich wird klar, warum er die Fragen stellte. Seit Mitte März gehören Musk 9,2 Prozent der Aktien von Twitter. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Mitteilung von Musk an die US-Börsenaufsicht SEC hervor. Das Ergebnis der Abstimmung und das grosse Aktienpaket könnte er nutzen, um Druck auf den Verwaltungsrat oder den neuen Twitter-Chef Parag Agrawal auszuüben.
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Der Aktienkurs reagierte am Montag prompt. Schon vorbörslich legte er an der New Yorker Börse um mehr als ein Viertel zu und gab dann wieder etwas nach. Musks Anteil ist damit 1,4 Milliarden Dollar mehr wert als zum Kaufzeitpunkt. Für den Multimilliardär dürfte das unerheblich sein. Er ist aktuell der reichste Mensch der Welt, und der Kurs der Tesla-Aktie beeinflusst sein Vermögen deutlich stärker.
Musk verbindet seit Jahren eine Hassliebe mit Twitter. Seit die Plattform das Konto des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump sperrte, ist Musk der wohl einflussreichste Nutzer der Welt. Seine Tweets landen als Schlagzeilen auf den Titelseiten grosser Medien. Sie lassen Börsenkurse grosser Unternehmen schwanken, und wenn Musk Umfragen startet, stimmen viele Millionen Menschen ab.
2018 handelte er sich selbst grossen Ärger ein, als er auf Twitter öffentlich darüber nachdachte, den Tesla-Konzern zu privatisieren. Damals behauptete er, die Finanzierung für den Rückzug von der Börse sei gesichert. Das stellte sich später als falsch heraus, woraufhin ihm die US-Börsenaufsicht vorwarf, Anlegerinnen und Anleger in die Irre zu führen. Seitdem muss Musk Tweets mit Tesla-Bezug vorab prüfen lassen. In den vergangenen Wochen warfen seine Anwälte der Aufsichtsbehörde vor, ihn zu schikanieren. Musk fühlt sich in seinem Recht auf freie Meinungsäusserung beschränkt und will die Auflagen unbedingt wieder loswerden.
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In den vergangenen Jahren verbreitete Musk jede Menge Unsinn auf Twitter. Der Tesla-Chef verharmloste das Coronavirus, wütete gegen Lockdowns, pflichtete Verschwörungsgläubigen bei und sagte das Ende der Pandemie für Ende April 2020 voraus. Kurz darauf infizierte er sich selbst mit dem Virus. Manche seiner Ratschläge sind auch sinnvoll. «Use Signal», empfahl er vor einem Jahr – prompt meldeten sich so viele Menschen neu beim Whatsapp-Konkurrenten an, dass dessen Server kurzzeitig zusammenbrachen.
Musk hat ein Faible dafür, die vermeintliche Schwarmintelligenz um Rat zu bitten. Im vergangenen November fragte er etwa, ob er 10 Prozent seiner Tesla-Anteile verkaufen solle. 3,5 Millionen Menschen stimmten ab, die Mehrheit sagte Ja. Musk hielt zumindest teilweise Wort. Seitdem verkaufte er mehrere Aktienpakete im Wert von mehr als 16 Milliarden Dollar. Musk inszeniert das als seinen Beitrag für mehr Steuergerechtigkeit: Als superreicher Unternehmer zahle er kaum Steuern, auf den Verkaufserlös der Aktien aber schon.
Für Twitter ist Musks Einstieg Chance und Risiko zugleich. Einerseits könnte die Plattform von der Strahlkraft des Tesla-Chefs profitieren. Musk stösst regelmässig viele Menschen vor den Kopf, unternehmerisch hat er aber deutlich mehr Erfolg als das kriselnde Twitter. Andererseits hat Musk Twitter mehrfach scharf kritisiert. Wenn einer der berühmtesten Nutzer zum Miteigentümer wird, könnten viele Entscheidungen komplizierter werden.
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