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Vermögensverwaltung in Krisenzeiten
Was Anleger aus der Geschichte lernen können

Wertpapierhandel an der New Yorker Börse: US-Aktien haben im internationalen Vergleich in der Vergangenheit besonders stark zugelegt.
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Für Sparer wirkt die Zukunft derzeit so unsicher wie nie. Die Multikrise scheint sämtliche ökonomische Gewissheiten auf den Kopf gestellt zu haben. Nicht nur die Inflation wirkt ausser Rand und Band, auch die Kapitalmärkte springen hin und her.

Diese Volatilität beschränkt sich nicht nur auf Aktien, sondern hat auch die Zinsmärkte erfasst. In dieser grossen Verunsicherung bietet die Geschichte halt. Historische Daten verschaffen Orientierung, was Sparer langfristig erwarten dürfen – über Krisen und Kriege, über Inflation und Rezession hinweg.

Das Vermögen richtig ordnen

Wer sein Vermögen einmal richtig ordnet, braucht die Unbilden der Geschichte nicht zu fürchten – und muss auch nicht auf Wunder und Wendungen hoffen, um ein Vermögen aufzubauen. Und die Angst, etwas zu verpassen, wie eine technische Revolution, muss ihm dann ebenfalls keine schlaflosen Nächte bereiten.

Die historischen Erfahrungen lehren, dass Sparer nichts fürchten müssen, wenn sie sich an eine bestimmte Kombination von Vermögenswerten halten und langfristig dabeibleiben. Das richtige Depot hätte alle grossen Krisen und Kriege seit dem Jahr 1900 überstanden. Die Rückrechnung zeigt: Auch ein solches Jahrhundert-Portfolio hätte den einen oder anderen Rückschlag hinnehmen müssen, es wäre aber nie völlig aus der Bahn geworfen worden.

Untersuchung über mehr als 100 Jahre

Wie sich ein solches Jahrhundert-Portfolio geschlagen hat, haben Anleger jetzt schwarz auf weiss: Experten rund um den Finanzwissenschaftler Paul Marsh von der London Business School haben die Wertentwicklung verschiedener Anlageklassen seit dem Jahr 1900 nachgezeichnet, und das für drei Dutzend Länder.

Diese Hundertjahresbilanz aktualisieren die Forscher schon seit anderthalb Dekaden jedes Jahr im Auftrag der Credit Suisse. Die Ergebnisse werden im «Credit Suisse Global Investment Returns Yearbook» veröffentlicht. «Das Yearbook hilft Anlegern dabei, die Fragen von heute zu beantworten», sagt Marsh.

Aktien bringen am meisten Rendite

Die Stärke dieses Almanachs sei sein Gedächtnis: «Das Yearbook hat schon alles gesehen.» Wichtigste Erkenntnis: Die mit Abstand renditestärkste Anlageklasse sind Aktien. Die Wissenschaftler haben berechnet, dass Anteile an Unternehmen seit dem Jahr 1900 eine Rendite von jährlich fünf Prozent geschafft haben, und zwar nach Abzug der Teuerung.

Keinem anderen Investment ist das gelungen. Anleihen mit langer Laufzeit – oft wird dafür das englische Wort Bonds verwendet – erreichten nach Inflation eine Jahresrendite von 1,7 Prozent. Bei kurzen Laufzeiten – auch Bills genannt – lag die reale Rendite bei 0,4 Prozent pro Jahr.

«Aktien haben Anleihen in jedem Land geschlagen», sagt Marsh. Für einen Langfrist-Investor zahlte sich Engagement an der Börse also überall aus. Die Botschaft für Sparer ist klar: In jedes Jahrhundert-Portfolio gehören Aktien. Ein hoher Aktien-Anteil scheint durchaus geboten.

Über die Zeit nimmt das Risiko ab

Über eine lange Haltedauer nehmen die Risiken ab, mit Aktien Verluste zu machen. Deren Kurse schwanken zwar, doch nach mehreren Jahren gleichen die Gewinne die zwischenzeitlichen Kursrückschläge mehr als aus. Das gilt nicht nur für den wichtigsten und grössten Aktienmarkt der Welt, die amerikanische Wallstreet. Vielmehr zeigt die Studie, dass Anlegerinnen und Anleger in keinem kapitalistischen Land mit Aktien Verluste erlitten haben.

Gleichwohl sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern markant: Während Anleger mit US-Papieren in dem 123-Jahres-Zeitraum inflationsbereinigt im Jahresdurchschnitt 6,4 Prozent einheimsen konnten, kamen andere Länder nicht einmal auf die Hälfte davon. Die Schweiz lag bei 4,5 Prozent.

Selbst die grossen Börseneinbrüche 1923 (Hyperinflation), 1929 (grosser Crash) und 1948 (Währungsreform) konnten auf lange Sicht ausgeglichen werden. Amerikanische Aktien bescherten Aktionären über den gesamten Zeitraum sogar eine reale Steigerung ihres Kapitals um den Faktor 2024.

Anleihen liegen deutlich zurück

Bei Bonds war es nicht einmal ein achtfacher Kaufkraft-Zuwachs. Über alle Volkswirtschaften hinweg war der Renditeunterschied zwischen Aktien und Anleihen immens. Dennoch hat es sich über lange Zeiträume gelohnt, verschiedene Anlageklassen zu mischen. Wer Anleihen mit in sein Depot packte, konnte die Wertentwicklung etwas glätten. Das etwas geringere Risiko ging jedoch zulasten der Performance, also der Wertsteigerung.

Auch wenn Aktien langfristig den Kaufkraftschwund mehr als ausgleichen, sind Dividendenpapiere nicht der perfekte Inflationsschutz. «Aktien leiden ebenso wie Anleihen unter steigender Inflation», sagt Marsh. Als Beimischung würden sich vielmehr Rohstoffe eignen. Damit meint der Wissenschaftler Industriemetalle oder Baumwolle.

Gold bringt langfristig kaum Rendite

Gold sei dagegen eine ganz besondere Anlageklasse. Aus einem Dollar seien über den gesamten gemessenen Zeitraum kaufkraftbereinigt gerade mal 2,5 Dollar geworden. Gemischt mit anderen Rohstoffen hätten Anleger seit 1900 nach Abzug der Inflation den Faktor zwölf verdient. Mit dem richtigen Mix und der nötigen Ausdauer müssen Sparer nicht bange sein. Auf lange Sicht – das zeigen die historischen Daten – legt das Jahrhundert-Portfolio trotz jeder Krise zu.