Feuerwand in Griechenland«Alles ist verbrannt»: Riesiger Waldbrand wälzt sich auf Athen zu
Bis in die Vororte von Athen sind Tausende Menschen auf der Flucht vor den Bränden. Vielerorts ist der Strom ausgefallen, eine Person kam ums Leben.

Bei den gewaltigen Bränden im Nordosten der griechischen Hauptstadt Athen ist eine Frau ums Leben gekommen. Medienberichten zufolge fanden Feuerwehrleute ihre Leiche am Morgen in einem Fabrikgebäude, das vollständig abgebrannt war. Derweil konnten die Feuer vielerorts eingedämmt werden. Bereits am späten Abend sagte ein Sprecher der Feuerwehr, dass es noch aktive Brandherde gebe, die jedoch vorerst unter Kontrolle seien. Entwarnung geben konnte er nicht: Es gebe immer wieder neue Ausbrüche, auch solle der Wind im Laufe des Tages erneut auffrischen.
Die Flammen hatten am Montagnachmittag die Athener Vorstädte Vrilissia und Penteli erreicht, viele Häuser brannten ab oder wurden beschädigt. Wegen des gewaltigen Ausmasses der Brände, die sich angetrieben vom Wind zu einer 30 Kilometer langen Front ausgeweitet hatten, wurde der EU-Katastrophenmechanismus aktiviert. Hilfe kommt unter anderem aus Tschechien, Frankreich und Italien, Serbien, Rumänien und der Türkei.
Tausende Menschen mussten bisher vor den Flammen flüchten. Durch die Athener Innenstadt wehte Brandrauch, am Himmel über der Akropolis hingen pechschwarze Schwaden, wie AFP-Reporter berichteten. Auf Fernsehbildern aus den Vorortgemeinden Penteli und Vrilissia am nordöstlichen Rand der Millionenmetropole war zu sehen, wie Häuserdächer und Autos in Flammen aufgingen.
Anwohner bespritzen ihre Häuser mit Wasser
In Penteli und Vrilissia waren bislang unvorstellbare Szenen zu sehen: Anwohner mit Atemschutzmasken gegen den beissenden Rauch bespritzten verzweifelt ihre Häuser mit Wasser, um sie so vor den sich nähernden Flammen zu schützen. Das Nachrichtenportal Newsit.gr zitierte die Bürgermeisterin von Penteli, Natassa Kosmopoulou, mit der Aussage, eine Schule und mehrere Häuser stünden in Flammen, das Feuer rücke auch auf das Rathaus vor. Die Lage sei «dramatisch».

Mindestens ein Feuerwehrmann erlitt nach Angaben seiner Brigade im Einsatz schwere Brandverletzungen. Ein weiterer wurde mit Atembeschwerden ins Krankenhaus eingeliefert, 13 weitere wegen Atemproblemen behandelt.
Athener Olympiastadion wurde als Notunterkunft
Neben den Vorortgemeinden Penteli und Vrilissia wurden auch für Teile des Athener Stadtbezirks Chalandri die Evakuierung der Bewohner angeordnet. Es handle sich um eine Vorsichtsmassnahme, die Flammen seien «sehr nahe», sagte der dortige Bürgermeister Simos Roussos dem Sender ERT.

Zuvor waren bereits in Penteli ein Kinderkrankenhaus und eine Armeeklinik geräumt worden. Wegen des Rauchs wurden acht Menschen mit Atemproblemen ins Krankenhaus eingeliefert. Das im Norden von Athen unweit von Chalandri gelegene Athener Olympiastadion wurde als Notunterkunft für vor den Flammen geflüchtete Menschen geöffnet. Drei grosse Krankenhäuser wurden in Alarmbereitschaft versetzt.

Regierungschef Kyriakos Mitsotakis brach wegen der Brände seinen Sommerurlaub ab und kehrte in die Hauptstadt zurück. Griechenland beantragte zudem EU-Hilfe im Kampf gegen die Waldbrände. Nach Angaben der EU-Kommission wurde auf Antrag Athens das EU-Katastrophenschutzverfahren aktiviert.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte im Onlinedienst X: «Wir stehen an der Seite Griechenlands in seinem Kampf gegen die verheerenden Brände.»

«Trotz übermenschlicher Bemühungen breiten sich Feuer aus»
Die Feuerwehr habe die ganze Nacht hindurch gegen die Flammen gekämpft. «Trotz übermenschlicher Bemühungen hat sich das Feuer rasch ausgebreitet», sagte Feuerwehrsprecher Vassilis Vathrakogiannis. Demnach weitete sich das Feuer aufgrund des starken Windes am Montag auf insgesamt 40 weitere Gegenden aus.
Bereits am Sonntag hatten die Behörden die Evakuierung der nordöstlich von Athen gelegenen, geschichtsträchtigen Stadt Marathon und sieben weiterer Ortschaften angeordnet. Marathons Bürgermeister Stergios Tsirkas sagte dem Fernsehsender Skai, seine Stadt erlebe eine «Katastrophe biblischen Ausmasses» und ergänzte: «Die ganze Stadt steht in Flammen.»

Nach dem wärmsten jemals aufgezeichneten Winter waren in Griechenland auch der Juni und der Juli so heiss wie noch nie seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1960. Die Waldbrandgefahr ist daher extrem hoch, täglich brechen mehrere Feuer aus.
Die Feuer weckten in Griechenland Erinnerungen an die Katastrophe von 2018 im nahe Marathon gelegenen Küstenort Mati, bei der 104 Menschen starben, einige davon auf der Flucht vor den Flammen in ihren Autos.
AFP/lop
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