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Polen nach den Wahlen
Der Fernsehpolitiker sagt den fetten Katzen den Kampf an

epa10888069 Leader of opposition party Poland 2050, Szymon Holownia speaks during the Poland 2050 party press conference in Bielsk Podlaski, eastern Poland, 28 August 2023. The Poland 2050 and Polish People's Party (PSL) announced in April that they had decided to jointly run for parliament as The Third Way in the general election. Parliamentary elections are scheduled on 15 October when Poles will elect 460 MPs and 100 senators for a four-year term.  EPA/Artur Reszko POLAND OUT

Kurz vor der Parlamentswahl in Polen knuddelte der Politiker Szymon Hołownia mit einer Katze. Einer wirklich sehr flauschigen, schwarz-weissen Katze, die ihn ausdauernd anmaunzte. «Du brauchst keine Angst zu haben», sagt Hołownia zu dem Tier, «du bist keine fette Katze. Dein Katzenklo ist sicher.»

Katzenklo? Ging es in diesem Wahlkampf nicht eigentlich darum, die PIS-Regierung zu besiegen, den Rechtsstaat wiederherzustellen, wieder auf die EU-Kommission zuzugehen? Das alles zählt zumindest zu den Vorhaben von Szymon Hołownia. Im Jahr 2020 liess er seine Partei Polska 2050 registrieren. Sie steht für christliche Werte, aber dezidiert auch für Klima- und Umweltschutz. Gemeinsam mit der konservativen Partei PSL trat Polska 2050 als Wahlbündnis Dritter Weg an und erreichte aus dem Stand 14,4 Prozent.

Bereicherung und Vetternwirtschaft bei der PIS

Vor der Wahl gab es Sorgen, dass der Dritte Weg an der Mindestprozent-Hürde scheitern könnte. Weil die Parteien zu zweit antraten, mussten sie auf 8 statt auf mindestens 5 Prozent kommen, um in den Sejm einziehen zu können. Es war klar, dass neben Tusk auch der Dritte Weg und die Linke den Sprung ins Parlament schaffen müssen, damit es für eine starke Koalition gegenüber der PIS reicht. Daher war Hołownias Slogan in den letzten Tagen vor der Wahl: «Entweder Dritter Weg oder eine dritte Amtszeit der PIS.» Die Wählerinnen und Wähler haben ihn gehört. Viele entschieden sich vermutlich in letzter Minute für ihn – keine Umfrage sah ein so gutes Ergebnis voraus.

Aber vielleicht lag es auch an der Katze. Denn selbst Katzen sind in Polen, seitdem die PIS regierte, nicht mehr unpolitisch. Besonders in den Monaten und Wochen vor der Wahl kam so einiges über die PIS und ihre Leute ans Licht, Geschichten von Bevorzugung und Bereicherung, von Vetternwirtschaft und Vorteilsnahme. Parteibonzen könnte man solche Leute auf Deutsch nennen, auf Polnisch: fette Katzen. Was zudem ein Seitenhieb auf den PIS-Parteivorsitzenden Jarosław Kaczyński ist, der Katzen liebt.

Als Moderator hat er Fernsehkarriere gemacht

Hołownia ist 47 Jahre alt, hat eine Frau geheiratet, die Kampfjet-Pilotin bei der polnischen Armee ist, und hat mit dieser zwei kleine Töchter. 2020 trat er zur Präsidentschaftswahl an, landete auf dem dritten Platz und gründete bald darauf seine eigene Partei.

Hołownia, das sagte er auch in diesem Wahlkampf immer wieder, hat den ewigen Zweikampf zwischen den Blöcken PIS und der Bürgerkoalition (KO), Kaczyński und Tusk, satt. Er trat als neue, frische Kraft an. Für jene, die auch die PIS loswerden wollen, aber sich in der KO nicht so recht wiederfinden. Vorstellen musste er sich nicht, er hatte bereits eine Karriere als Moderator und Entertainer im Fernsehen gemacht.

Diese Erfahrung konnte man ihm in der Fernsehdebatte im staatlichen Sender TVP deutlich anmerken. Als Politprofi Donald Tusk nervös gleich die erste Antwort verstolperte, führte Hołownia Tusks Satz und Gedanken souverän zu Ende. Es ging darum, dass man die Zuwanderungsfrage nicht durch populistische Referenden, sondern gemeinsam innerhalb der EU löse – nicht gegen sie. Damit machte er zugleich deutlich, dass er mit der KO ein gutes Team bilden kann. Inhaltliche Übereinstimmungen gibt es, nur bei der Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen hält sich der Katholik zurück.

Einen unvergesslichen Höhepunkt in der Geschichte der Wahlkampfdebatten aber setzte Hołownia dann mit seinem Satz: «An all die fetten Katzen habe ich eine Botschaft: Packt eure Katzenklos!» Gemeint waren PIS-Gefolgsleute in staatlichen Unternehmen wie etwa dem Mineralölkonzern Orlen. Dort werde es in Zukunft nur noch Fachleute geben. Hołownia wird vermutlich bald ein Regierungsmitglied sein. Als Fachmann für Entertainment und Katzenvideos hat er sich bereits präsentiert, nun muss er zeigen, was er politisch kann.