Von wegen unbeliebtester Präsident
Donald Trump tut viel für einen schlechten Ruf – so scheint es. Seine Umfragewerte im Vergleich mit seinen Vorgängern aber überraschen.
Donald Trump gibt sich grosse Mühe, möglichst oft anzuecken. «Ich glaube das nicht», sagte der US-Präsident zu einem Klimabericht seiner eigenen Behörden. Dann attackierte er wieder einmal Sonderermittler Robert Mueller, hetzte gegen Migranten an der Grenze zu Mexiko, gegen den TV-Sender CNN und seine Lieblingsgegnerin Hillary Clinton – und das alles innerhalb der letzten 24 Stunden.
Seit Trump am 20. Januar 2017 sein Amt als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika antrat, hat er sich schon viele Feinde gemacht. Auch bei der Bevölkerung stösst seine ruppige Art auf Widerstand. Vor allem zu Beginn seiner Amtszeit wirkte sich das negativ aus. Er sei der unbeliebteste Präsident aller Zeiten, hiess es immer wieder. Tatsächlich lief es in den ersten Monaten schlecht für Trump: Seine Umfragewerte sanken kontinuierlich. Im Dezember vor einem Jahr hatte er noch 36 Prozent Zustimmung – so wenig wie einst nur Harry Truman am Ende seiner ersten Amtszeit in den 1940er-Jahren.
Doch seither hat sich das Blatt gewendet, wie eine Zusammenfassung aller grosser Meinungsumfragen durch die US-Datenjournalisten von «Five Thirty Eight» zeigt. Nach knapp zwei Jahren im Amt finden 42,5 Prozent, also fast die Hälfte der US-Amerikaner, dass Trump einen guten Job macht. Das sind fast gleich viele wie bei seinem Vorgänger Barack Obama zum gleichen Zeitpunkt.
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Obama war bei seinem Amtsantritt zwar viel beliebter als Trump: Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung sprachen sich Anfang 2009 für den ersten schwarzen Präsidenten aus. Dann flachte die Euphorie allerdings ab. Im Dezember, ein knappes Jahr nach seiner Wahl, fiel Obamas Zustimmungsrate erstmals unter 50 Prozent und zum Zeitpunkt, an dem sich Trump momentan befindet, betrug sie noch 45 Prozent.
In der zweiten Hälfte seiner ersten Amtszeit erholten sich Obamas Werte aber wieder. Bevor er wiedergewählt wurde, stand eine Mehrheit der Bevölkerung hinter ihm. Bei Trump ist noch unklar, ob der Aufwärtstrend weitergeht oder es einen Kurswechsel gibt wie bei Obama, der dann allerdings ins Negative umschlagen würde.
Aufstieg von Clinton, Absturz von Bush
Bei früheren Präsidenten verlief die Kurve anders als bei Obama. Der Republikaner George W. Bush war anfangs deutlich weniger beliebt, dann explodierten seine Werte im Zuge der Terroranschläge vom 11. September 2001, als die Amerikaner fast geschlossen hinter der Regierung standen. Einen Monat später verzeichnete Bush, der sich als starker Mann an der Spitze einer geeinten Nation profilieren konnte, eine Zustimmungsrate von 88,4 Prozent – einen solch hohen Wert erreichte kein anderer US-Präsident.
Der Absturz musste unweigerlich folgen: Bush büsste im Verlauf seiner ersten Amtszeit immer mehr an Beliebtheit ein, auch das Hoch während des Irakkriegs 2003 unterbrach diese Entwicklung nur kurz. Zwischenzeitlich waren noch 44 Prozent der Bevölkerung mit seiner Arbeit zufrieden, was in etwa der aktuellen Marke von Donald Trump entspricht, bei Bush aber eine Halbierung seines Bestwerts bedeutete.
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Seinem Vorgänger Bill Clinton war eine solche Beliebtheit, wie Bush sie 2001 genoss, nie vergönnt. Dafür verlief seine Entwicklung gegenteilig. Die Zustimmungswerte des Demokraten erlebten in den ersten beiden Jahren ein Auf und Ab, fielen kurzzeitig sogar unter diejenige von Trump. Danach nahmen sie aber laufend zu. Am Ende seiner ersten Amtszeit wusste Clinton immerhin 60 Prozent der Bevölkerung hinter sich. (Die Lewinsky-Affäre ereignete sich erst 1998 und wirkte sich negativ auf die Akzeptanz Clintons aus.)
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Davon ist Trump noch weit entfernt. Nur ganz am Anfang seiner Amtszeit hatte er mehr Beipflichtung als Ablehnung. Weiterhin ist eine Mehrheit der Amerikaner unzufrieden mit seiner Arbeit. Seit diesem Mai bewegen sich Trumps Zustimmungswerte aber stabil zwischen 40 und 43 Prozent, was angesichts der dauernden Kontroversen um den aktuellen US-Präsidenten doch ziemlich erstaunlich ist.
Und es gab schon Präsidenten wie George Bush Senior (1989-1992) und Jimmy Carter (1977-1980), die in ihrer ersten Amtszeit höhere Ablehnungswerte hatten, also unbeliebter waren als Trump.
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Bekanntlich gibt Trump, dem Gegner Narzissmus unterstellen, etwas auf diese Umfragen. Schon oft hat er darüber getwittert, wenn seine Zustimmungsrate wieder mal noch oben korrigiert wurde. Sein Ziel müsste also sein, einmal die 50-Prozent-Marke zu knacken.
Derzeit ist noch nicht abzusehen, in welche Richtung sich Trumps Umfragewerte bewegen. Seit ungefähr einem halben Jahr sind sie relativ stabil. Laut einer gestern veröffentlichten Erhebung des Instituts Gallup, die allerdings nicht so repräsentativ ist wie die Zusammenfassung aller Umfragen von «Five Thirty Eight», sind 6 von 10 Amerikanern unzufrieden mit der Arbeit des Präsidenten. Die Reaktion von Trump liess nicht lange auf sich warten. «CNN stellt die USA unfair und falsch dar», lästerte er auf Twitter über den TV-Sender ab, der die Resultate bekannt gab.
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