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USAID-Abzug
Stopp der US-Auslandshilfen: Wer ist betroffen?

Ein Flüchtling aus Libyen wartet neben USAID-Kisten im tunesischen Flüchtlingslager von Choucha am 18. März 2011 nahe Ras Ajdir, Tunesien.
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In der Entwicklungszusammenarbeit sind die USA in vielen Ländern des Globalen Südens der grösste Geldgeber – bisher. Die abrupte Aussetzung der Hilfsgelder durch die Regierung von Präsident Donald Trump hat massive Auswirkungen in Krisen- und Konfliktregionen. Einige Beispiele:

Afrika

«Zwei bis vier Millionen zusätzlichen Todesfälle durch vermeidbare und behandelbare Krankheiten» – das könnte die Folge der US-Entscheidung sein, wie eine Berechnung der afrikanischen Gesundheitsbehörde CDC Africa ergeben hat. Finanzielle Engpässe könnten die Errungenschaften der vergangenen Jahre im Gesundheitsbereich zunichtemachen, schreibt CDC-Direktor Jean Kaseya in einem offenen Brief an die Afrikanische Union. Für die betroffenen Familien sei dies wiederum mit schweren wirtschaftlichen Konsequenzen verbunden. «Geschätzt 39 Millionen Menschen mehr würden in Armut gestürzt und den Kontinent jährlich Milliarden kosten – das ist nicht nur eine afrikanische Krise, es ist eine globale Krise im Entstehen», warnt Kaseya.

Mit einer der höchsten HIV-Infektionsraten weltweit gehört Südafrika seit mehr als zwei Jahrzehnten zu den grössten Empfängern von Mitteln aus dem US-Aidshilfe-Programm Pepfar. Bislang wurden damit knapp 20 Prozent des südafrikanischen HIV-Budgets und damit die medikamentöse Behandlung von 5,5 Millionen Menschen finanziert. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind rund 8,5 Millionen Südafrikaner – etwa 14 Prozent der Bevölkerung – mit dem Virus infiziert. Zudem seien nun die Stellen von rund 15.000 Beschäftigten im Gesundheitswesen bedroht, sagte Gesundheitsminister Aaron Motsoaledi.

Sandra Ramos mit ihren Kindern Bryan und Zoy Yamileth vor einem provisorischen Schuppen, gebaut mit Hilfe von USAID am Ufer des Ulua-Flusses in La Lima, Honduras, nach den Hurrikanen Eta und Iota.

Ob Syrien oder Gaza, Ukraine, Sudan oder Demokratische Republik Kongo: Das UNO-Nothilfebüro OCHA sieht jetzt seine Projekte in diversen Krisen- und Konfliktregionen in Gefahr. In Gaza etwa hänge der Erfolg der Feuerpause auch vom Gelingen humanitärer Hilfslieferungen ab. In Syrien und dem Sudan seien durch die andauernden Konflikte Millionen Flüchtlinge von Unterstützung abhängig, ebenso in der Ukraine. Könne die dringend notwendige Hilfe nicht mehr geleistet werden, drohe die Ausbreitung von Hunger und Krankheiten.

Ukraine

Die Ukraine ist von der Einstellung der USAID-Zahlungen mit am stärksten betroffen. Umgerechnet mehr als 2,5 Milliarden Euro an humanitärer Hilfe hat die US-Entwicklungsbehörde seit dem russischen Einmarsch nach Zählung des Zentrums für Oststudien in Warschau geleistet. Dazu kamen noch gut 4,8 Milliarden Euro an Entwicklungshilfe und mehr als 29 Milliarden Euro an US-Haushaltshilfen. Mehrere USAID-geförderte Entwicklungsprojekte beim Wiederaufbau von kritischer Infrastruktur unter anderem für die Stromversorgung, aber auch beim Ausbau von Grenzübergängen in die EU, sind demnach betroffen.

Afghanistan

Seit der Machtübernahme der Taliban 2021 hat USAID gemeinsam mit anderen US-Behörden umgerechnet mehr als 3,57 Milliarden Euro an humanitärer Hilfe und Entwicklungsunterstützung bereitgestellt. Das geht aus dem Ende Januar veröffentlichten Quartalsbericht des US-Generalinspekteurs für den Wiederaufbau in Afghanistan (Sigar) hervor. Damit sind die USA das wichtigste Geberland für Afghanistan. Rund 64 Prozent der Mittel stammen den Angaben nach von USAID und dem US-Aussenministerium.

US-Präsident Donald Trump spricht im Oval Office nach der Unterzeichnung eines Dekrets zum Rückzug aus UN-Organisationen am 4. Februar 2025 in Washington, DC.

Ein Stopp der Hilfe wird gravierende Folgen für die humanitäre Lage, das Gesundheitssystem und die Wirtschaft des Landes haben. Während internationale Hilfe in den vergangenen Jahren weiter gekürzt wurde, sind laut UNO-Nothilfebüro Ocha rund 22,9 Millionen Menschen – fast die Hälfte der Bevölkerung – auf humanitäre Unterstützung angewiesen.

Kambodscha

Das südostasiatische Kambodscha gehört zu den am stärksten betroffenen Ländern mit nicht explodierten Kampfmitteln. 93 aktive Projekte bei der Minenräumung müssten nun pausieren, sagte der Vizepräsident der dortigen Behörde für Minenräumung, Ly Thuch, der «Khmer Times». Die USA hätten die Räumung jährlich mit etwa 10 Millionen Dollar unterstützt. Betroffen seien auch mehr als 1000 Mitarbeiter, denen die Arbeitslosigkeit drohe. Die USA sind nach eigenen Angaben der weltweit grösste Unterstützer von Projekten zur Räumung von Landminen und nicht explodierten Sprengsätzen.

Sudan

Der blutige Machtkampf im Sudan hat zu einer der grössten humanitären Krisen weltweit und zu Flucht und Vertreibung von mehr als zwölf Millionen Menschen geführt. Gut 25 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen. «Ein Grossteil der Hilfsgelder, auf die wir angewiesen sind, kommt aus den USA», zitierte die Aktivistenplattform Avaaz einen hohen UNO-Beamten. Sollte die Finanzierung nicht wieder aufgenommen werden, drohe ein Zusammenbruch der UNO-Arbeit in dem Krisenstaat. «Es wäre einfach nicht machbar, weiterhin ernsthafte Hilfe im Sudan zu leisten.»

Ein USAID-Mitarbeiter beobachtet ein US-Militärflugzeug C-17, das am 3. Mai 2015 auf dem internationalen Flughafen von Kathmandu zum Stehen kommt.

Myanmar

In Myanmar ist die Aussetzung der Hilfen schon zu spüren: Im Grenzgebiet zu Thailand mussten seither mindestens acht Krankenhäuser schliessen, die sich seit Jahrzehnten um Opfer der bewaffneten Konflikte in dem Vielvölkerstaat gekümmert hatten. Viele Patienten müssen wegen schwerer Verletzungen nach Artilleriebeschuss oder Luftangriffen behandelt werden. «Es ist grausam, die Hilfen ohne Vorwarnung einzustellen», so Ärztin Linn Nway Oo. Laut der US-Botschaft in dem südostasiatischen Land leisteten die USA im Haushaltsjahr 2024 humanitäre Hilfe in Höhe von umgerechnet 136 Millionen Euro.

Senegal

Im westafrikanischen Senegal ist laut Premierminister Ousmane Sonko ein Projekt zur Verbesserung der Stromversorgung für die 18 Millionen Einwohner betroffen. Mit den umgerechnet mehr als 480 Millionen Euro sollten unter anderem grüne Energieversorgung ausgebaut und damit die Wirtschaft nachhaltig angekurbelt werden. Unklar war zunächst, wie viel des 2021 abgeschlossenen Fünf-Jahres-Programms bereits ausgezahlt wurde.

Sonko betonte erneut, wie wichtig es für afrikanische Staaten sei, sich von internationaler Finanzierung unabhängig zu machen. «Wir können nicht weiterhin auf Hilfe von aussen hoffen. Unsere Entwicklung muss in erster Linie von innen kommen.»

DPA/oli