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Studie zur Vogelgrippe
H5N1 wird zwischen Kühen wohl durch Melken übertragen

Bauer Fritz Ramsauer melkt seine Milchkuehe in seinem Stall, fotografiert am Montag, 11. Juli 2022 in Stein, Appenzell Ausserrhoden. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
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Zwischen Kühen wird das Vogelgrippevirus H5N1 hauptsächlich über die Milch übertragen – wahrscheinlich primär über das Melkgeschirr. Über die Atemluft geben infizierte Tiere den Erreger vermutlich nicht weiter. Das berichtet eine Gruppe um Martin Beer vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Greifswald und Jürgen Richt von der Kansas State University in Manhattan nach Versuchen im Fachjournal «Nature». 

In den Experimenten hatten die Forscher Kälber und Milchkühe mit H5N1 infiziert, insbesondere mit der Variante B3.13. Diese war vorigen März bei Milchkühen im US-Staat Texas gemeldet worden, Anfang August waren 190 Milchviehbetriebe in 13 US-Bundesstaaten davon betroffen. Vereinzelt wurden auch Fälle bei Menschen in solchen Betrieben registriert

Die Variante B3.13 sei eine Mischung aus einem ursprünglich europäischen und einem nordamerikanischen Vogelgrippevirus, schreiben die Autoren. Demnach sprang dieser Erreger vermutlich Ende 2023 oder Anfang 2024 auf Rinder über und breitete sie sich dann aus.

PETALUMA, CALIFORNIA - APRIL 26: Cows graze in a field at a dairy farm on April 26, 2024 in Petaluma, California. The U.S. Department of Agriculture is ordering dairy producers to test cows that produce milk for infections from highly pathogenic avian influenza (HPAI H5N1) before the animals are transported to a different state following the discovery of the virus in samples of pasteurized milk taken by the Food and Drug Administration.   Justin Sullivan/Getty Images/AFP (Photo by JUSTIN SULLIVAN / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP)

Beer, Richt und Kollegen untersuchten nun gezielt, wie Infektionen ablaufen. Dazu infizierten sie zunächst Holsteinrind-Kälber über Nase und Mund mit der Variante B3.13 und gaben zwei Tage später drei weitere Kälber zu der Gruppe. Zwar registrierte das Team bei einzelnen der ursprünglich infizierten Tiere vermehrte Nasenschleimbildung und Husten, aber kein Fieber und keine sonstigen Krankheitssymptome. Auch Appetit und Aktivität blieben normal. 

Die nachträglich zu der Gruppe gegebenen Kälber steckten sich nicht an. Sieben Tage nach der Infektion war nur bei der Hälfte der ursprünglich infizierten Kälber eine geringe Menge an Virenerbgut in Gewebe der oberen Atemwege zu finden. Blut und anderes Gewebe enthielten keine Virus-RNA.

Milchkühe reagierten anders

Ganz anders sah es bei Milchkühen aus, die über das Euter infiziert worden waren. Sie zeigten schon einen Tag nach der Infektion einen beeinträchtigten Allgemeinzustand, Haltungsstörungen und Lethargie. Die Milchproduktion sank bei all diesen Kühen um über 90 Prozent.

Am zweiten Tag nach der Infektion wurde die Milch schleimig und zähflüssig, sie trennte sich schnell in flüssige und feste Bestandteile auf. Das betraf sowohl jene Kühe, die mit der Variante B3.13 infiziert worden waren, als auch drei Versuchstiere, denen eine verwandte europäische H5N1-Variante verabreicht worden war.

In beiden Gruppen wurde jeweils eine Kuh so krank, dass sie am dritten Tag nach der Infektion eingeschläfert werden musste. Milchproben beider Gruppen zeigten hohe Virenlasten. Autopsien ergaben, dass in den Milchdrüsen eine erhebliche Anzahl an Zellen abgestorben war. Bei genetischen Untersuchungen fanden die Forscher eine Mutation, die wohl die Vermehrung des Virus in bestimmten Zellen des Euters ermöglicht.

Allerdings gibt es eine Einschränkung zur Aussagekraft der Studie: Man habe eine frühe Variante des bovinen H5N1-Virus aus den USA untersucht und nur an einer kleinen Zahl von Tieren testen können, heisst es vom FLI.

Forscher mahnen zu erhöhter Aufmerksamkeit

«Glücklicherweise wurde bisher keine Übertragung von Mensch zu Mensch gemeldet», schreiben die Studienautoren. «Das stützt die Annahme, dass diese Stämme noch keine kritischen Barrieren überwunden haben, um eine Übertragung von Mensch zu Mensch zu ermöglichen.» 

Allerdings mahnt das Team US-Molkereibetriebe zu erhöhter Aufmerksamkeit, falls Milcheigenschaften auffallen. Dann sollten sie eine Milchdrüsenentzündung infolge einer Vogelgrippe-Infektion in Betracht ziehen. Eine effektive Überwachungsstrategie sei von entscheidender Bedeutung für eine Kontrolle des Ausbruchs unter Kühen.

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DPA/nag