Interview mit Fabian Unteregger«Wer Viola Amherd sprechen hört, will lieber Fendant trinken als die Waffe zücken»
Der Comedian parodierte die abtretende Verteidigungsministerin jahrelang auf SRF 3. Wie hat er das gemacht? Und wie reagierten die Walliser auf seine Scherze?

Fabian Unteregger verliert mit dem Rücktritt von Viola Amherd eine seiner besten Nummern. Neben Roger Federer, Baschi oder Christoph Mörgeli gehörte Viola Amherd zu den beliebtesten Figuren in seiner Sendung «Zum Glück ist Freitag» auf Radio SRF 3.
Herr Unteregger, Viola Amherd war eine Ihrer besten Parodien. Wie schmerzhaft ist ihr Rücktritt?
Oh, das ist nach dem Sportabzeichen quasi die zweite militärische Auszeichnung, die ich erhalte! Lange hiess es ja, Männer könnten keine Frauen parodieren. Was damit widerlegt wäre. Die Parodie funktioniert gut – Walliserdeutsch als solches ist immer toll. Die Sprache wirkt wie eine militärische Chiffrierung.
Was hat Viola Amherd für Sie ausgemacht?
Wallis, Frau, nahbar, Singsang in der Stimme mit Landesmutter-Vibe. Charakterlich kann ich mich nicht äussern, weil ich sie nicht persönlich kennen gelernt habe. Bei der Stimmanalyse fiel mir jedoch dieser deeskalierende Singsang auf, was bei einem Angriff auf die Schweiz sicherlich zur Entspannung beigetragen hätte. Wer sie sprechen hört, will lieber Fendant trinken als die Waffe zücken.
Bei Ihren Parodien ging es oft um Panzer, Haubitzen oder Kasernen. Was denken Sie, wie hat sich Amherd im Männerclub Armee geschlagen?
Ich glaube, sehr gut. Sie schien frischen Wind in ein hochpolitisches Departement zu bringen. Und das im Chor von 8,85 Millionen Verteidigungsexperten im Land. Das allein gleicht einer mentalen Nati-Kampfbahn.
Gab es etwas an Amherds Sprache, was Sie nie erreicht haben – obwohl Sie stundenlang übten?
Da müssten Sie die Million SRF-3-Hörerinnen und -Hörer fragen. Die entscheiden letztlich, ob es gut war.
«Ich wünsche mir eine hochgradig seltsam sprechende Person, die ein wenig gaga ist.»
Die Walliser sind ein stolzes Volk und verstehen nicht immer nur Spass, wenn man sich über sie lustig macht. Was haben Sie für Reaktionen bekommen?
Sehr gute. Die Walliser selbst hatten Freude daran, auch wenn sie sagten, hier und dort müsse ich etwas präziser betonen. Grundsätzlich sind Walliser ein überdurchschnittlich umgänglicher Haufen. Ich mag sie sehr. Bei Shows erlebe ich sie regelmässig als sehr selbstironisch.
Tatsächlich?
Ich glaube, das musst du auch sein, wenn man in diesem riesigen, lang gezogenen Felsschlitz wohnt. Sollten alle Stricke reissen, wirkt im Wallis aber auch der Fendant als guter Türöffner. Ich staunte immer wieder, dass das tatsächlich kein Klischee, sondern Realität ist. Auch auf Walliser Regierungsebene. Dort hatte ich das Vergnügen im letzten Herbst.
Aber von Viola Amherd haben Sie nie etwas gehört?
Nein, leider nicht. Ich habe jedoch damals während der RS auf dem Waffenplatz Thun als Panzersoldat Wochenendwache geschoben, als plötzlich ein ziemlich eindrücklicher Mercedes vorgefahren ist. Dann wurde hinten das rechte Fenster runtergelassen und eine Berner Oberländer Stimme sagte: «Grüessech mitenand, geeets guet?» Nach dieser Begegnung mit Adolf Ogi hat bei uns zur Wache abdetachierten Rekruten Freude geherrscht. Ich bin mir sicher, dass das auch Viola Amherd gemacht hätte.
Wen wünschen Sie sich als Nachfolger?
Als Comedian wünsche ich mir eine verhaltensauffällige, hochgradig seltsam sprechende Person, die ein wenig gaga ist – in anderen Ländern ist dieser Fall ja schon eingetreten. Als Schweizer möchte ich einfach die kompetenteste Person in der Regierung, die nur möglich ist.
Im erfolgreichsten deutschen Podcast «Gemischtes Hack» machten sie sich kürzlich vor einem Millionenpublikum darüber lustig, dass die Schweizer Bundespräsidentin «am Herd» heisst. Was halten Sie von diesem Scherz?
Den haben wir alle bis circa 24 Stunden nach ihrer Wahl natürlich auch gemacht; ein aufgelegter No-Brainer. Dann war das – um im Jargon zu bleiben – gegessen. Sie hätten es übrigens im Podcast noch weiter treiben können, wenn sie das nötige Wissen gehabt hätten: Wir sind grundsätzlich ein friedliches Volk. Darum heisst der Armeechef auch Süssli. Bei den Deutschen hiesse er Bitterli oder Sauer.
Fabian Unteregger feiert mit seinem neuen Comedyprogramm «Fachkräftemangel» am 11. März Premiere in Zürich und geht dann auf Schweizer Tournee. www.fabianunteregger.ch
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